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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aristodemus; Aristogiton; Aristokrat; Aristokratie; Aristokratismus; Aristol; Aristolochia

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Aristodemus - Aristolochia

"Exegesis" betitelt, verfaßt haben, worin er den Nachweis versucht, daß die griech. Philosophie vom Gesetze Moses und den Propheten abhängig sei. - Über die vielbestrittene Echtheit dieses Werkes, das nur aus den bei den Kirchenvätern Clemens von Alexandria und Eusebius citierten Fragmenten bekannt ist, vgl. Schürer, Geschichte des jüd. Volks im Zeitalter Jesu Christi, Bd. 2 (Lpz. 1886).

Aristodemus, Sohn des Aristomachos, Ururenkel des Herakles, war nach der spartanischen Sage der erste König von Sparta aus dem Stamme der Herakliden (s. d.). Nach andern Sagen ward er vor der Eroberung des Peloponnes durch die Herakliden vom Blitze erschlagen, so daß erst seine Zwillingssöhne Könige in Sparta wurden.

Aristodemus, der Held der Sagengeschichte des ersten Messenischen Krieges (s. Messenien), bot auf ein Orakel, das die Opferung einer Jungfrau aus dem Geschlechte der Aipytiden verlangte, seine Tochter selbst an und tötete sie, als ihr Geliebter, um sie zu retten, erklärte, sie habe ihre Jungfräulichkeit verloren. Nach dem Tode des kinderlosen Königs zu dessen Nachfolger gewählt, regierte A. einige Jahre trefflich und erfocht einen großen Sieg. Dann aber kamen unheilvolle Zeichen, und nach einem grausen Traume vollends verzweifelnd, gab sich A. auf dem Grabe seiner Tochter den Tod.

Aristogiton (Aristogeiton), s. Harmodius und Aristogiton.

Aristokrat, ein Mitglied oder ein Anhänger der Aristokratie (s. d.).

Aristokratie (grch.), diejenige republikanische Staatsform, bei welcher eine Elite des Volks als rechtliche Personeneinheit die Souveränität des Staates ausschließlich trägt und sie entweder mit oder ohne Repräsentation des übrigen Volks ausübt. Ihr wird die Demokratie (s. d.), d. h. diejenige Republik entgegengesetzt, in welcher die Gesamtheit oder die Mehrheit aller Staatsbürger die Souveränität ausübt. Die Idee der A. ist, daß nur diejenigen, welche dazu besonders befähigt sind, den Staat leiten sollen. Die fragliche besondere Befähigung ist nach den verschiedenen Verfassungen eine verschiedene, indem bald edlere Abstammung, bald kriegerische Tüchtigkeit, bald die höhere Intelligenz, bald eine gesteigerte religiöse oder sittliche Qualifikation, bald die Art und Größe des Vermögens als entscheidend betrachtet werden. Doch sind bei den wirklich herrschenden A. meist mehrere dieser Faktoren oder alle verbunden. Man versteht unter A. aber auch, abgesehen von der Staatsform, die höhern aristokratischen Klassen. Die Zugehörigkeit zu denselben kann schon durch die Geburt und die Erbschaft gewisser Immobilien begründet sein (Geschlechtsaristokratie, Adel [s. d.] im engern Sinne des Wortes), oder sie wird erst durch den Erwerb ihrer Voraussetzungen (Geld- und Amtsaristokratie, noblesse financière, noblesse de robe), oder wohl auch durch die Wahl erlangt. Von dieser letztern Art war die Volksaristokratie der alten Römer. Doch sind diese Begriffe unklar und schwankend, ja als solche anfechtbar; eine histor. Berechtigung hat nur die durch Geburt vererbte A. In den alten Monarchien findet meist eine Teilnahme dieser letztern A. am Staatsregiment in der Form der Ober- oder Herrenhäuser statt.

Aristokratismus, das aristokratische Regierungssystem; die Vorliebe für die Aristokratie (s. d.) oder aristokratische Grundsätze.

Aristol, Dithymoldijodid, ein Jodsubstitutionsprodukt des Thymols, von der Formel C18H24O2J2 ^[C<sub>18</sub>H<sub>24</sub>O<sub>2</sub>J<sub>2</sub>] wird erhalten durch Versetzen einer Lösung von Jod in Jodkalium mit einer alkalischen Thymollösung und stellt ein hellrötlichbraunes, äußerst zartes geruchloses Pulver dar, welches in Wasser und Glycerin unlöslich, wenig in Alkohol, dagegen leicht in Äther und fetten Ölen löslich ist. Das A. wird in der Chirurgie und Gynäkologie gegen Geschwüre, syphilitische Ulcerationen, parasitäre Hautkrankheiten, Psoriasis, Lupus u. a. empfohlen, auch als antiseptisches Mittel an Stelle des Jodoforms benutzt, vor dem es den Vorzug der Geruchlosigkeit hat, ist aber nicht offizinell.

Aristolochia L., Pflanzengattung aus der Familie der Aristolochiaceen (s. d.) mit gegen 200 Arten in den Tropen und gemäßigten Zonen der ganzen Erde; ausdauernde Kräuter oder Holzgewächse mit aufrechten oder schlingenden Stengeln oder Stämmen, abwechselnden, gestielten Blättern von vorherrschend herzförmiger Gestalt und kurzgestielten, achselständigen Blüten mit unterständigem Fruchtknoten und röhrigem, unregelmäßigem Perigon, das sich über dem Fruchtknoten bauchig erweitert, dann verschmälert und an seiner Mündung entweder einseitig in eine Zunge ausgezogen ist oder einen horizontal ausgebreiteten, tellerartigen, seltener einen ganz unregelmäßig oder eigentümlich gestalteten Saum hat. Im Innern der bauchigen Erweiterung befindet sich eine dicke, kurze Griffelsäule mit sechs ringsherum angewachsenen Staubbeuteln. Die europ. Arten sind Kräuter mit aufrechtem oder hin und her gebogenem Stengel und kriechendem oder knolligem Wurzelstock. In Deutschland kommt nur A. clematitis L., Osterluzei (s. Tafel: Hysterophyten I, Fig. 6) genannt, wild vor, die einen kriechenden Wurzelstock und zu fünf bis sieben in den Blattwinkeln stehende, etwa 2 cm lange Blüten mit schmutziggelbem, leichtgekrümmtem, in eine Zunge auslaufendem Perigon besitzt. Dieses Kraut findet sich vornehmlich in Weinbergen mit kalkigem Boden. Die Wurzel war früher offizinell. Zu ähnlichen Zwecken dienen die knolligen Wurzelstöcke zweier südeurop. Arten, der A. longa L. und A. rotunda L. Die meisten Aristolochien wachsen in Westindien und dem tropischen Amerika. Viele zeichnen sich durch prächtige oder höchst sonderbar gestaltete, oft auch sehr große Blumen aus und sind daher kostbare Zierpflanzen der Warmhäuser. Die bemerkenswertesten sind: 1) A. serpentaria L., eine aufrechte Staude, deren aus vielen dünnen, schlangenartig ineinander geflochtenen Wurzeln bestehender Wurzelstock unter dem Namen der virginischen Schlangenwurzel bekannt ist und früher als Radix Serpentariae offizinell war. Die trockne Wurzel des Handels hat einen starken, baldrianähnlichen Geruch und einen bittern, kampferartigen Geschmack. In ihrem Vaterlande wendet man sie als Gegengift gegen den Biß der Klapperschlange und anderer Schlangen, auch gegen Wechselfieber an. 2) A. sipho L'Herit., der Pfeifenstrauch, ein Holzgewächs mit sehr lang werdenden, schlingenden Stämmen und Ästen, sehr großen Blättern und grünlichgelben, ziemlich großen, einzeln oder paarweise stehenden Blumen, deren Perigon ähnlich wie ein Tabakspfeifenkopf gestaltet ist. Diese Pflanze wird in Deutschland häufig zu Lauben- und Wandbekleidungen in Gärten verwendet, besonders an schattigen Stellen. 3) A. elegans Mart. (s. Tafel: