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Asien (Staaten und Kolonien. Verkehrswesen)
keit des rohen Materials; die Gegenstände aber, auf die sie sich beschränkt, können sich mit Recht einer großen Vollkommenheit rühmen, wie die Fabrikation der Seiden-, Baumwoll- und Wollzeuge, des Leders, der Waffen und die Bereitung der Farben beweist. Ind. Musseline, pers. wie türk. und ind. Shawls und Teppiche, damascener Waffen und türk. Saffiane behaupten noch jetzt ihren Wert auf den europ. Märkten, und die Nachfrage nach den Porzellan- und Papierfabrikaten, den Lackwaren und Elfenbeinarbeiten der Chinesen und Japaner steigert sich von Jahr zu Jahr. Der Handel der asiat. Völker ist immer noch, obgleich ihm die Bewohner des Westens so viel Eintrag thun, ein ausgebreiteter. Derselbe ist vorherrschend Landhandel, zieht noch heute dieselben Straßen wie vor alters und erhält den Glanz der von ihm berührten Städte, selbst wenn sie von den Ruinen verfallener Macht umgeben sind. Große Karawanen führen die Waren auf Kamelen durch die Wüsten und vereinigen oder begegnen sich in bestimmten Städten, so in Buchara, Herat, Bagdad, Haleb, Damaskus, Kabul u. s. w. China treibt durch die östl. Gobi mit Rußland bedeutenden Handel. Indien sendet seine Waren über die iranischen Hochflächen nach Syrien, Armenien und Kleinasien oder über Buchara nach Orenburg und dem europ. Rußland. Der Landhandel ist größtenteils in den Händen der Bucharen und Armenier, auch in denen der Juden, Banjanen und Europäer. Seehandel wird nur sehr beschränkt von Arabern, Banjanen, Malaien, Bugi und Chinesen zu den nächstgelegenen Ländern, im großen aber von den Europäern, besonders den Engländern, sowie von den Nordamerikanern betrieben. Zu den wichtigsten Seeplätzen gehören Smyrna, Maskat, Basra, Buschehr, Bombay, Madras, Kalkutta, Singapur, Batavia, Kanton, Shang-Hai, Tien-tsin, Nagasaki und Jokohama bei Tokio. Diesen schließen sich die am Jang-tse-kiang gelegenen, erst seit neuerer Zeit dem europ. Handel erschlossenen Städte an, namentlich das bedeutende Han-kou, während das russ. Amurland zwar viele gute Häfen, aber wegen geringer Bevölkerung wenig Handel hat.
Staaten und Kolonien. Die politischen Zustände bieten schroffe Gegensätze dar. Während die wilden Völker Oberhäupter über große Stammesgruppen nicht kennen, sondern in vereinzelten Familien leben, während die Nomadenvölker unter ihren Stamm- und Hordenhäuptlingen noch patriarchalische Regierungsform bewahren, zum Teil aber gleichsam als Lehnsstaaten mächtigern Reichen unterthänig sind, finden sich die gesitteten Völker A.s in Staaten mit monarchischen und despotischen Regierungsformen vereint.
A. zeigt jetzt folgende polit. Gruppen: A. Westgruppe: 1) das Osmanische Reich; 2) Arabien (Wahhâbitenreich, Hadramaut, Sultanat Oman) und seine Nomaden; 3) Persien, Afghanistan und Belutschistan; 4) die Chanate Chiwa und Buchara in Turan mit ihren Nomaden. B. Ostgruppe: 1) Japan; 2) China mit seinen Schutz- und Vasallenländern Tibet, Ostturkestan, Mongolei, Mandschurei; 3) Korea. C. Südgruppe: 1) in Vorderindien neben dem unmittelbaren brit. Besitz, dem großen Anglo-indischen Kaiserreiche mit seinen eingeborenen Schutzstaaten, die mehr oder weniger abhängigen Staaten Nepal, Bhotan u. s. w.; 2) in Hinterindien, ebenfalls neben dem unmittelbaren Besitz der Engländer und Franzosen, der unabhängige Staat Siam und die Malaienstaaten der Halbinsel Malaka; 3) die Besitzungen der Niederländer, Spanier, Portugiesen und Briten im Malaiischen Archipel und China. D. Nordgruppe: das asiat. Rußland.
Von den unabhängigen einheimischen Reichen A.s weisen Japan und China (im engern Sinne) die größte Bevölkerungsdichtigkeit auf; in Japan kommen 105 E., im eigentlichen China, abgesehen von den Nebenländern, 90 E. auf 1 qkm. Wird jedoch das ganze Chinesische Reich mit Mandschurei, Mongolei und Tibet in Betracht gezogen, so vermindert sich die mittlere Bevölkerungsdichtigkeit um etwa zwei Drittel. Die größte Volkszahl nicht nur in A., sondern überhaupt auf der ganzen Erde, weist das Chinesische Reich auf, nämlich 361 500 000 Seelen auf 11 115 600 qkm, wovon auf die Nebenländer 11 500 000 E. auf 7 111 000 qkm kommen. Japan hatte auf 382 416 qkm (1892) 40 718 677 E., die asiat. Türkei (nach Cuinets Annahme) auf 1 319 854 qkm 15 656 555 E., Korea auf 218 243 Am 6-7 Mill. E., Persien auf 1 648 000 qkm 6-7,5 Mill. E., Siam auf 520 000 qkm etwa 5 Mill. E.
Die Besitzungen der europ. Mächte zeigen folgende Bevölkerungsziffern: 1) Britische Besitzungen mit 5 212 000 qkm und (1891) 295 912 000 E., hiervon auf das Kaisertum Indien (mit Somal und Sansibar) 4 859 300 qkm und 291 351 000 E. 2) Niederländisch-Ostindien mit 1 873 061 qkm und 32 000 000 E. 3) Französische Besitzungen mit 490 000 qkm und 18 974 000 E.; hiervon auf Cochinchina 59 500 qkm und (1889) 1 876 689 E., auf Tongking (100 000 qkm), Annam (230 000 qkm), Kambodscha (100 000 qkm) zusammen (1891) 20 Mill. E.; auf die Etablissements in Indien (Pondichéry, Chandarnagar, Karikal, Mahé, Janaon) 509 qkm und (1891) 283 053 E. 4) Russisches Reich in A. mit 17 002 406 qkm und (1894) 20 017 786 E.: Transkaukasien 472 554 qkm und (1894) 8 596 026 E.; Sibirien 12 518 487 qkm und (1894) 5 066 332 E.; Centralasien, einschließlich Transkaspische Provinz, 4 011 356 qkm und (1894) 6 355 428 E. 5) Spanische Besitzungen: Philippinen 296 182 qkm und (1887) 5 985 124 E. 6) Portugiesische Besitzungen in Vorderindien (Goa, Daman, Diu, Gopola); Makao, Timor mit Kambing 19 970 qkm mit 881 000 E.
Verkehrswesen. Das Eisenbahnnetz hatte 1. Jan. 1890 einen Umfang von 31 024 km. Davon entfallen auf: das Russische transkaspische Gebiet 1433 km, Kleinasien 720 km, Persien 18 km, Britisch-Ostindien 25 488 km (1. April 1891: 27 347 km), Ceylon 289 km, die Malaiischen Staaten (unter engl. Schutzherrschaft) 50 km, Niederländisch-Indien 1283 km, Cochinchina und Pondichéry 83 km, Japan 1460 km (1. April 1893: 2974 km), China 209 km. Im asiat. Rußland ist kürzlich mit dem Bau der großen Sibirischen Eisenbahn (s. d.) begonnen worden. Ihre ganze Länge beträgt etwa 6300 km, wovon etwa 1000 km auf die bereits im Betriebe befindliche europ. Strecke Samara-Ufa entfallen. Ganze Länge von St. Petersburg bis Wladiwostock 10 000 km. Auf der Insel Luzon der Philippinengruppe befindet sich eine 193 km lange Bahn im Bau und teilweise bereits seit 25. März 1891 im Betriebe. Auch in Siam ist bereits eine schmalspurige Eisenbahn von ungefähr 220 km Länge genehmigt. In Sumatra ist die Eisenbahn von dem Hafen Padang nach Padang-Pandjang am 1. Juli 1891 eröffnet und ihre Fortsetzung bis zu den sog. Om-^[folgende Seite]