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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bamberg (Stadt)

15 Amtsgerichten (B. I., B. II., Baunach, Burgebrach, Ebermannstadt, Ebern, Forchheim, Höchstadt am Aisch, Kronach, Lichtenfels, Ludwigsstadt, Nordhalben, Scheßlitz, Seßlach, Staffelstein) und Kammern für Handelssachen, zweier Amtsgerichte, je zweier Bezirks-, Rent-, Forstämter, eines Landbauamtes, Straßen- und Flußbauamtes, Aich-, Hauptzoll-, Oberpost-, Oberbahnamtes (440,99 km Bahnlinien) und des Stabes der 4. Kavalleriebrigade.

Bildungs- und Vereinswesen. An der Spitze des Unterrichtswesens steht das Lyceum (Geistlicher Rat Dr. Katzenberger) mit theol., philos. und kath. Fakultäten an Stelle der 1585 als Gymnasium academicum gestifteten, 1647 von Bischof Otto in eine Akademie verwandelten, 1735 von Bischof Friedrich Karl durch die jurist. und mediz. Fakultät erweiterten, 1803 aufgehobenen Universität. Seit 1886 besitzt B. eine aus Mitteln der Dr. Remeisschen Stiftung (500000 M.) gegründete Sternwarte (Direktor Dr. Hartwig) mit dem größten Heliometer der nördl. Halbkugel, einem 10zölligen Refraktor und andern wertvollen Instrumenten. Ferner hat B. zwei Gymnasien, das königl. Alte Gymnasium, als kath. Stiftung 26. Juni 1586 von Fürstbischof von Mengersdorf gegründet (Studienrektor Professor Klüber, 24 Lehrer, 5 Gymnasial-, 4 Lateinklassen, 377 Schüler) und das königl. Neue, 1890 eröffnete Gymnasium (Rektor Schmidt, 23 Lehrer, 9 Klassen, 372 Schüler), das Aufseesianum, ein vom Freiherrn von Aufsee 1738 gegründetes, jetzt königl. Studienseminar für kath. Studierende, dessen 104 Zöglinge das königl. Gymnasium besuchen (Direktor Hehler); eine königl. Realschule mit Handelsabteilung (Rektor Dr. Schumann, 19 Lehrer, 200 Schüler), ein kath. Priesterseminar verbunden mit Knabenseminar; ein königl., seit 1873 paritätisches Schullehrerseminar (1791 gegründet), eine königl. paritätische Präparandenschule (1875 von Forchheim nach B. verlegt), eine Taubstummenanstalt (kath. Internat), ein höheres Töchterinstitut der Englischen Fräulein (1717 gegründet), eine höhere Mädchenschule, ein Mädchen- und ein Malerinstitut (Schmittsche Porzellanmalerei-Anstalt) und 60 Volksschulen. Unter den Sammlungen für Wissenschaft und Kunst steht obenan die ehemals bischöfliche, aus der Jesuiten- und mehrern Klosterbibliotheken entstandene königl. Bibliothek (Friedrich Leitschuh) im ehemaligen Jesuitenkollegium mit 300000 Bänden, 3100 Handschriften (darunter schöne Pergamenthandschriften aus der von Kaiser Heinrich Ⅱ. dem Bamberger Domstift hinterlassenen sog. Kaiserbibliothek, Evangelien- und Meßbücher aus der Karolingerzeit, u. a. die sog. Alkuinsbibel, von Alkuin für Karl d. Gr. geschrieben), 5000 kostbaren Inkunabeln und den reichen Sammlungen des Kunstforschers Jos. Heller (gest. 1849). In demselben Gebäude befindet sich die physik. Sammlung und das Lindersche Naturalienkabinett (Konchylien und Insekten). Die städtische Kunstsammlung auf dem Michaelsberg enthält über 600 wertvolle Gemälde der altdeutschen, niederländ., ital., span. und franz. Schule sowie zahlreiche Kunstgegenstände aus älterer und neuer Zeit. Mit derselben ist eine ethnogr. Sammlung verbunden. In den Parterreräumen des Kunstmuseums finden sich die Sammlungen des Historischen Vereins. Im Stadttheater (800 Plätze) werden im Winter Schauspiele und Opern durch die Nürnberger Bühnengesellschaft gegeben. Von Vereinen bestehen: Kunstverein, Naturforschende Gesellschaft, Kolonialverein, Historischer Verein, Gartenbau-, Bienenzucht-, Fischerei-, Ornithologischer Verein, Stenographen-, Volksbildungs-, Gewerbe-, Fremdenverkehrs-, Verschönerungsverein, Verein für Ferienkolonien und Knabenhort sowie die Freimaurerloge «Zur Verbrüderung an der Regnitz». In B. erscheinen 4 tägliche Zeitungen.

Wohlthätigkeitsanstalten. Allgemeines Krankenhaus, Irrenanstalt, Antonistift für Epileptische und an unheilbaren Krankheiten Leidende, Bürgerspital, Rettungsanstalten für Knaben und Mädchen, Waisenbaus, Dienstbotenversorgungs-, Suppenanstalten, Schwimmschulen, Badeanstalten, städtisches Leihhaus.

Industrie, Handel und Gewerbe. Die Industrie umfaßt eine Baumwollspinnerei (eine der größten Deutschlands mit 2000 Arbeitern, 90000 Spindeln, 1260 Stühlen, einer Jahresproduktion [1887] von 9,6 Mill. m im Werte von 3 Mill. M. und 1,9 Mill. M. Bruttoüberschuß), 2 Eisengießereien, 2 Holzgalanteriewarenfabriken, elektrotechnische Fabrik, Seidenzwirnerei, Färberei, Bleicherei und Appreturanstalt; Fabrikation von Tuch und Wollzeugen, Seilerwaren, Cigarren und Tabak, Wagen, Möbeln, Thonöfen und Präserven; Holzschnitzerei, Ziegelei, bedeutende Exportbierbrauereien (Frankenbräu), Malzfabrik (1886 gegründet, mit 40000 hl jährlicher Produktion), berühmte Porzellanmalerei mit bedeutendem Export nach England und den Vereinigten Staaten. Einen Hauptnahrungszweig bildet aber die blühende Gärtnerei, die besonders viel Süßholz, weiße und gelbe Rüben, Anis, Obst, Koriander und Sämereien für die Ausfuhr liefert. Die Umgebung von B. gleicht einem großen Frucht- und Gemüsegarten. Jährlich finden 2 Messen, monatlich 2 Viehmärkte und im Frühjahr Pferdemärkte statt. Außer der Agentur der Bayrischen Notenbank besteht eine Reichsbanknebenstelle, ein Bezirksgremium für Handel und Fabriken und für Gewerbe, Vorschußverein und städtische Sparkasse.

Verkehrswesen. B. liegt an den Linien B.-München (261 km), B.-Hof (127,14 km), B.-Würzburg (101 km) und B.-Grenze-Meiningen (134,67 km) und hat ein Oberpostamt, eine Hauptpostexpedition und ein Postamt zweiter Klasse, bei denen (1890) 7,5 Mill. M. auf 107000 Anweisungen eingezahlt und 7,6 Mill. M. auf 121000 Anweisungen ausgezahlt wurden, während 36720 Depeschen ankamen und 32316 abgingen. An die städtische Fernsprecheinrichtung sind 170 Teilnehmer angeschlossen. Der Verkehr auf dem Ludwig-Main-Kanal hat infolge des Eisenbahnverkehrs nachgelassen, die Bamberger Schiffer besitzen noch wenige Transportschiffe.

Umgebung. In der schönen Umgebung der Stadt bietet der auf einer von der Regnitz gebildeten Insel gelegene Theresien- und Luisenhain mit seinen Parkanlagen angenehme Spaziergänge (Badeanstalt mit Schwimmschulen und Café), ebenso die zum Schutze gegen die Hochflut der Regnitz 1889 aufgeführten Dämme (1½ Mill. M.) auf beiden Seiten des rechtsseitigen Regnitzarmes; am Ende des Haines das Dörfchen Bug, beliebter Ausflugsort; 2 km oberhalb der Stadt die Altenburg, im 10. Jahrh. gegründet, seit 1251 ein festes Schloß der Fürstbischöfe von B., 1553 durch Markgraf Albrecht Alcibiades von Bayreuth zerstört, später wiederhergestellt, mit restaurierter Burgkapelle (Grabmäler aus dem 16. Jahrh. und alte