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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Berlin (Öffentliche Anlagen. Denkmäler und Brunnen)

angelegten Kaiser-Wilhelm-Straße; die in Sandstein 1893 umgebaute Friedrichsbrücke mit 4 in Kupfer getriebenen Fackelträgern von K. Begas und K. Piper; die 1882 in Sandstein und Eisen umgebaute Marschallbrücke; die an Stelle der Unterbaumbrücke erbaute Kronprinzenbrücke am Endpunkt der Karlstraße; die 1865 erbaute Alsenbrücke; die die Verbindung mit Moabit herstellende Moltkebrücke. Über den Landwehrkanal führt vom Belle-Allianceplatz die 1874-77 umgebaute mit 4 Marmorgruppen (Schiffahrt, Fischerei, Gewerbe, Handel) geschmückte Belle-Alliancebrücke, und vom Lützowplatz die Herkulesbrücke mit Sandsteingruppen von Schadow.

Unter den 72 öffentlichen Plätzen, die seit dem Bau der 14 Markthallen fast alle gärtnerische Anlagen tragen, sind die bedeutendsten: der Opernplatz, mit der Universität, königl. Bibliothek, Hedwigskirche, Dresdener Bank und dem Opernhaus (s. S. 801 a); der Pariser Platz am westl. Ende der Linden, mit dem Palais Blücher, Offizierkasino, Palais der franz. Botschaft; nordwestlich davon der Königsplatz mit dem Siegesdenkmal (s. unten), dem neuen Reichstagsgebäude und Krolls Theater; der Wilhelmsplatz mit dem Palais des Prinzen Friedrich Leopold; der Leipziger Platz mit der kaiserl. Admiralität und mehrern Gesandtschaftshotels; der Dönhofplatz am östl. Teile der Leipziger Straße; der Askanische Platz mit dem Anhalter Bahnhof; am Südende der Friedrichstraße der Belle-Allianceplatz mit der Friedenssäule; ferner der Lustgarten, umschlossen vom Alten Museum, dem neuen Dom und der nördl. Langseite des königl. Schlosses, während vor der südlichen der Schloßplatz liegt. Im SO. der Mariannenplatz mit dem Krankenhaus Bethanien; im S. der Moritzplatz. Durch die Ausdehnung der Stadt nach N. hin wurden auch dort Plätze geschaffen; so der Weddingplatz, Teutoburger Platz, Zionskirchplatz und Arconaplatz. Die Bezeichnung Markt führen 7 Plätze; darunter der Gensdarmenmarkt mit dem Schauspielhaus, der Neuen und Französischen Kirche (s. S. 797 b).

Öffentliche Anlagen. Die größte und schönste ist der im W. gelegene 255 ha große Thiergarten (so die amtliche Schreibung), der sich vom Brandenburger Thor bis dicht vor Charlottenburg erstreckt und von der Charlottenburger Chaussee in ostwestl. Richtung geteilt wird. Ursprünglich ein umzäunter Wildpark, in dem die Kurfürsten jagten, verlor er unter König Friedrich Ⅰ. diese seine Eigenschaft und wurde allmählich in einen Park umgewandelt. Unter Friedrich Wilhelm Ⅲ. erhielt er durch den Gartenbaudirektor Lenné im wesentlichen seine jetzige Gestalt und wurde dem Publikum übergeben. Seine Unterhaltung kostet jährlich 150000 M., wozu die Stadt 30000 M. beiträgt. Prächtige Straßen und schöne Alleen von alten Bäumen durchqueren den Park; anmutige Promenaden wechseln mit Wasserpartien, Rasen- und Blumenstücken und Kinderspielplätzen. Die schönsten Teile sind: der Goldfischteich, Floraplatz, die Luisen- und Rousseauinsel, der Park des Schlosses Bellevue, die Zelte mit den neuen großen Restaurants. Auch an Denkmälern ist der Thiergarten reich: das 1849 errichtete Marmorstandbild Friedrich Wilhelms Ⅲ., mit schönem Relief am Sockel, von Drake; diesem gegenüber das 1880 errichtete Marmorstandbild der Königin Luise, von Encke; in der Nähe des Brandenburger Thors das 1880 errichtete Marmorstandbild Goethes (s. Tafel: Goethe), mit den Allegorien der lyrischen und tragischen Poesie und der wissenschaftlichen Forschung, von Schaper; an der Lennéstraße das Marmorstandbild Lessings (1890), auf einem Granitsockel mit den Genien der Humanität und Kritik, von O. Lessing. Künstlich geschaffen wurde 1845 im NO. der Friedrichhain (53 ha), mit den Gräbern der 1848 gefallenen Märzkämpfer, einer Bronzebüste Friedrichs d. Gr. und am südöstl. Ende mit einem Bronzedenkmal für die 1870/71 Gebliebenen der östl. Bezirke der Hauptstadt; ferner der 1869 nach den Plänen des Gartendirektors Meyer angelegte, 1876 eröffnete Humboldthain, mit einem aus Findlingsblöcken hergerichteten Denkmal für A. von Humboldt. Mehr außerhalb, im SO., liegt der Treptower Park. ^[Spaltenwechsel]

Hier ist weiter zu nennen der 30 ha umfassende Zoologische Garten (Direktor: Dr. Heck), als das erste derartige Unternehmen in Deutschland 1841 von einer Aktiengesellschaft unter Leitung des Naturforschers Lichtenstein angelegt und 1844 eröffnet. Anfangs von den jüngern Schöpfungen in andern deutschen Städten überholt, wurde er 1869 durch den Zoologen Peters im Verein mit dem Finanzminister von der Heydt und dem neuberufenen Direktor Bodinus (gest. 1884) völlig umgestaltet und steht jetzt den übrigen europ. Tiersammlungen ebenbürtig zur Seite. Schöne Parkanlagen umgeben die nach Plänen von Ende und Böckmann ausgeführten Gebäude; hervorragend ist das im arab. Stil erbaute Antilopenhaus und das in ind. Pagodenarchitektur gehaltene Elefantenhaus.

Der königl. Botanische Garten wurde 1679 begründet, 1801 neu eingerichtet, mit dem 1858 erbauten großartigen Palmenhaus. Mit seinen 36 Gewächshäusern (Haus der Victoria regia Lindl. 1882 erbaut) und 20000 verschiedenen Pflanzenarten (besonders Palmen und Kakteen) ist er einer der bedeutendsten in Europa. Südlich davon liegt das 1880 errichtete Gebäude für das botan. Museum und Herbarium.

Denkmäler und Brunnen. In B. überwiegen die Sieges- und Kriegerdenkmäler. Für die in den Freiheitskämpfen gefallenen Krieger ist 1821 auf dem 66 m hohen Kreuzberge (im S. der Stadt) eine got. Spitzsäule (20 m) aus Gußeisen nach Entwürfen von Schinkel errichtet worden; 1878 wurde sie um 8 m gehoben und mit einem bastionartigen Unterbau versehen. Die terrassenförmig den Abhang sich herabziehenden Anlagen mit Wasserfall, Victoriapark genannt, wurden 1. Juli 1890 eröffnet. Auf dem Belle-Allianceplatz steht die Friedenssäule, eine Granitsäule (18,8 m) nach Cantians Entwurf mit einer ehernen Victoria von Rauch, 1843 vollendet; im Invalidenpark das 1854 zum Andenken an die 1848-49 gefallenen Krieger errichtete Nationalkriegerdenkmal, eine von einem Adler gekrönte, besteigbare korinth. Säule (32 m) aus Gußeisen auf Granitpostament (6 m); ebendort ein Denkmal für die mit der Korvette Amazone (1861) Untergegangenen. Auf dem Königsplatz das Siegesdenkmal (61 m), nach dem Entwurf von Strack, zur Erinnerung an die drei siegreichen Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 aufgeführt und 2. Sept. 1873 enthüllt. Auf quadratischem Unterbau (7 m) aus Granit, den vier auf die Kriege bezügliche Bronzereliefs schmücken, erbebt sich zunächst, getragen von 16 je 5 m hohen Gäulen, eine runde offene Säulenhalle (15,7 m Durchmesser), deren Kern das von Salviati in Venedig ausgeführte Mosaikgemälde von A. von