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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bordeaux (Stadt)

Berland genannt; ferner die Kirchen St. Michel und Ste. Croix, in Basilikenform aus dem 10. Jahrh., der alte erzbischöfl. Palast, der, seit Jahren Stadthaus, in einem Nebengebäude eine sehenswerte Gemäldegalerie mit alten Meisterwerken beherbergt, die Börse, in welcher Napoleon III. zuerst das Wort sprach: "L'Empire c'est la paix", das Präfekturgebäude, das Marinehotel, der Bazar, die Galerie Bordelaise, der Justizpalast (erbaut 1844), das großartige Hospital St. André mit 650 Betten, das Hospital für Greise (im alten Benediktinerkloster), das Proviantmagazin für die Marine, das Abattoir oder Schlachthaus (1831-32 erbaut), das Zellengefängnis, der Friedhof De la Chartreuse neben dem Botanischen Garten, die öffentlichen Bäder, die Markthalle auf dem Marché des grands hommes und die Centralmarkthalle an der Porte St. Julien. Von alten Bauwerken ist merkwürdig die Porte du Palais, jetzt de Cailhau.

^[Abb. Bordeaux (Situationsplan).

Behörden. B. ist der Sitz eines Erzbischofs (zur Kirchenprovinz B. gehören die Erzdiöcese B. und die Diöcesen Agen, Angoulême, Luçon, Perigueux, Poitiers, La Rochelle, St. Denis, Réunion und Bourbon, Basse-Terre und Guadeloupe, St. Pierre, Martinique und Fort de France), eines prot. Konsistoriums, eines Präfekten und der übrigen Departementsbehörden, eines Obergerichtshofs, Gerichtshofs erster Instanz, von sechs Friedensgerichten, eines Handelsgerichts, Gewerberats, einer Handelskammer, Hauptdouane sowie der Kommandos des 18. Armeekorps, der 35. Infanteriedivision und 70. Infanteriebrigade und ist Garnison des 57. und 144. Infanterie-, 6. Husarenregiments, der 18. Traineskadron und der 18. Gendarmerielegion.

Bildungswesen. Die 1441 vom Papst Eugen IV. gegründete Universität bildet eine Académie Universitaire mit 1837 Studierenden und vier Fakultäten (ohne Theologie). Außerdem befindet sich hier seit 1712 eine Akademie der Wissenschaften und Künste, eine öffentliche Bibliothek (160 000 Bände, 250 Manuskripte, darunter ein Handexemplar der "Essais" von Montaigne), eine Gemäldegalerie, ein Lyceum, zwei theol. Seminare, Schulen für Hebammen, für Chemie, für Geometrie, eine Bildhauer-, Zeichen- und Malerschule, seit 1631 eine Schiffahrts- oder Hydrographische, eine Matrosen-, eine Gewerbe-, eine Handels- und andere Schulen. Ferner befindet sich zu B. seit 1786 ein Taubstummeninstitut, in großem weitläufigem schönem Gebäude, eine Linnésche, eine Philomatische und andere gelehrte und gemeinnützige Gesellschaften, ein Antiquitäten- und Naturalienkabinett, die Baumschule und Sternwarte des Departements, ein Irren-, ein Waisen-, ein Findelhaus, verschiedene Hospitäler, Kranken- und Wohlthätigkeitsanstalten. Zehn Freimaurerlogen arbeiten unter dem Grand Orient de France zu Paris; die früher zahlreichen deutschen Mitglieder derselben wurden 1870 gestrichen. Außer dem Großen Theater (1755-80 von Victor Louis erbaut, in neuerer Zeit restauriert, lange eins der schönsten Europas und 1871 Sitzungssaal der Nationalversammlung) bestehen noch das Théâtre français, Théâtre des Arts, Théâtre Louit oder Bouffes Bordelaises und Les Folies Bordelaises. Die Münze in B. prägt unter dem Zeichen K. B. ist der Geburtsort des engl. Königs Richard II., der Malerin Rosa Bonheur und der Staatsmänner Ducos, Cabarrus, Gensonnet u. a.

Industrie. Ein bedeutender Industriezweig der Stadt ist der Schiffbau, auch die Taudrehereien und Böttchereien beschäftigen zahlreiche Arbeiter. Außerdem bestehen mehrere Zuckerraffinerien, Woll- und Baumwollspinnereien, Eisengießereien, Fabriken in Wachstuch, Decken, Teppichen, Kartonnagen, Chemikalien, Porzellan, Fayence, Glas. Bedeutend ist auch die Erzeugung von Konserven, Schokolade,