Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

317

Borneo

bates concolor Harlan.) und der Nasenaffe (Semnopithecus nasicus Cuv.) die merkwürdigsten. Von Lemuriden oder Halbaffen kommen Tarsius spectrum Geoff., Stenops tardigradus Bennett. und der Flattermaki (Galeopithecus volans Pall.) vor. Der Indische Tapir und ein eigentümliches wildes Schwein (Sus barbatus S. Müll.) werden hier gefunden, desgleichen der Indische Elefant, von Wiederkäuern eine Ochsenart (Bos banteng Raffl.), drei Hirscharten (Cervus equinus Cuv., C. Russa Cuv. und Cervulus muntjac), sowie ein Moschustier (Tragulus javanicus Pall.). Die größten Raubtiere sind eine Pantherart von mittlerer Größe (Felis macroscelis Temm.) und der Malaiische Bär. Am zahlreichsten vertreten sind die kleinern Raubtiere, die Fledermäuse, Insektenfresser (darunter eine bloß auf B. vorkommende, auf Bäume kletternde Spitzmaus, Ptilocerus Lowii Gr.) und die Nager. An den Küsten kommt eine Art Seekuh (Halycore cetacea Illig.) nicht selten vor. Von zahmen Säugetieren finden sich daselbst nur wenige Büffel und Pferde. Viehzucht besteht dagegen nicht. Unter den sehr zahlreichen Vögelarten befinden sich viele schöne und merkwürdige, darunter der merkwürdige Schild-Nashornvogel (Rhinoplax scutatus Boddaert.). Auch die Reptilien sind zahlreich. In den Landseen und Flüssen kommen zwei Arten von Krokodilen (Crocodilus biporcatus Cuv. und Gavialis Schlegelii S. Müll.), und zwar die erstere außerordentlich häufig vor. Ebenso häufig sind Schlangen und sowohl in den Flüssen als an der Küste Schildkröten. Die Flüsse, Seen und das Meer unweit des Landes sind außerordentlich fischreich. Von andern Tieren sind besonders die Insekten und unter diesen die prachtvollen Käfer und Schmetterlinge sowie die wilden Bienen, deren Wachs einen wichtigen Ausfuhrartikel bildet, erwähnenswert.

Bevölkerung und Staatenbildung. Die Gesamtzahl der Einwohner ist schwer zu schätzen, beläuft sich am wahrscheinlichsten auf 1 740 000, d. h. 2,3 auf 1 qkm, und besteht hauptsächlich aus Dâjat (s. d.), den ältesten Bewohnern der Insel, einem Zweige der malaiisch-polynes. Völkerfamilie; 250-300 000 größtenteils von Sumatra eingewanderten Malaien, 60-70 000 Chinesen, 30-35 000 Bugi, ungefähr 3500 Arabern und höchstens 1000 Europäern und fremden Asiaten. Die eigentlichen Malaien stifteten schon vor mehrern Jahrhunderten sowohl längs der Küste von B. als an den Ufern seiner großen Flüsse, namentlich des Kapuas und Barito eine Menge kleinerer und größerer mohammed. Reiche, wie Brunei an der Nordküste; Sambas, Pontianak, Mampawa, Matan, Landak und Sukadana an der Westküste; an der Südküste Bandjermassin. Ebenfalls mohammed. Reiche wurden von den Bugi an der Ostküste, hauptsächlich an den Ufern des Flusses Kutei gegründet. Von diesen war das älteste und mächtigste das bis 1889 noch selbständige Reich Brunei, welches von dem Portugiesen Lorenzo de Gomez, dem ersten Europäer, der 1518 B. besuchte, sowie von Pigafetta, dem Reisegefährten von Magalhães 1521 Bourné, Burné und Brauni genannt ward und seinen Namen der ganzen Insel gegeben hat; es erstreckt sich längs der ganzen Nordküste, vom Kap Sampanmangio bis Kap Datu. Einen Teil desselben, die Landschaft Serawak (s. d.), übertrug der Sultan 1842 an den Engländer James Brooke (s. d.) als erbliches Lehen, trat die Insel Labuan (s. d.) der engl. Regierung ab und stellte sein Reich unter engl. Protektorat. 1889 wurde auch Serawak unter brit. Oberhoheit gestellt. Die Hauptstadt ist Brunei (s. d.). Die andern malaiischen Bugireiche haben entweder zu bestehen aufgehört oder sind gegenwärtig Vasallenstaaten der Niederländer. Alle diese Staaten betrieben bis in neuere Zeit in großartiger Weise Seeräuberei. Von den Bewohnern des nordöstlichsten, dem Sultan der Sulu-Inseln gehörenden Teils, geschieht solches häufig auch jetzt noch. Die Chinesen auf B., deren Zahl noch zunimmt, sind Kaufleute, Landbauer und hauptsächlich Goldwäscher, die Araber daselbst Handelsleute. Daß auf B. auch Negrito vorkommen sollten, wie verschiedene europ. Schriftsteller berichten, ist durchaus irrtümlich. Die Niederländer kamen 1598 unter Olivier van Novord nach B., und zwar nach Brunei. Ihm folgte 1604 Wybrand van Warwyk. Die erste ihrer Handelsfaktoreien auf B. wurde 1606 zu Sukadana gegründet. Andere entstanden zu Bandjermassin (s. d.) 1606 und 1608, zu Sambas 1609. Gegenwärtig sind die Niederländer die herrschende Macht auf B. und besitzen daselbst ein Gebiet, das sich von Kap Datu auf der Nordwestküste bis zu dem unter dem 1.° nördl. Br. gelegenen Kap Kaniungan an der Ostküste erstreckt. Besonders durch die 1350-54 an der Westküste und 1859-62 an der Südküste geführten Kriege wurde die niederländ. Macht gefestigt. Ihr Gebiet besteht aus zwei getrennten, besondere Residentschaften bildenden Abteilungen, "der westlichen" mit der Hauptstadt Pontianak, sowie "der südlichen und östlichen" mit der Hauptstadt Bandjermassin. Durch Vertrag vom 22. Jan. 1878 hatte eine engl. Compagnie von den Sultanen von Sulu und Brunei das nordöstliche B. sich abtreten lassen; die Grenze des Gebietes bildete nördlich der Kimanis-, östlich der Sibukufluß; in Sandakan, auf der Ostseite, wurde ein Resident und brit. Vicekonsul eingesetzt. Nach dem Traktat vom 20. Juli 1891 ist die Grenze zwischen England und Holland genauer festgestellt und B. zerfällt demnach in folgende Besitzungen und Protektorate:

Besitzungen und Protektorate qkm Einwohner

A. Englisch 207 500 496 000

1) Brit. Nordborneo (mit Labuan) 80 300 126 000

2) Sultanat Brunei 21 000 50 000

3) Serawak 106 200 320 000

B. Niederländisch 528 900 1 120 500

1) Westborneo 154 500 419 100

2) Süd- und Ostabteilung 374 400 701 400

Handel. Außer Sandakan (7000 E., darunter 131 Europäer) ist in Nordborneo Kudat (1000 E.) noch wichtiger Hafen; Sandakan ist besonders für den Verkehr mit Celebes, den Philippinen und Neuguinea geeignet; im ganzen bestehen schon 25 Handlungshäuser daselbst. 1890 betrug die Ausfuhr 3 789 278 M. Wert, die Einfuhr 8 475 974 M. Tabak (als Deckblatt für Cigarren), Kokosnüsse, Bienenwachs, Vogelnester, Sago, Kampfer und Guttapercha sind die Hauptausfuhrartikel, Gold, Kohlen und Zinnober sind in Menge vorhanden, vor allem aber kolossale Massen Nutzholz.

Litteratur. Mundy, B. and Celebes (2 Bde., Lond. 1840); Beth, B.s Westerafdeeling (2 Bde.,