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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Braunschweig (Stadt)

der Hagenmarkt ein von Howaldt in Bronze gegossenes Brunnenstandbild Heinrichs des Löwen (von A. Breymann), der Schloßplatz die von Howaldt in Kupfer getriebenen beiden Reiterstandbilder (seit 1874) der Herzöge Karl Wilhelm Ferdinand (von Pönninger) und Friedrich Wilhelm (von Hähnel), der Monumentsplatz den den genannten beiden Herzögen 1822 errichteten 12 m hohen eisernen Obelisk, der Lessingsplatz das 1853 enthüllte, von Howaldt gegossene Standbild Lessings (von Rietschel), der Siegesplatz das 1881 errichtete Landes-Siegesdenkmal für 1870/71, auf einem mit Bronzereliefs geschmückten Obelisken die Germania mit dem Lorbeerkranze (entworfen von Breymann, vollendet von Diez). Auf dem Wilhelmsplatze steht das 1881 vollendete Justiz-, das neue Polizeigebäude und die Dompfarre; auf dem St. Leonhardplatz das Denkmal Schills, 1837 ihm und den im Juli 1809 hier erschossenen 14 Unteroffizieren und Soldaten seines Korps errichtet, deren Gebeine nebst Schills Haupt hier beigesetzt sind. Unweit des Wendenthores auf der Promenade am Gaußberge das von Schaper modellierte und von Howaldt gegossene Standbild von Gauß. Nördlich vom Hoftheater wurde 1891 das von Echtermeyer entworfene Denkmal Franz Abts errichtet.

Kirchen. Unter den 11 Kirchen zeichnen sich aus: der von Heinrich dem Löwen 1173-88 im roman. Stil begonnene, 1194 vollendete Dom (St. Blasius- oder Burgkirche), eine gewölbte Pfeilerbasilika mit neuer Taufkapelle (1892), Krypta (seit 1681 Erbbegräbnis des braunschw. Welfenhauses), mit Wandmalereien im Chor, einem Geschenk von Heinrichs Gemahlin Mechthildis (1188), aus dem Ende des 12. Jahrh., den Grabdenkmälern des Gründers und seiner Gemahlin aus dem Anfang des 13. Jahrh., deren Deckelplatte mit herrlichen Reliefbildern des herzogl. Paares geziert sind, sowie dem Grabe Kaiser Ottos IV.; die 1195 abgebrannten Türme sind nicht wieder vollkommen hergestellt; ferner die Martinikirche, eine ursprünglich roman. Pfeilerbasilika von 1180 bis 1190, in der 2. Hälfte des 13. Jahrh. im frühgot. Stil erweitert, mit spitzgewölbten Seitenschiffen, got. Maßwerk (1250-80), der prächtigen spätgot. Annakapelle (1434), einem Chorschiff (1490-1500) und reichen Portalen (Priesterthor, Braut- und roman. Turmportal); die Katharinenkirche, ursprünglich eine gewölbte Säulenbasilika, 1172 von Heinrich dem Löwen begonnen, 1252 weiter gebaut, Chor um 1500 vollendet, mit zahlreichen Grabdenkmälern des 16. bis 18. Jahrh.; die Brüdernkirche, Chor 1361 geweiht, 1451 vollendet, 1861-65 unter Leitung von Tappe und 1869-70 renoviert, mit spätgot. messingenem Taufbecken (1450) und schönem Schnitzaltar aus dem Ende des 14. Jahrh.; das Refektorium des zur Kirche gehörigen ehemaligen Franziskanerklosters (1486), jetzt Militärmagazin, hat ein schönes Renaissanceportal (1604); die um 1200 im Übergangsstil begonnene, 1360-1420 im spätgot. Stil weiter gebaute Andreaskirche, eine Säulenbasilika mit zwei ungleich hohen got. Türmen, von denen der südliche (92 m) 1518-32 aufgeführt, nach den Zerstörungen von 1551, 1680 (durch Blitz und Sturm) und 1740 erneuert ist; die jetzt zu Kunstausstellungen. Konzerten u. dgl. bestimmte frühere Egidienkirche got. Stils, jetzt Ägidienhalle; die Magnikirche, 1031 geweiht, der jetzige Bau aus dem 13. und 15. Jahrh., 1877 erneuert. Die Synagoge in maur.-byzant. Stil ist 1875 von Uhde erbaut.

Weltliche Bauten. Das Residenzschloß, 1831-36 an Stelle des bei dem Aufstande im Sept. 1830 niedergebrannten "Grauen Hofes" nach Ottmers Plan im Renaissancestil erbaut und nach dem Brande 1865 fast ganz neu aufgeführt; die Hauptfaçade ist 125 m lang, 34 m hoch; das großartige Portal krönt eine von Rietschel entworfene Quadriga der Brunonia, von Howaldt 1868 nach dem Brande zum zweitenmal und noch vollendeter in Kupfer getrieben. Die Sandsteinstatuen Kaiser Ottos IV. und Ottos des Kindes auf den Zinnen, sowie die Gruppe im Giebelfeld sind von Bläser. Das Altstadt-Rathaus in zierlichem got. Stil, aus zwei rechtwinklig zusammenstoßenden Flügeln (19 m und 17 m lang) bestehend, 1250 begonnen, 1393-96 fortgesetzt, 1447-68 vollendet, hat in beiden Stockwerken durchbrochene Laubengänge, an deren neun Pfeilern die Standbilder sächs. Fürsten von Heinrich I. bis zu Otto dem Kinde nebst Gemahlin aufgestellt sind, die meisten um 1455 von Hans Hesse gefertigt. Die Hofburg Heinrichs des Löwen am Burgplatz, 1150-60 an Stelle der alten Burg Dankwarderode erbaut, im 13. und 16. Jahrh. durch Brand beschädigt, im 17. Jahrh. im Renaissancestil erneuert, diente später unter dem Namen Mosthaus der herzogl. Hofhaltung und bis zu einem abermaligen Brande 1873 als Kaserne. Jetzt wird die Burg mit ihrem zweistöckigen Saalbau (40 m lang, 13 m breit) im ursprünglichen roman. Stil unter Leitung des Baurats Winter wiederhergestellt. Die alte Wage, ein schöner spätgot. Fachwerkbau von 1534, 1856 erneuert, das Gewandhaus mit Ostgiebel von 1590 im Renaissancestil von Magnus Klinge und Balzer Kirchner, das Landschaftliche Haus, das Hauptbahnhofsgebäude, 1843-45 von Ottmer errichtet, ebenso die Infanteriekaserne, das neue Theater von Wolf, 1861 eröffnet, das Gymnasium Martino-Katharineum von Fr. Krahe, die 1877 nach Plänen von Uhde und Körner vollendete Technische Hochschule, das 1878-81 von Raschdorff erbaute Oberpostdirektionsgebäude, die Polizeidirektion, 1879-80 nach Plänen von Bohnsack erbaut, das Justizgebäude (1879-81), das Land- und Oberlandesgericht (von Lilly), das neue herzogl. Museum, nach Plänen von Oskar Sommer 1883-87 aufgeführt, das Direktionsgebäude für das Feuerlöschwesen und die Gas- und Wasserwerke im got. Stil (1880-82), das Schlachthaus (1879), beide von L. Winter und endlich die zahlreichen Schulgebäude. Einen großen Reichtum besitzt die Stadt an altertümlichen Wohnhäusern, deren interessante Holzschnitzereien durch neuere buntfarbige Bemalung sehr gewonnen haben. Außerhalb des Augustthores liegen die dem Herzoge von Cumberland zugehörigen Lustschlösser Richmond (1768) mit Park und Villa Richmond, 1834-35 in normann. Stil erbaut.

Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet durch einen Oberbürgermeister (Pockels, lebenslänglich, 12 000 M.), 8 Stadträte (3 besoldete) und 36 Stadtverordnete. Das städtische Wasserwerk besteht seit 1864, die ständige Feuerwehr seit 1875; letztere verfügt über 43 ständige und 497 nicht ständige Personen, 15 Spritzen, 1125 Hydranten und 136 Feuermelder und erfordert eine jährliche Ausgabe von 56 000 M. Die Kanalisation (60 km Kanallänge) ist in der Außenstadt fast ganz, in der