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Celtes – Cement
Celtis L., Pflanzengattung aus der Familie der Ulmaceen (s. d.). Es sind Bäume oder Sträucher, haben ganze, am Grunde schiefe und oben zugespitzte Blätter,
kleine, einzeln oder gebüschelt stehende Blüten mit fünf- oder sechsteiligem Perigon und tragen beerenförmige Steinfrüchte, deren fleischige Hülle eßbar
ist, doch fade schmeckt. Es giebt gegen 50 Arten, die durch die Tropenzonen und den wärmern Teil der gemäßigten Zone zerstreut sind. Am bekanntesten und
berühmtesten ist der in Südeuropa und Nordafrika wild wachsende, daselbst auch häufig angepflanzte C. australis L., welcher Baum in Tirol, wo er noch gut
gedeiht, Zürgelbaum genannt wird. In Spanien bedient man sich desselben allgemein zur Bepflanzung von terrassierten und bewässerten Abhängen, indem seine
weit ausstreichenden Wurzeln das lose Gerölle und Erdreich befestigen, und pflanzt häufig Weinreben daneben, welche sich an den Stämmen empor und von Krone
zu Krone schlingen. Sein schweres, festes, feinfaseriges Holz wird noch jetzt, wie ehedem in Alexandria, zur Verfertigung von Flöten benutzt, außerdem noch
zur Herstellung von Bildhauerarbeiten, auch zu Peitschen, Spazierstöcken, Wagendeichseln u. s. w. Im Altertum war dieser Baum unter dem Namen des libyschen Lotos berühmt. Er erreicht ein hohes Alter und dann riesige Dimensionen. Eine nordamerik. Art, C. occidentalis L., der europäischen ziemlich ähnlich, aber
aus einem kältern Klima stammend, sieht man nicht selten in Gärten und Parkanlagen; das Holz derselben wird zu ähnlichen Zwecken benutzt wie das von C. australis. Man vermehrt alle Arten durch Samen oder Veredelung auf Rüstern.
Celtis (auch Celtes, eigentlich Pickel), Conradus, lat. Dichter und Humanist, geb. 1. Febr. 1459 als Sohn armer Eltern in Wipfeld bei Würzburg, entfloh, um nicht
Winzer zu werden, 1477 nach Köln, genoß 1484 den Unterricht R. Agricolas in Heidelberg und führte seitdem ein Wanderleben, das ihn 1486 nach Italien
brachte. 1487 schmückte ihn Kaiser Friedrich Ⅲ. in Nürnberg mit dem Lorbeer (die erste Dichterkrönung in Deutschland). Nach neuen Wanderungen, von Krakau
und Ofen bis Lübeck, lehrte er 1492–97 mit Unterbrechungen in Ingolstadt als Professor der Dichtkunst und Beredsamkeit. Der Höhepunkt seiner Wirksamkeit
lag in Wien, wohin ihn Kaiser Maximilian berief, den er in den Festspielen «Ludus Dianae» (Nürnb. 1500) und «Laudes et victoria Divi Maximiliani» (Augsb.
1504) feierte. Mit großem Erfolg trug er dort namentlich Geschichte und Geographie vor, war der eigentliche Gründer der Wiener Hofbibliothek und leitete
seit 1502 ein Collegium poeticum, das Dichter krönen durfte. Durch unaufhörliche Reisen und unsteten Lebenswandel früh gealtert, starb C. 4. Febr. 1508 in
Wien. Er war der unermüdlichste Vorkämpfer des Humanismus in Deutschland; überall gründete er humanistische Gesellschaften, in Krakau die Sodalitas litteraria Vistulana, in Ofen die Sodalitas Hungarorum, in Wien die Danubiana, in Heidelberg und Mainz die Rhenana. Unter den humanistischen Studien zogen
ihn die Realien und die Geschichte mehr an als das rein Philologische. Er plante ein groß angelegtes histor.-geogr. Werk «Germania illustrata». Auf seinen
Reisen entdeckte er die Werke der Roswitha und das histor. Gedicht ↔ «Ligurinus», die beide lange mit Unrecht für Fälschungen C.’ galten, sowie die berühmte
«Tabula Peutingeriana» (s. Peutinger). In seinen, durch Formvollendung und Glanz der Sprache ausgezeichneten Dichtungen schloß sich C. besonders an Ovid
und Horaz an. Die «Quatuor libri amorum» (Nürnb. 1502, mit Zeichnungen A. Dürers) schildern seine Reise-Liebesabenteuer mit unverhüllter Sinnlichkeit, aber
mit Schwung, Glut und Wahrheit, selbst hier mit geogr. und astron. Exkursen. Seine «Odarum libri Ⅳ» (Straßb. 1513; neue Ausgabe vorbereitet von
Hartfelder), von der Zeit besonders geschätzt, kopieren Horaz allzu ängstlich. Seine geistreichen Epigramme (hg. von Hartfelder, Berl. 1881) benutzte u. a.
Lessing. Ein histor. Epos «Theodoricëis» blieb unvollendet. — Vgl. Klüpfel, De vita et scriptis C. C. (Freib. 1827); Aschbach, Die frühern Wanderjahre des
C. C. (Wien 1869); ders., Geschichte der Wiener Universität, Bd. 2 (ebd. 1877); Hartmann, Konrad C. in Nürnberg (Nürnb. 1889).
Celuta, der 186. Planetoid.
Cembal d’amour (spr. ßangball damuhr), ein von Gottfr. Silbermann (s. d.) erfundenes Klavier, dessen Saiten doppelt so lang waren, als sonst üblich, und von den
Tangenten in der Mitte getroffen wurden, wodurch dem Hauptübelstande des Cembalo, dem Mangel an Forte und Piano, abgeholfen werden sollte.
Cembalist (spr. tsche-), Spieler des Cembalo.
Cembălo (spr. tsche-; aus grch.-lat. cymbalum), der ältere ital. Name für Clavicembalo (s. d.). – C. ist auch der Name des Palazzo Borghese (s. d., Bd. 3, S. 307b) in Rom.
Cembalo (Cembaro), genues. Niederlassung, s. Balaklawa.
Cembra (spr. tsche-), Val di, in Tirol, s. Fassa.
Cemént oder Cäment, pulverförmige geglühte Silikate, die unter dem Einflusse des Wassers zu einer steinharten Masse erhärten. Man teilt sie ein in
- 1) C., die
wenig oder keinen Kalk enthalten und erst beim Vermischen mit Kalkbrei einen unter Wasser erhärtenden Mörtel geben: hydraulische Zuschläge oder natürliche
C. oder Puzzolane;
- 2) C., die überschüssigen freien Ätzkalk enthalten: hydraulische Kalke und Romancement;
- 3) C., die zwar reich an Kalk sind, diesen aber
nur chemisch gebunden enthalten: Portlandcement.
Zu den Puzzolanen oder hydraulischen Zuschlägen oder natürlichen C. gehören der Traß, die Puzzolane und der Santorin. Der Traß (oder Duckstein), eine Art
Trachyttuff, ist nichts anderes als zertrümmerter und zerriebener Bimsstein, der in bedeutenden Mengen im Brohl- und Nettethale unfern Andernach am Rhein
angetroffen wird. Die Puzzolane oder Puzzolanerde ist ein dem Traß verwandter Körper, der bei Pozzuoli unfern Neapel (Puteoli der Alten) vorkommt, sich
aber auch in großen Massen an der südwestl. Seite der Apenninen findet. Der Santorin endlich ist ein von der griech. Insel Santorin (dem Eilande der heil.
Irene) stammender, an der Küste von Dalmatien und in Venedig häufig zu Wasserbauten angewendeter natürlicher C., der mit dem Traß den vulkanischen Ursprung
und das äußere Ansehen gemein hat. Im sog. Ries bei Nördlingen in Bayern finden sich ebenfalls traßartige Naturprodukte.
Das seltene Vorkommen und der hohe Preis der natürlichen C. gab die Veranlassung, daß man an ihre Stelle ein wohlfeileres Material, die künst-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 28.
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.