Clausius, Rudolf Jul. Emanuel, Physiker, geb. 2. Jan. 1822 zu Köslin in Pommern, studierte seit 1840
zu Berlin, wo er sich auch als Privatdocent habilitierte, wurde 1855 als Professor der Physik an das Eidgenossische
Polytechnikum nach Zürich berufen und erhielt bald auch eine ord. Professur an der dortigen Universität. 1867 folgte er einem
Rufe nach Würzburg und 1869 einem solchen nach Bonn. Er starb dort 24. Aug. 1888. Seine wissenschaftliche Thätigkeit wandte
sich vorzugsweise der Wärmelehre zu, um deren Fortbildung er sich namhafte Verdienste erwarb. Behufs Zurückführung des
Fundamentalgesetzes der Wärme auf mechan. Principien führte C. eine neue Größe, das Virial, ein, welche für alle stationären
Bewegungen, seien es die großen Bewegungen der Planeten oder die kleinen Bewegungen der Atome, eine einfache
Beziehung zwischen der mittlern lebendigen Kraft der Bewegung und den wirksamen Kräften giebt. Außer einer Reihe von
Abhandlungen, die zuerst in Poggendorffs «Annalen» und später u. d. T. «Die mechan. Wärmetheorie» (2. Aufl., 3 Bde.,
Braunschw. 1876–91; Bd. 1 in 3. Aufl. 1887) erschienen, schrieb C. noch: «Über das Wesen der Wärme, verglichen mit Licht
und Schall» (Zür. 1857), «Die Potentialfunktion und das Potential» (Lpz. 1859; 4. Aufl. 1885). – Vgl. Riecke, Rudolf C.
(Gött. 1889).
Clauson-Kaas, Adolf von, Förderer des Handarbeitsunterrichts, geb. 16. Mai 1826 in Langenfelde bei
Altona, aus altadligem dän. Geschlecht, war dän. Reiteroffizier, verlieh die Armee 1866 und widmete sich dem Erziehungswesen.
Ausgehend von dem Gedanken, daß mit der Ausbildung des Geistes harmonisch die Ausbildung der Hand und des Auges zu
verbinden sei, machte er es zu seiner Lebensaufgabe, die Übung der Hand zugleich im Dienste der Schule, des Hauses und der
Häuslichkeit sowie im Dienste des Erwerbs (Hausindustrie) unter dem Volke zu verbreiten. Er war 1870 Hauptgründer der dän.
«Hausfleißgesellschaft», rief eine Reihe ländlicher Hausfleißvereine ins Leben, suchte gelegentlich der Weltausstellungen
(Wien 1873 und Paris 1878) für seine Ideen zu wirken und gab durch Vorträge in Deutschland, Holland, Rußland, Frankreich
u. s. w. und durch Abhaltung von Lehrkursen (Dorpat, Goldingen, Emden, Dresden) wirksamen Anstoß zur Wiederbelebung der
Knabenarbeitsschulen und anderer ähnlicher Bestrebungen. Seit 1883 betreibt C. die Förderung hausindustrieller Schulen im
Dienste des Erwerbs in einem ihm im Königreich Sachsen überwiesenen Distrikt sowie die Organisation des Modellier- und
Zeichenunterrichts für blinde Kinder in der Blindenanstalt zu Dresden. (S. Handarbeitsunterricht.) Er schrieb:
«Über Arbeitsschulen und Förderung des Hausfleißes», Heft 1 (Bremen 1881): ferner «Die Arbeitsschule neben der Lernschule»
(im «Arbeiterfreund» von Böhmert und Gneist, 14. Jahrg., Heft 2 u. 3, Berl. 1876); unter seiner Leitung erschienen in Kopenhagen
die Zeitschriften «Nordist Husflids Tidende» und «Husflids Meddelelser».
Clausthal, Bergstadt im Kreis Zellerfeld des preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, Hauptort des ehemals
hannov. Harzes und eine der alten Wegsklausen (hospitia peregrinorum), liegt nebst der nur
durch den Zellbach von ihr getrennten Bergstadt Zellerfeld auf einem Plateau des
nordwestl. Teils jenes Gebirges, in 534 m (Bahnhof) bis 599 in (Schützenhaus) Höhe, an der Nebenlinie ↔
Langelsheim-C.-Zellerfeld (25 km) der Preuß. Staatsbahnen und hat (1890) 8736 (4212 männl., 4524 weibl.) E., darunter 124
Katholiken;
Textfigur:
Post erster Klasse, Telegraph, ein Oberbergamt (s. Bergbehörden) für die Provinz
Hannover ausschließlich der Reg.-Bez. Aurich, Osnabrück und des Amtes Neustadt, für den Reg.-Bez. Cassel ausschließlich
des Bezirks Vöhl und für den Reg.-Bez. Schleswig (6 Berginspektionen, 1 Bergfaktorei, 9 Hüttenämter), 1 Berg- und
Landesbauinspektion, 1 Hüttenamt, Markscheiderbureau, Steuer- und Katasteramt, Oberförsterei, Superintendentur;
evang. Kirche zum Heiligen Geist, 1639–42 erbaut, 1689 vergrößert, die größte Holzkirche der Welt mit vorzüglicher Orgel
(1888), kath. Nikolaikirche, Denkmal (Granitsäule mit bronzenem Medaillon) des Geologen Adolf Römer, 1882 vor der
Akademie errichtet, und ein Kriegerdenkmal auf dem Kronenplatze. Die Bergakademie (1892/93: 145 Studierende,
darunter 99 Preußen), die älteste preußische, wurde 1775 vom Lyceum abgezweigt, 1805 und 1821–44 erweitert,
wobei die Forstakademie (jetzt in Münden) abgetrennt wurde, und erhielt 1859 eine neue Studienordnung.
1864 wurde sie «Bergakademie» genannt, während sie bis dahin von 1810 ab «Bergschule»
hieß. Zu ihr gehören ein physik. Kabinett, chem. und Probier-Laboratorium, Modellwerkstätte, geognost. Sammlung, eine
Bibliothek (28000 Bände), Sammlungen von Modellen (500 Stück), Mineralien besonders des Harzes, Fossilien, Hüttenprodukten
und Instrumenten. Mit ihr verbunden sind zur Ausbildung von Unterbeamten eine Bergschule (26 Schüler) und eine
Bergvorschule (24 Schüler). Ferner bestehen ein königliches luth. Gymnasium mit Realabteilungen (Direktor Dr. Seebeck, 11
Lehrer, 6 Klassen, 143 Schüler, 1 Vorklasse, 10 Schüler), Bürger- und höhere Mädchenschule, Handels- und gewerbliche
Fortbildungsschule, magnetisches Observatorium (1843), ein naturwissenschaftlicher Verein («Maja», 1848 gegründet) mit
Bibliothek und reichen Sammlungen, Verein für Geschichte und Altertumskunde, Freimaurerloge, städtisches Krankenhaus,
Konsumverein, Vorschußvereinsbank, städtische Sparkasse. Die Einwohner arbeiten in den Bergwerken und Hütten, da das
Klima und die Bodenbeschaffenheit Landwirtschaft (ausgenommen Viehzucht) nicht gestatten. Außerdem bestehen eine königl.
Centralschmiede für Maschinen- und Werkzeugfabrikation, ferner Fabrikation von Cigarren (4 Fabriken), Strumpfwaren
(4 Fabriken), Bleiweiß, Zündwaren und mechan. Instrumenten; Elfenbeinschnitzerei, 2 Möbeltischlereien, 4 Mühlen, Brauerei,
Kanarienvogelzucht und -Handel. C. ist Sitz der 3. Sektion der Knappschaftsberufsgenossenschaft. Die frühere Münze ist 1848
nach Hannover verlegt. C. wird vielfach als Kurort und Sommerfrische besucht. Im Badehause des Knappschaftsvereins werden
Wannen-, Sturz-, Fichtennadel- und mediz. Bäder gegeben. 1 km entfernt liegt das Sanatorium
Schwarzenbach gegen Neurasthenie, Störungen des Kreislaufs und Stoffwechsels.
Gegenüber eine Meierei mit Milchsterilisierungsanstalt.
Der oberharzische Bergbau gehört nach Alter und Umfang der Gruben und Werke zu den
großartigsten in Deutschland. Nach dem Eingehen des ältern Bergbaus infolge der Pest um 1350 suchten
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 366.
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