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Cochinchina
gang in der Regel durch Sand- und Morastbänke versperrt, auf denen nicht mehr als 3‒4 m Wasser steht. Unter den Mekong-Armen ist der nach Mitho führende Kwa-dai der günstigste, da seine Mündung Schiffen bis zu 5 m Tiefgang die Einfahrt gestattet. Ihm ist aber der Loirap mit dem in ihn mündenden Flusse von Saigon bedeutend überlegen, da seine Tiefe selbst bei Ebbe überall bis nach Saigon hinauf, wo er noch eine Breite von 400 m hat, für Dreidecker genügt. Eine Menge kleinerer Flüsse und zahllose natürliche Kanäle, welche die Ströme untereinander und mit dem Golf von Siam im Westen verbinden, vervollständigen das hydrogr. Netz (226832 km) und bedingen durch die Bewässerung sowie durch den Absatz von Schlamm während des Hochwassers bedeutende Fruchtbarkeit.
Klima. Das Klima ist für noch nicht acclimatisierte Europäer wenig gesund. Besonders häufig und gefährlich ist Diarrhöe. Im Gebiete der Monsune gelegen, hat das Land während des regenbringenden Südwestmonsuns (Mai bis Oktober) eine wenig schwankende Temperatur von 20 bis 30° C., zur Zeit des trocknen Nordostmonsuns aber (Oktober bis April) steigt sie am Tage bis 36° und fällt des Nachts nicht unter 16°. Am stärksten ist die Hitze im Februar und Anfang März; die Niederschläge sind am größten im Juni. Die Taifune des Südchinesischen Meers verursachen oft großen Schaden.
Tier-, Pflanzen- und Mineralreich. Die Fauna schließt sich genau an die Hinterindiens an. Von Raubtieren finden sich Tiger, Panther und kleinere Schleichkatzen; nicht selten sind Rhinocerosse, Elefanten, Wildschweine Krokodile und viele giftige und harmlose Schlangen. Hirsche und Büffel sind sehr zahlreich; das Federwild ist sehr mannigfaltig, ebenso die Insekten. Die Flora ist verwandt mit der Vorindiens und Birmas einerseits und der malaiischen andererseits; sie bildet mit der von Annam, Siam und Kambodscha ein eigenes Gebiet, das sich durch zahlreiche Clusiaceen, besonders Gummiguttbäume auszeichnet, aber wenige Palmen enthält. Wertvolle Mineralien wurden nicht gefunden.
Bevölkerung. Die Bevölkerung des französischen C. belief sich 31. Dez. 1889 auf 1876689 (1583 Mann Truppen), der Mehrzahl nach Annamiten (1660691), außerdem Kambodschaner 136910, Chinesen 56988, Moi 3168, Chams 2504, Malaien 3152, andere Asiaten 9914, Tagals 101, Indier 843, Europäer 2418 (darunter 2235 Franzosen). Für 1891 wurden 2034400 E. berechnet.
Kultur und Unterricht, Herrschende Religion ist der Buddhismus (etwa 1700000). Die Zahl der eingeborenen kath. Christen beträgt 50000. Die Mission von C. hat ihren Sitz zu Saigon. Hier befindet sich ein großes Seminar, und zwei kleine zu Cholon und Saigon. In den größern Städten sind Schulen nach europ. Muster, teilweise mit europ. Lehrern errichtet worden, so (1891) außer 3 Progymnasien 21 franz. Knaben- und 7 Mädchenschulen mit 82 franz. und 112 einheimischen Lehrern. Außerdem gab es noch 301 annamit. Elementarschulen und 160 Missionsschulen.
Bodenerzeugnisse. Der Boden wird hauptsächlich zur Kultur von Reis verwendet, von dem zwei Drittel ausgeführt werden. Die andern Erzeugnisse sind mit Ausnahme der Maulbeerbaumpflanzungen (2000 ha) geringfügig, so Baumwolle, Tabak, Zuckerrohr u. s. w. Die Wälder enthalten wertvolle Nutzhölzer, darunter das Adlerholz (s. Agallocheholz).
Industrie und Handel. Die Industrie ist unbedeutend , erwähnenswert sind Salinen und Fabrikation grober Seidenzeuge. Der Handel liegt größtenteils in den Händen der Chinesen. Der Export einschließlich Kambodscha (zu zwei Dritteln Reis, dann getrocknete und gesalzene Fische, Fischleim, Baumwolle, Büffelfelle) wertete (1891) 49836070 Frs., der Import (Opium, Seidenwaren, Lein- und Baumwollzeuge, Thee) 37613879 Frs. Trotz der Einführung franz. Geldes herrscht der mexik. Silberpiaster (3 Frs. 90 Cent.); Hauptscheidemünze ist die Sapeke (ein Sechstel Cent.). Es cirkuliert sehr viel falsches Geld. 1893 wurde der franz. Zolltarif von 1892 mit Abänderungen eingeführt.
Verkehr. Der Wasserreichtum des Landes macht die Flüsse und Kanäle zum Hauptverkehrsmittel. Die Franzosen haben auch der Entwicklung eines guten Straßennetzes große Aufmerksamkeit zugewandt. Die einzige Eisenbahn ist die 77 km lange Strecke von Saigon nach Mitho. Außerdem verbindet eine Straßenbahn Saigon mit Cholon. Das Land hat ein Telegraphennetz von (1891) 2463 km.
Verwaltung. C. ist in 4 Provinzen, Saigon, Mitho, Vinh-long und Bassac, und war bis zum 12. Jan. 1888 in 21 Arrondissements eingeteilt.
Die selbständige Gemeindeverwaltung, welche die Franzosen vorfanden, ließen sie größtenteils bestehen, nur wird die höchste Ortsobrigkeit (annamitisch Xa) jetzt vom Gouverneur ernannt; die Provinzialverwaltung und die Justizpflege wurden dagegen wesentlich umgestaltet. Sie unterstehen jetzt dem «Hohen Rat von Indochina», an dessen Spitze der Generalgouverneur von Indochina steht; dessen Untergebener ist der Lieutenant-Gouverneur für C., der in Saigon residiert. Die Verwaltung der Provinzen und ihrer Unterabteilungen liegt in den Händen von sog. Inspecteurs des affaires indigènes, deren Chef der Direktor des Innern ist. C. ist die einzige franz. Kolonie, die an das Mutterland alljährlich noch Überschüsse abgiebt. Die Haupteinnahmen sind Zölle, Personalsteuer und das Opiummonopol. 1891 kamen auf 6606922 Piaster Einnahmen 4368859 Piaster Ausgaben. Wie unter ihrer frühern Herrschaft sind auch jetzt die Eingeborenen militärpflichtig, aber es wird nur eine kleine Anzahl (2900) nach franz. Muster eingekleidet und bewaffnet, die meisten stellt man in die Milizen ein, denen man ihre frühere Organisation und Bewaffnung gelassen hat, und die von den Gemeinden unterhalten werden. Der Sitz des Gouverneurs und der Oberbehörden ist Saigon (s. d.) mit (1891) 17235, einschließlich der Vororte 75‒80000 E., das seit der Occupation durch die Franzosen zu einer wichtigen Flottenstation geworden ist. Infolge seiner Annexion von Nieder-Cochinchina wußte Frankreich 1863 auch das Protektorat über Kambodscha (s. d.) und hierdurch freien Zugang in das Innere von Hinterindien mittels des Mekong-Flusses zu erwerben.
Geschichte. C. war in frühester Zeit ein chines. Vasallenstaat, bildete dann einen Teil des Königreichs Kambodscha und wurde 1658 zum Teil, 1720 völlig von Annam unterworfen. Seine älteste Geschichte ist daher eng mit der jener Reiche verknüpft. Der Krieg, den Frankreich 1858 gegen Annam (s. d.) begann, wurde Febr. 1861 nach kurzer Unterbrechung mit neuen Verstärkungen unter Viceadmiral Charner wieder aufgenommen. Am 25. Febr. fiel nach hartem Widerstande die starke Festung Quin-hoa bei Saigon, was die Vertreibung der Annamiten aus der gan- ^[folgende Seite]
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