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Columbia (südamerik. Staat)
lagert wird. Auch in der mittlern Kette tritt die krystallinische Achse noch hervor, in der westlichen aber sehen wir nur Kreidegesteine. Die Ketten werden getrennt durch die Flußthäler des Magdalena (s. d.) im O. und Cauca (s. d.) im W., welche aus Tertiär und Quartär bestehen. Der mittlern Kette sind auch hier noch Vulkane aufgesetzt, welche die höchsten Gipfel des Landes bilden, der Tolima (s. d.) unter 4° 40′ nördl. Br. erreicht 5584 m Höhe. Dieser und der Ruiz sind die nördlichsten Vulkane der Anden Südamerikas. Eine zweite Vulkangruppe liegt im Süden des Landes um Popayan, nämlich der Purace (s. d.) 4700 m, der Pan de Azucar 4870 m, und der Sotara; eine dritte nahe der ecuadorianischen Grenze um Pasto, der Vulkan von Pasto 4264 m, der Bordoncillo und endlich der Cumbal (s. d.) 4790 m. Die höchsten Teile der Anden, wie der Vulkan Tolima, der Ruiz u. a. tragen Schnee, ebenso die Sierra Nevada de Cocui (Chita) nordöstlich von Tunja. Die Hochebene am Abfalle der Ostkette gegen den Magdalena erreichen 2400‒2700 m Höhe, die Hauptstadt Bogota liegt in 2610 m. Gegen Norden geht die Cordillere des Ostens, Cordillera oriental, in die Sierra de Perija (s. d.) über, welche im Cerro Pintado noch 2800 m erreicht. Fast isoliert vor derselben liegt die Sierra Nevada de Santa Maria (s. d.), 5100 m hoch und Schnee tragend. Die Centralcordillere bricht unter 8° nördl. Br. ab, an deren Fuße vereinigen sich der Magdalena und Cauca. Die Westcordillere endet ebenfalls im Osten des Atrato (s. d.), der die eigentlichen Anden von den fälschlich oft dazu gerechneten altkrystallinischen Gebirgen der Landenge von Panama und Darien scheidet. Tertiär bildet das Atratothal; Flußalluvionen füllen den Unterlauf des Magdalena-Cauca aus. (Hierzu Karte: Columbia, Venezuela, Ecuador, Peru und Bolivia.)
Klima. Die klimatischen Verhältnisse sind im höchsten Grade mannigfaltig. In die Region des ewigen Schnees ragen nur die höchsten Erhebungen. In der Region der Paramos (rauhe und trockne, windige und unbewohnte Bergeinöden) ist die mittlere Temperatur 9° C., sinkt aber zuweilen auf 4° C. und nicht selten fällt auch etwas Schnee. Die Tierra fria nimmt einen großen Teil des Hochgebirges ein, und eine noch größere Ausdehnung hat die Tierra templada, zu welcher, außer den untern Stufen der Cordilleren und deren niedrigern Ausläufern, die Hochthäler des Cauca und Magdalena gehören. Der bei weitem größte Flächenraum gehört indes der Tierra caliente an, nämlich die sämtlichen Küstenebenen, die untern Thäler des Cauca und Magdalena und das weite Tiefland im Osten (Bogota in 2610 m hat eine Mitteltemperatur von 14,4, August 13,4, März 15,1° C.). Die von der Bodengestaltung bedingten Verhältnisse der Witterung, der Regenzeit und selbst der Jahreszeiten bewirken eine große Verschiedenheit der Gesundheitsverhältnisse. Den größten Teil des Landes kann man als gesund betrachten, und obschon in den milden Regionen der Gesundheitszustand des Volks im allgemeinen kein günstiger ist (bösartige Hautkrankheiten, auch Lepra), so trägt daran hauptsächlich der gesunkene Kulturzustand die Schuld. Wirklich ungesund sind nur die feuchten und sumpfigen Küstenniederungen mit ihrem äußerst heißen Klima, besonders der Choco (s. d.) am Pacific zwischen 5 und 7° nördl. Br.
Pflanzenwelt. Die Flora ist mit Ausnahme der kahlen Paramos im Hochgebirge, wo dieselben der Punaregion von Bolivien ähnlich sind, aber keine große Fläche des Landes einnehmen, eine sehr mannigfaltige, reiche und üppige. Die Baumgrenze reicht am Tolima bis 3360 m, die Grenze der Gerste bis 3000 m. Die tropischen Niederungswälder enthalten dichte Bestände der die Steinnüsse als wichtigsten technischen Exportgegenstand liefernden grotesken Elfenbeinpalme Phytelephas, an den Andengehängen Chinarindenbäume (s. Chinarinde) und Stammpflanzen zahlreicher wertvoller Droguen, deren Erzeugnisse aber kaum rationell gesammelt werden.
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Tierwelt. Die Fauna ist sehr reich und enthält neben typisch tropisch-südamerikanischen besonders in den Gebirgen centralamerik. Formen. 10 Gattungen von Affen haben hier Vertreter, es finden sich neben Puma und Jaguar, Pekaris, Tapire, Pacas, Agutis, Faultiere, Ameisenfresser, Gürteltiere u. s. w. Die Vogelwelt ist prachtvoll entwickelt und enthält alle tropisch-amerik. Elemente und wahrscheinlich kommen hier die meisten Kolibris vor. Die übrige Tierwelt ist entsprechend vertreten.
Bevölkerung, Verfassung und Verwaltung. C. hat (1892) etwa 4 Mill. E., d. i. 3 auf 1 qkm oder 15 auf 1 qkm der Kulturfläche. Darunter sind etwa 370000 Weiße, 300000 Neger und Mulatten, 1,63 Mill. Mestizen und 220000 uncivilisierte Indianer. C. besteht seit 1886 aus 9 Departamentos, denen die frühern Nationalterritorien einverleibt worden sind, nämlich aus Magdalena, Bolivar, Panama, Cauca, Santander, Antioquia, Boyaca, Cundinamarca und Tolima. Davon gehört das Depart. Panama geographisch zu Centralamerika. Hauptstadt des Landes ist Bogota mit 95813 E. Seit der Umwälzung von 1886 ist den Departamentos (ehemals Staaten) nur die volle Selbständigkeit der Finanzverwaltung geblieben; die Exekutive liegt in der Hand des auf 6 Jahre gewählten Präsidenten, dem 7 verantwortliche Minister oder Sekretäre zur Seite stehen. Die Gesetzgebung liegt bei der Deputiertenkammer, deren 68 Mitglieder (1 auf 50000 E.) in allgemeinen indirekten Wahlen auf 4 Jahre gewählt werden, und beim Senat (27, je 3 für jedes Departamento, auf 6 Jahre indirekt gewählte und 6 vom Präsidenten der Republik ernannte Mitglieder). Die Finanzen waren von jeher in elendem Zustande. Bei der Teilung der Schuld der alten Föderativrepublik C. übernahm die damalige Republik Neugranada 50 Proz. im Betrage von 3406500 Pfd. St. und dazu noch 1844 die auf Ecuador kommenden 21½ Proz. im Betrage von 1464795 Pfd. St. Durch die rückständigen Zinsen und neuen Anleihen wuchs die Gesamtschuld noch mehr an, endlich wurde 1879/80 die Bezahlung der äußern Schuld eingestellt. Die Gesamtschuld belief sich 31. Aug. 1879 auf 9911219 Pesos innere und 10064000 äußere Schuld. Letztere wuchs bis 1889 auf 2878203 Pfd. St., erstere 1892 auf 11,19 Mill. Pesos: Papiergeld sind 18 Mill. Pesos vorhanden. Die Einnahmen, vor allem Zölle, betragen (1893/94) 24,89, die Ausgaben 27,32 Mill. Pesos.
Auch in der sittlichen und intellektuellen Kultur steht C. auf sehr niedriger Stufe. Die früher überaus reiche und mächtige Kirche ist seit der Losreißung des Landes von Spanien an Besitz und Ansehen gesunken. Sie ordnet unabhängig vom Staat ihre innern Angelegenheiten. Es bestehen ein Erzbistum zu Bogota und fünf Bischöfe zu Popayan, Cartagena, Sta. Marta, Antioquia und Panama. Der Klerus ist durchgängig unwissend. Den prot. Konfessionen ist völlige Freiheit des Kultus gewährt. Das Volks- ^[folgende Seite]
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