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Cotunnit – Couleur
die nach C. benannten Cottunnischen Wasserleiter (Aquaeductus Cottunnii) im Felsenstück des Schläfebeins beschrieben sind. Er schrieb außerdem «De ischiade nervosa commentarius» (Neap. 1765) und «De sedibus variolarum syntagma» (ebd. 1769). C. machte auch darauf aufmerksam, daß sich im Harn von Nierenkranken Eiweiß finde. Er übernahm 1766 die Professur der Anatomie an der Universität zu Neapel, wurde 1812 Rektor der Universität und starb 6. Okt. 1822.
Cotunnīt, s. Bleichlorid.
Cotúrnix, s. Wachtel.
Cötus (lat.), die Schülerschaft, die Gesamtheit der Schüler einer Lehranstalt, auch angewendet für gewisse Abteilungen der Gesamtheit. Parallelcöten sind Abteilungen, die bei starker Schülerzahl dadurch entstehen, daß die Schüler derselben Stufe auf zwei oder mehr getrennt zu unterrichtende Parallelklassen verteilt werden. Daher z. B. die Bezeichnung: Quarta, C. A und C. B, oder Hauptcötus und Nebencötus. Eine besondere Art der Parallelcöten sind die namentlich an stark besuchten Gymnasien der östl. Provinzen Preußens und in Berlin, auch in Hessen-Darmstadt eingerichteten Wechselcöten, bei denen der Jahreskursus der einen Parallelklasse von Ostern bis Ostern, der der andern von Michaelis bis Michaelis läuft, sodaß diejenigen Schüler, die beim Schlusse des Jahreskursus noch nicht versetzungsreif sind, in den andern C. übergehen mit der Aussicht, bereits nach einem Halbjahre in die höhere Klasse aufzurücken.
Coty̆le, s. Schwalbe.
Cotylĕdon L., Pflanzengattung aus der Familie der Crassulaceen (s. d.), besteht meist aus Sträuchern vom Kap der Guten Hoffnung. Es sind schön blühende Gewächse mit eigentümlich geformten Blättern und meist roten Blumen, die häufig als Zimmer- und Gewächshauszierpflanzen kultiviert werden. Die empfehlenswertesten Arten sind: C. coruscans Haw. mit mehligweißen, glänzenden Blättern und roten bis 5 cm langen Blumen; C. orbiculata L., bis 1 m hohe kräftige Pflanze mit lange andauernden blaßroten Blüten. Die Blütezeit der C. fällt in die Monate Juli bis August. Sie verlangen frische Luft, helles Licht, Heideboden und wenig Bewässerung und lassen sich am leichtesten durch Stecklinge vermehren. Im Sommer kann man sie ins Freie stellen; überwintert werden sie im Kalthaus oder in einem ungeheizten, aber frostfreien Zimmer.
Coucy (spr. kußih), Renaud, Kastellan von, nordfranz. Hofdichter aus dem Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrh., von dem mehrere Minnelieder erhalten sind. Über die Lebensumstände des Dichters läßt sich aus ihnen nur entnehmen, daß er sich einem Kreuzzuge angeschlossen. Er war 1198 Kanonikus der Kirche Notre-Dame in Noyon und später Kastellan auf C., einer Burg und Stadt im Laonnais. Ein wahrscheinlich aus dem Anfang des 14. Jahrh. stammender altfranz. Roman d’aventure des Jacquemon Saquesep (in Prosa übersetzt und im der «Collection des anciens monuments de l’histoire» hg. von Crapelet, «L’histoire du châtelain de C. et de la dame de Fayel», Par. 1829) erzählt ausführlich, unter Einflechtung mehrerer Lieder, seine Liebesgeschichte mit der Dame von Fayel; danach starb C. im Heiligen Lande und schickte sterbend der Dame sein Herz, das der eifersüchtige Gatte sie zu essen nötigte, worauf sie freiwillig des Hungertodes starb. Es ist eine alte weitverbreitete Sage (vgl. Brennenberg), die sich hier an den Kastellan von C. angeknüpft hat. Ausgaben der «Chansons du châtelain de C.» besorgte Francisque Michel (Par. 1830) und Fr. Fath (Heidelb. 1883). – Vgl. G. Paris, Le roman du châtelain de C. (in der «Romania», Bd. 8, Par. 1872).
Coucy-le-Château (spr. kußih lĕ schatoh), Hauptort des Kantons C. (252,65 qkm, 33 Gemeinden, 16134 E.) im Arrondissement Laon des franz. Depart. Aisne, 30 km westsüdwestlich von Laon, auf einem steilen Hügel an der Linie Anizy-Chauny der Franz. Nordbahn, hat (1891) 703, als Gemeinde 712 E., Post, Telegraph. Von den 1652 durch Mazarin geschleiften Festungswerken steht noch ein prächtiges Thor auf der Straße nach Laon. Die Ruinen des Schlosses, mit dem 55 m hohen und 31 m dicken, 1230 von Enguerrand Ⅲ. erbauten Turm, gehören zu den schönsten Frankreichs.
Coudée (spr. kudeh), Längenmaß, s. Covado.
Couder (spr. kudeh), Louis Charles Auguste, franz. Maler, geb. 1. April 1789 in London, gest. 21. Juli 1873 in Paris, war ein Schüler von Regnault und David und bildete sich im Geiste des klassischen Stilprincips. Mit den 1817 ausgestellten Bildern: Tod des Masaccio und Der Levit von Ephraim, erzielte er den ersten Preis. Nachdem er für die Apollogalerie im Louvre drei Freskogemälde mytholog. Inhalts vollendet hatte, malte er den Marathonkämpfer (1819), Romeo und Julia (1821), Tod des heil. Ludwig (1822), späterhin den Tod des Virgil, Apelles und Phryne, Duchâtel rettet Karl ⅦI. (Museum in Rennes), Der heil. Ambrosius wehrt dem Kaiser Theodosius den Zugang zum Dom (Kirche St. Gervais in Paris). Weiter schuf er u. a.: Leonardo da Vinci malt die schöne Ferronière in Gegenwart Franz’ Ⅰ. (1829), Anbetung der Könige (1831; Museum in Avignon). Das Museum in Versailles besitzt die meisten und zugleich bedeutendsten Gemälde C.s; sie behandeln meist histor. Momente. Hervorzuheben sind: Belagerung von Yorktown durch Washington, Einnahme von Lérida durch den Herzog von Orleans (1838), Eröffnung der Reichsstände zu Versailles (1840), Der Schwur im Ballhaus 1789 (1848).
Couillet (spr. kuĭjeh), Gemeinde in der belg. Provinz Hennegau, an der Sambre und an den Linien Braine-le-Comte-Charleroi-Namur und C.-Jamioulx (7,17 km) der Belg. Staatsbahnen, 3 km südlich von Charleroi, hat (1890) 8092 E., Post, Telegraph, zahlreiche Hochöfen, Schmelzhütten und Streckwerke sowie Glas- und Spiegelfabrikation.
Coulage (frz., spr. kulahsch’), Bezeichnung für den Abgang einer Flüssigkeit durch das schwer vermeidliche, kaum merkliche Austräufeln, Auslecken aus dem Gebinde, bei Öl, Sirup u. s. w., namentlich auf dem Transport. In Deutschland ist dafür und für den deshalb gewährten Abzug am Maß oder Gewicht der Ware der Ausdruck Leckage (s. d.) gebräuchlicher. Jetzt spricht man in diesem Sinne auch häufig von Abfüllung oder Auffüllung (frz. ouillage; engl. ullage).
Couleur (frz., spr. kulöhr), Farbe; im Kartenspiel die Gesamtheit der mit demselben Abzeichen, nämlich Eichel (Trèfle), Grün (Pique), Rot (Cœur) oder Schellen (Carreau), versehenen Karten; auch wohl die Trumpffarbe; studentisch die Farben einer Verbindung, ferner auch die Verbindung selbst; Couleurstudent, Mitglied einer farbentragenden studentischen Verbindung. – C. (Zuckercouleur), s. Karamel.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]