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Custos Messium – Cuticula
Schon in Handschriften des 12. Jahrh. kamen sie vereinzelt vor. Das erste (bekannte) gedruckte Bück mit Kustoden ist die erste Ausgabe des Tacitus (Vened. 1469‒70 von Wendelin von Speier). – Ähnlich ist in der Notenschrift C. das Zeichen (^[img] oder ^[img]), das sonst an das Ende einer Notenzeile gesetzt wurde, um schon vorher diejenige Linie oder denjenigen Zwischenraum zu bezeichnen, auf die oder in den die erste Note der nächstfolgenden Zeile zu stehen kam. Dieses Zeichen wird jetzt höchstens noch in der Choralnotenschrift verwandt.
Custos Messĭum (Sternbild), s. Erntehüter.
Custozza (Eustoza), Dorf im Kreis Villafranca di Verona der ital. Provinz Verona, 18 km südwestlich von Verona auf einer Anhöhe links vom Tione gelegen, mit (1881) 624 E., ist bekannt durch zwei Siege der Österreicher über die Italiener. Im Juli 1848 stand das 63000 Mann starke ital. Heer unter König Karl Albert in einer über 50 km gedehnten Front zwischen Rivoli und Governolo und wurde durch 44500 Österreicher unter Radetzky 23. Juli in der Mitte durchbrochen. Tags darauf sammelte zwar der König 21500 Mann bei Villafranca wieder, wurde aber von Radetzky 25. Juli in zehnstündiger Schlacht abermals und vollständig geschlagen. Eine energische Verfolgung durch Reiterei, die die Italiener vernichtet haben würde, unterblieb. – Am 24. Juni 1866 erfocht Erzherzog Albrecht von Österreich mit 75000 Mann einen glänzenden Sieg über 130000 Italiener unter Victor Emanuel. Die Österreicher trafen überraschend auf die im Vorrücken auf Villafranca und C. begriffenen Italiener, deren linker Flügel geworfen wurde. Da die übrige ital. Streitmacht durch eine kühne österr. Kavallerieattacke an der Entfaltung gehindert wurde, so konnten die Österreicher um 5 Uhr nachmittags die Höhen von C. erstürmen. Die Italiener wichen unverfolgt mit einem Verluste von 8145 Mann und 14 Geschützen bis hinter den Oglio zurück. Die Österreicher verloren 7956 Mann. (S. den Situationsplan.)
^[Abb. Custozza (Situationsplan).]
Cüstrin, Stadt, Festung und bedeutender Waffenplatz im Kreis Königsberg i. N. des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, früher Hauptstadt der Neumark, liegt im sog. Oderbruch, am Zusammenfluß der Oder und Warthe und an den Linien Berlin-Kreuz-Königsberg-Eydtkuhnen, Breslau-Stettin, Frankfurt a. O.-C-C.-Vorstadt(32,4 km) der Preuß. Staatsbahnen, sowie an der Stargard-Cüstriner Bahn (98,3 km), ist Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Landsberg a. W.) mit Strafkammer und einer Reichsbanknebenstelle und hat (1890) 16672 E., darunter 1296 Katholiken und 184 Israeliten, in Garnison das 48. Infanterieregiment von Stülpnagel und das 2. Bataillon des Garde-Fußartillerieregiments; Postamt erster Klasse und 2 Stadtpostanstalten mit Telegraph, 3 evang. und 1 kath. Kirche, 3 Bahnhöfe, 3 große Kasernen, einschließlich der Schloßkaserne, früher Schloß des Markgrafen Johann; königl. Gymnasium, 1550 als luth. Ratsschule gegründet (Direktor Dr. Tschiersch, 14 Lehrer, 8 Klassen, 159 Schüler), eine höhere Mädchenschule, eine mittlere Bürgerschule und eine Handwerker-Fortbildungsschule; ferner Fabrikation von Maschinen (4 Fabriken), Feuerspritzen, Kartoffelmehl, Malz und Dachpappe sowie Schiffahrt und Produktenhandel. Mit Stettin ist C. durch regelmäßige Dampfschiffahrt verbunden. Auf der Warthe gingen (1890) 803 beladene Frachtschiffe (87000 t Güter), 1430 unbeladene zu Berg, 1974 beladene (238000 t Güter) und 74 unbeladene zu Thal. In der Nähe das dem Grafen Schwerin gehörige Dorf Tamsel mit schönem Park. – C., zuerst im Anfang des 13. Jahrh. erwähnt, war 1535‒71 die Residenz des Markgrafen Johann (von C.), eines Sohnes Joachims Ⅰ., und später Sitz der neumärk. Regierung, Kriegs- und Domänenkammer. Die Festung wurde 1537 zuerst mit Erdwällen, dann mit gemauerten Wällen umgeben. Friedrich d. Gr. saß hier als Kronprinz gefangen, und sein Freund Katte wurde hier 6. Nov. 1730 hingerichtet. Die Festung hielt vom 15. bis 22. Aug. 1758 ein furchtbares Bombardement durch die Russen aus. Nach der Schlacht bei Jena 1806 wurde sie, obwohl reichlich mit Proviant versehen, 1. Nov. von dem Kommandanten Ingersleben sogleich den franz. Truppen ausgeliefert, welche sie erst 30. März 1814 an die Preußen übergaben. In neuerer Zeit ist C. durch Anlage weit vorgeschobener Forts auf beiden Warthe-Ufern zu einem Waffenplatz ersten Ranges erhoben worden.
^[Abb. Wappen]
Cutch (spr. kötsch), ostind. Staat, s. Katschh.
Cuticŭla, in der Botanik die chemisch und physikalisch metamorphosierten äußersten Lamellen der an das umgebende Medium angrenzenden Epidermiszellwände, die zu einem fast ununterbrochenen Häutchen verschmelzen und so die sämtlichen Außenwände der Epidermiszellen überziehen. Die C. ist zwar ein Teil der Epidermiszellwände, aber sie verhält sich sowohl in physik. wie chem. Beziehung anders als diese. Sie ist für Wasser und Wasserdampf nur sehr schwer durchlässig; diese Eigenschaft rührt jedenfalls von einem gewöhnlich als Cutin bezeichneten, in der C. eingelagerten Körper her, der hinsichtlich seiner chem. Eigenschaften gewissen Fetten und Wachsarten nahe steht. Da sie fast ununterbrochen die ganze Pflanze überzieht, so ist sie als eine wirksame Schutzein- ^[folgende Seite]