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Cyrus (der Jüngere) – Cystin
rung. Aus der Keilschriftlitteratur kommen für die Geschichte des C. drei Urkunden in Betracht: der sog. Cyrus-Cylinder (1879 in einem Ruinenhügel zu Babylon gefunden, von Rawlinson entziffert); eine zu Sippar gefundene Cylinderinschrift und die sog. Annalen Nabonids (s. d.). Astyages von Medien heißt hier Ischtumegu, König der Umman-Manda, C. in den Annalen einmal König von Parsu (Persien), sonst stets König von Anzan oder Anschan. Dieses Land, das nach dem Cylinder des C. bereits drei seiner Vorfahren beherrscht hatten, war vermutlich das Grenzgebiet zwischen Elam und Persien. Nabonid berichtet mit Genugthuung, daß Ischtumegu, der Assyrien erobert, Harran zerstört und ihn selbst bedroht hatte, von «seinem geringen Knechte» C. überwunden und gefangen worden sei, ohne zu ahnen, wie gefährlich dieser ihm selbst bald genug werden sollte. Nachdem er nämlich die Grenzen des neuen Reichs im Norden und Osten durch Kriege mit Hyrkanien, Parthien, Baktrien, Indien und Armenien sichergestellt, bekriegte er Krösus, den König von Lydien, den er 549 bei Pteria schlug, worauf er durch die rasche Einnahme von Sardes dem Lydischen Reich ein Ende machte. Seine Feldherren unterwarfen die griech. Städte in Kleinasien; doch blieb der Zusammenhang zwischen den östl. und westl. Provinzen des neuen Reichs wegen der Fortdauer von Babylonien als eines selbständigen Staates gefährdet. C. wandte sich daher gegen dieses Reich, dessen König Nabonid den Lydern verbündet gewesen war. Die Unterwerfung dieses Reichs wurde nach der inschriftlichen Litteratur begünstigt durch eine Mißstimmung der Priesterschaft gegen Nabonid. So leistete zwar Nabonids Feldherr Bel-schar-usur zweimal in offener Feldschlacht Widerstand, die Stadt Babylon selbst aber fiel ohne Schwertstreich (538). Um seine Herrschaft in Phönizien und Syrien zu sichern, verpflichtete er sich 537 die in babylon. Gefangenschaft weggeführten Juden durch die Erlaubnis zur Rückkehr in ihr Vaterland. Im Kampfe mit den scyth. Massageten jenseit des Araxes, die damals von der Königin Tomyris beherrscht wurden, soll er seinen Tod gefunden haben (529 v. Chr.). Nach der von Herodot erzählten Sage schnitt Tomyris seinem Leichnam den Kopf ab und warf ihn in einen Schlauch voll Blut, damit er seinen Blutdurst stillen könne. Sein Leichnam wurde in Pasargadä beigesetzt. Alexander besuchte die Grabstätte, die gewöhnlich, aber mit Unrecht, in Murghab vermutet wird. C. hinterließ zwei Söhne, Kambyses (s. d.) und Smerdis, auch mehrere Töchter, darunter Atossa, erst Gattin des Kambyses, dann des Pseudo-Smerdis, und Darius’ Ⅰ. – Vgl. Evers, Das Emporkommen der pers. Macht unter Kyros (Berl. 1884); Bauer, Die Kyrossage und Verwandtes (Wien 1882); Büdinger, Die neuentdeckten Inschriften über C. (ebd. 1881); Keiper, Die neuentdeckten Inschriften über Kyros (Zweibrücken 1882); Schubert, Herodots Darstellung der Cyrussage (Bresl. 1890); Hagen, Keilschrifturkunden zur Geschichte des Königs C. (Lpz. 1891).
Cyrus (Kyros) der Jüngere, der jüngste Sohn des Darius Ⅱ. Nothus oder Ochus und der Parysatis, war kurz nach der Thronbesteigung seines Vaters (424 v. Chr.) geboren. Er erhielt schon in seinem 17. Jahre mit der Statthalterschaft über einige Provinzen den Oberbefehl in Kleinasien. Parysatis hatte ihm, ihrem thatkräftigsten, begabtesten Sohne, mit Rücksicht darauf, daß er ihr erster nach der Thronbesteigung geborener Sohn sei, die Nachfolge verschaffen wollen. Als nun nach seines Vaters Tode sein älterer Bruder, Artaxerxes Mnemon, den Thron bestieg, beschuldigte der Satrap Tissaphernes den C., nach dem Leben des Bruders getrachtet zu haben. Artaxerxes begnadigte ihn indes und sandte ihn aufs neue mit den gleichen Vollmachten nach Kleinasien. Hier sammelte C. ein zahlreiches Heer, zu dem noch 13000 Mann griech. Hilfsvölker stießen, und brach 401 gegen Artaxerxes auf. Dieser zog in Ekbatana ein an Zahl weit überlegenes Heer zusammen. In der Ebene von Kunaxa, unweit von Babylon, trafen 400 v. Chr. beide Heere aufeinander. Nach tapferer Gegenwehr, besonders von seiten der Griechen, die auf ihrer Seite siegreich waren, wurden die Truppen des C. geschlagen und dieser selbst getötet. Über das Leben und die Schicksale des C. berichtet Xenophon in der «Anabasis». ^[Spaltenwechsel]
Cystalgie (grch.), Blasenschmerz, Blasenkrampf.
Cyste, Cystoid, Cystom oder Kystom (grch.), eine mit Flüssigkeit oder breiartigem Inhalt erfüllte Geschwulst, besonders der Haut, der Eierstöcke und sonstiger Organe (s. auch Balggeschwulst, Eierstock, Ovariotomie). Ebenso heißen die Hüllen eingekapselter Tiere C. und können von denselben selbst gebildet sein (wie bei den Rädertieren, Infusorien u. s. w.) oder bei parasitischen Formen (der Muskeltrichine u. s. w.) in den Geweben des Wirtes ihren Ursprung haben.
In der Botanik nennt man C. manche Ruhezustände niederer Algen, die in bestimmten Perioden gewöhnlich im Winter auftreten und darin bestehen, daß sich die Algenzellen mit einer dickern Membran umgeben, wodurch sie gegen Temperaturwechsel und andere ähnliche Einwirkungen widerstandsfähiger werden. Auch bei den niedern Pilzen, den Myxomyceten (s. d.), treten derartige Cystenbildungen auf.
Cysteīn, s. Cystin.
Cystektăsie (grch.), Blasenerweiterung.
Cystĭca, Cysticercoīden, Cysticércus, s. Bandwürmer; über Cysticercus cellulōsae, Zellgewebsblasenschwanz, s. auch Finnenkrankheit.
Cystidēen (Cystidĕa von Buch), eine Familie der Seelilien, Haarsterne oder Crinoiden aus der Klasse der Stachelhäuter oder Echinodermen, welche nur in paläozoischen Ablagerungen, ganz vorzugsweise in den untern Übergangsschichten des silurischen Systems vorkommt und die Urform jener vorstellt. Die Mitglieder dieser Familie hatten einen blasenförmigen, von Kalktafeln gebildeten Kelch, einen nur selten aus Kalkscheiben zusammengesetzten, meist wohl nur lederartigen kurzen Stiel zum Anheften und auf der dem Stiel entgegengestellten obern Fläche mehr oder minder verkümmerte Arme, zwischen welchen sich stets Mund und Afteröffnung, seltener eine dritte, mit Klappen versehene Geschlechtsöffnung zeigen. Durch die Gattung Codonaster ist diese Familie mit derjenigen der Blastoideen (s. d.) verbunden, durch den scheibenförmigen auf Fremdkörper aufgewachsenen Agelacrinus mit den Seesternen, und durch Mesites mit den See-Igeln, unter welchen die silurische Bothriocidaris am nächsten steht. Typische C. sind der crinoideenartige Caryocrinus, der kugelige Echinosphaerites, der oft schlauchförmige Caryocystites, Cryptocrinus und Hemicosmites.
Cystīn, organische stickstoff- und schwefelhaltige Base, ein Bestandteil der Nieren, der zuweilen auch im Harn und in Harnsteinen vorkommt, krystallisiert
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]