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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Davila - Davis (Jefferson)
war so groß, daß ihm aus aller Zerren Länder Pa-
tienten zuströmten; so vollzog er 1752 in einem Mo-
nat 206 Staroperationen, von denen 182 als ge-
lungen bezeichnet wurden. D. starb 30. Sept. 1762
an einem Gehirnschlag zu Genf.
Davila, Arrigo Caterino, ital. Staatsmann
und Geschichtschreiber, geb. 30. Okt. 1576 zu Pieve
di Sacco im Paduanischcn als das zehnte Kind
des Anton D., der, Gran Contestabile von Cypern
bis zur Eroberung dieser Insel durch die Türken
(1570), in Frankreich bei Katharina von Medici und
.Heinrich III. Schutz gefunden hatte. Diesen hohen
Gönnern zu Ehren erhielt D. seine Vornamen.
Seit 1582 in Frankreich erzogen, nahm er 1594
Kriegsdienste unter Heinrich IV. und wurde bei der
Belagerung von Amiens schwer verwundet. 1599
kehrte D. nach Padua zurück, trat in venet. Dienste,
bekleidete verschiedene nülitär. Ämter, wurde
Gouverneur von Kreta, Friaul, Dalmatien und
erhielt das von seinen Vorfahren genossene Vor-
recht, im venet. Senat neben dem Dogen seinen Sitz
einzunehmen. Als er sich 1631 auf dem Wege nach
Crcma befand, wurde er 8. Aug. in San Michele bei
Verona meuchelmördcrisch erschossen. 1630 gab D.
die berühmt gewordene "swiia civile gueirk eivili
di ^i'lmcia" heraus, die in 15 Büchern eine aus-
führliche Geschichte der religiösen und bürgerlichen
Kriege inFranlrcich von 1560bis 1597 enthält. Das
Werk zeichnet sich durch Scharfsinn, glückliche Kom-
binationsgabe und geistvollen Pragmatismus aus;
als Quelle für dic Gefchichte jenes Zeitraums ist es
jedoch mit Vorsicht zu gebrauchen. Das Buch machte
im roman. Europa ein ungeheures Aufsehen; im
ersten Jahre sollen 20000 Exemplare davon verkaust
worden, im Laufe des 17. Jahrh. 200 Auflagen er-
schienen sein (beste Ausg., 2 Bde., Vened. 1733;
8 Bde., Lond. 1801); es ist in fast alle curop. Spra-
chen überfetzt (lateinisch, 3 Bde., Rom 1735-45;
deutsch, von Neith, 5 Bde., Lpz. 1792-95).
Davis (spr. dehwiß), Andrew Jackson, amerik.
Spiritist, geb. 11. Aug. 1826 zu Vlooming Grovc
im Staate Neuyork, zeigte zuerst 1843 in Pough-
keepsie als Schuhmacherlehrling seine außerordent-
lichen spiritistischen Gaben. Obgleich gänzlich un-
gebildet, tonnte er sich im Zustande der Verzückung
angeblich eingehend über wissenschaftliche Gegen-
stände, mediz. und psychol. Fragen unterhalten.
William Levingston, der zuerst durch Mcsmeris-
mus die Hellseherei in ihm ermittelt hatte, associierte
sich mit D., der jetzt als Arzt auftrat und im
Zustande der Verzückung Krankheiten heilig, Dia-
gnosen stellte und Rezepte schrieb. Am 7. März 1844
verfiel er in einen 16stündigen Schlaf, während
dessen er, wie er behauptete, mit unsichtbaren Wesen
verkehrte und Anweisungen erhielt, wie er in Zu-
kunft als Lehrer dcr innern Welt auftreten sollte.
1845 diktierte er, während er sich im hellsehenden
Zustande befand, dem Pfarrer Fishbough sein erstes
und bedeutendstes Werk: "Iiis i)i-incipi63 ok na-
tni'6. 1i6I' äivinL 10V6i^ti0I18 HQ(1 9, voice t0 MHQ'
kwä" (2 Bde., Neuyork 1847; 30. Aufl. 1869),
nach dessen Vollendung er sich nicht weiter magnc-
risieren ließ. Alle seine zahlreichen spätern Arbeiten,
darunter c^Ilio 31-0^ liai-moum" (6 Bde., Neuyork
1850-60; deutsch von Wittig, Lpz. 1867), "?1ii1o-
80p1iv ot' Lpiritnlli intercour^" (1851), <^I1i6 pi'O
86tit aZ6 iinä illULr lit'c'u (1854), "1IiL I>6U6ti'HiiH"
(1856), "1ii6 mÄFie 8t"F" (Neuyork 1857; seine
Selbstbiographie; deutsch von Wittig und hg. von
Aksäkow, Lpz. 1868), "'1'Ii6 liardiiiSer ok liealtk"
(1862), "^pi)6tit68 Huä pa88iou8" (1863), "1K6
>vor1ä'8 tru6 reäeomLr" (1863), "NoruinF loe-
tui'68u (1865), "1ai6 ol 3. pI^8iciHn" (1869), "^ra-
duill." (1867), "^ 8t6iWi' 1(6^ t0 t1i6 8UINM61'iHQä"
(1867), "^6 founwiu') (1870), "II16 tsmpie: äi8-
62868 0k tli6 drain llnä N6rv63" (1871), sind mehr
oder weniger eine Wiederholung jenes ersten Werks.
D. wohnt in Orange im Staate Neujersey.
Davis (spr. dehwiß), Iefferson, Präsident der
sog. Konföderierten Staaten von Amerika (s. d.),
geb. 3. Juni 1808 im Todd-, damaligen Christian-
County des Staates Kentucky als der Sohn eines
Pflanzers, besuchte die Militärakademie zu West-
point, diente erst in der Infanterie, wurde später
dem Stäbe beigegeben und zeichnete sich im In-
dianerkriege gegen Vlack-Hawk 1831-33 so aus,
daß er zum ersten Lieutenant in einem Dragoner-
regiment ernannt wurde. Seit 1835 widmete er
sich als Pflanzer in Mississippi dem Baumwoll-
bau. 1844 war er ein eifriger Fürsprecher der
Annexion von Texas. 1845 wählte ihn sein Staat
als Abgeordneten in den Kongreß der Vereinigten
Staaten, 1846 zog er als Oberst des 1. Mississippi-
Milizregiments mit nach Mexiko und zeichnete sich
bei verschiedenen Gelegenheiten aus; 1847 wurde er
Vundessenator und Vorsitzender des Militäraus-
schusses, legte jedoch 1851 seine Stelle nieder. Bei
dcr Präsidentenwahl 1852 unterstützte er Pierce und
wurde von diesem März 1853 zum Kriegsminister
ernannt. Als solcher war er bis 1857 sehr thätig,
ließ unter anderm die Armeeregulative revidieren,
bildete vier neue Regimenter, führte die Kamele als
Lasttiere für die westl. Wüsten ein und schickte ver-
schiedene Expeditionen zur Erforschnng des besten
Weges für die Pacific-Eisenbahn aus. "Nach seinem
Rücktritt aus dem Kabinett ließ er sich wieder in
den Senat wählen. In der Session von 1860 bis 1861
war er Führer der auf Secefsion der südl. Staaten
abzielenden Verschwörung, beteiligte sich an dem
Kongreß von Montgomery (s. Vereinigte Staaten
von Amerika) und wurde zum Präsidenten der Kon-
föderation gewählt. Zugleich übernahm er die aus-
wärtigen Angelegenheiten und setzte das Verbot
der Baumwollausfuhr durch, in der Hoffnung,
dadurch England und Frankreich zur Anerkennung
der Konföderation zu zwingen. Sein Vertrauen auf
feine militär. Talente bewog ihn zu häufigen Ein-
mischungen in die Kriegführung; gegen Ende des
Krieges erhielt jedoch Lee beinahe unbeschränkte
Gewalt. Seine Verwaltung war fast despotisch, und
der Kongreß trat selten zu ihm in Opposition. Seine
Menschenkenntnis war gering, die Mitglieder seines
Kabinetts unfähig, und die Finanzen des Staates
von Anbeginn in heilloser Verwirrung. Am 10. Mai
1865 wurde D. als Frau verkleidet bci Invinsville
(Georgia) gefangen genommen und in Fort Monroc
in Virginien in Haft gehalten. Sein Prozeß wurde
an den Bundesgerichtshof verwiesen, der die Anklage
fallen ließ. Die allgemeine Amnestie vom 25. Dez.
1868 kam auch ihm zugute. Er zog sich nach Mem-
phis zurück, wo er als Präsident einer Versicherungs-
gesellschaft lebte und die Zuneigung dcr südstaat-
lichen Bevölkerung bis an sein Ende genoß. Er starb
6. Dez. 1889 in Veauvoir (Mississippi). Im Mai 1893
wurden seine Überreste von Neuorleans, wo er be-
erdigt war, nach Nichmond (Virginia) übergeführt
und dort unter großen Feierlichkeiten beigesetzt. D.
war ohne Zweifel ein sehr fähiger Staatsmann,