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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Demer - Demeter
Demer, Fluß in Belgien, entspringt in Limburg
bei Tongern, berührt Bilsenund Hasselt, empfängt
links dieHerck, Große und Kleine Geete und Velp (frz.
Fleppe),rechts den Mangel, berührt Diest undAerschot
und mündet nach einem Lauf von 93 km in die Dyle.
Demerara odcrDemerary. 1) Flußimnord-
östl. Südamerika, entspringt im innern Hochlande,
stießt dem Essequibo parallel mit Wasserfallen und
Stromfchnellen und mündet 3 km breit hinter einer
Barre, die nur Schiffen von 6 m Tiefgang die Ein-
fahrt erlaubt, bei der Hauptstadt Georgetown in den
Atlantischen Ocean. Der D. ist für tleine Seeschiffe
115 km weit, für Boote auch jenseit der Katarakte
schiffbar. - 2) Grafschaft von Britifch-Guayana,
nach dem Flusse D. benannt, umfaßt die Küsten-
gegend zwischen Essequibo im Westen und Berbice
im Osten, hat feuchtes Klima, fruchtbaren Boden,
tropische Vegetation und (ohne die Eingeborenen)
80-90000 E., darunter 68 Proz. Neger, 14 Proz.
Mischlinge, 11 Proz. Weiße, 6 Proz. Kuli und
1 Proz. ansässige Indianer.
Demerttenhäuser, Korrektionshäuser für kath.
Kleriker, unterstehen bisch öfl. Leitung und dienen
zur Verbüßung von gegen Kleriker erkannten Frei-
heitsstrafen. Die Staatsgesetzgebung hat neuer-
dings sich mehrfach mit ihnen befaßt. In Preußen
ist gesetzlich vorgeschrieben: 1) die Vorsteher von D.
müssen dem Staat (Kultusminister) benannt, Sta-
tuten, Hausordnung und Demeritenverzeichnis ein-
gereicht werden; 2) die Freiheitsentziehung gegen
Kleriker darf nur mit deren Zustimmung als Dis-
ciplinarmittel verwendet werden; 3) sie darf drei
Monate nicht übersteigen; 4) sie darf nur verhängt
werden nach Anhörung der Beschuldigten, durch
schriftliches mit Gründen versehenes Urteil und nur
als Verweisung in ein deutsches Demeritenhaus.
Gegen Laien ist Freiheitsentziehung als Disciplinar-
mittel verboten. Ähnliche Vorschriften gelten für
Baden, Sachfen, Österreich, Württemberg.
Demersion (lat.), Untertauchung, Versenkung.
Demeter (d. h. nach der gewöhnlichen Deutung
die Mutter Erde, nach Mannhardt "die Getreide-
mutter") , eine der ältesten hellenischen Göttinnen,
wurde durch ganz Griechenland als mütterliche Erd-
göttin, welche die Gaben des Feldes, namentlich
das Getreide, aber anch andere Feldfrüchte spendet,
verehrt. Unter den olympischen Göttern der Ilias
hat sie keine Stelle gefunden, doch gefchieht in den
Homerischen Gedichten ihrer Gabe, der Feldfrüchte,
und ihrer Vermählung auf dreimal geackerten: Brach-
felde mit Iasion Erwähnung. Unter den Grund-
besitzern und Bauern war ihr Kult stets hoch ange-
sehen, so namentlich in Attika. Sie galt auch als
die Urheberin des Segens, den der Ackerbau im Ge-
folge hat, eines dnrch feste Wohnsitze und Gesetze
geordneten Lebens, zugleich ward sie insbesondere
in den Thesmophorien von den Frauen als die
Göttin gefeiert, von welcher man nicht nur die Frucht-
barkeit des Feldes, sondern auch Ehcsegen erhoffte.
An diesem Feste, wie überhaupt gewöhnlich, wurde
D. im Verein mit Persephone (s. d.) verehrt. Haupt-
sitze ihres Kults waren außer Attika Megara, Arka-
dien, Messenien, Hermione in Argolis, Thessalien,
Kreta, die ion. Kolonien in Kleinasien, Knidos und
Sicilien. Den Mittelpunkt ihres Sagenkreises und
zugleich den Hauptinhalt der Mysterien, die vor allem
zu Elcusis in Attita, ähnlich aber auch an andern
Orten, wie zu Andania in Messenien, gefeiert wurden,
bildete die Sage von der gewaltsamen Entführung
ihrer Tochter Persephone (die auch Kora, "die Toch-
ter", "das Mädchen" schlechtweg genannt wurde)
durch Hades-Vluton, den Gott der Unterwelt,
welcher, plötzlich aus dem Erdboden emportauchend,
das Mädchen, während es aus blühender Aue (nach
der verbreitetstcn Tradition bei Eleusis oder bei Enna
in Sicilien, bei dem jetzigen Castro-Giovanni) mit
ihren Gespielinnen Blumen pflückte, auf seinen Wa-
gen gehoben und in sein dunkles Reich hinabgeführt
haben sollte. Neun Tage lang irrte die Mutter jam-
mernd und in Trauerkleidern auf der ganzen Erde
umher, bis sie von dem allfehenden He^vos üoer das
Schicksal der Tochter Auskunft erhielt; da mied sie
den Olymp und verbarg sich zürnend in eine Einöde
(oder in unscheinbarer Gestalt als Dienerin bei
Menschen), sodaß die Erde keine Frucht mehr trug,
bis Zeus bestimmte, daß Persephone, die durch den
Genuß einiger Kerne von einem Granatapfel be-
reits als Gemahlin Plutons der Unterwelt verfallen
war, einen Teil des Jahres (Frühling und Sommer)
auf die Oberwelt zur Mutter zurückkehren, den andern
(die Wintermonate, während deren die Vegetation
erstorben ist) bei dem Gemahl im Hades verweilen
sollte. Als Liebling der D. und Vermittler ihrer
Gaben für die Menschen wird von der Sage Tripto-
lemos (s. d.) bezeichnet. In Rom wurde Ceres
(s. d.) mit ihr verschmolzen. - Vgl. Preller, D. und
Persephone (Hamb. 1837); R. Förster, Der Raub und
die Rückkehr der Persephone (Stuttg. 1874); Mann-
hardt, Mytholog. Forschungen (Straftb. 1884). Dich-
terisch verarbeitet ist der Mythos der D. in Schillers
"Klage der Ceres" und "Das Eleusischc Fest".
Die bildende Kunst stellt dieD. in vollen und
reifen Formen, als Matrone, reich betleidet, das
Hinterhaupt öfter mit einem Schleier bedeckt, bis-
weilen mit Ähren bekränzt, und Ähren, Mohnstengel,
oder Fackeln in den Händen haltend dar. Während
die Kunst des 5. Jahrh, in D. noch mehr die hoheits-
volle und gütige Göttin als solche darstellte, drückte
die jüngere Kunst in den Zügen der D. öfter auch
den Sckmerz der um die verlorene Tochter trauern-
den Mutter aus. Statuen von ihr sind erhalten
im Vatikan und im Kapitolinischen Museum zu
Rom sowie im Britischen Museum (Torso); eine
thronende D. stellt ein herrliches pompejanisches