Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

170

Deutschland und Deutsches Reich (Geschichte bis 843)

Die deutschen Kaiser und Könige von Ludwig dem Deutschen bis 1806.

Karolinger:

Ludwig der Deutsche 843-876.

*Karl der Dicke 876-887.

*Arnulf von Kärnten 887-899.

Ludwig das Kind 899-911.

^[horizontaler Abgrenzungsstrich]

Konrad I. von Franken 911-918.

Sächsische Kaiser:

Heinrich I. 919-936.

*Otto I. 936-973.

*Otto II. 973-983.

*Otto III. 983-1002.

*Heinrich II. 1002-1024.

Salisch-fränkische Kaiser:

*Konrad II. 1024-1039.

*Heinrich III. 1039-1056.

*Heinrich IV. 1056-1106.

*Heinrich V. 1106-1125.

^[horizontaler Abgrenzungsstrich]

*Lothar II. von Supplinburg 1125-1137.

Hohenstaufen:

Konrad III. 1138-1152.

*Friedrich I. (Barbarossa) 1152-1190.

*Heinrich VI. 1190-1197.

{Philipp von Schwaben 1198-1208.

*{ Otto IV. von Braunschweig 1198-1215.

*Friedrich II. 1215-1250.

Konrad IV. 1250-1254.

Interregnum:

Wilhelm von Holland, Gegenkönig 1247-1256.

{Alfons X. von Castilien und

{Richard von Cornwallis, 1257-1272.

Kaiser aus verschiedenen Häusern:

Rudolf I. von Habsburg 1273-1291.

Adolf von Nassau 1291-1298.

Albrecht I. von Österreich 1298-1308.

*Heinrich VII. von Luxemburg 1308-1313.

*{Ludwig IV. der Bayer 1314-1347.

{Friedrich der Schöne von Österreich 1314-1330.

Luxemburgische Kaiser:

*Karl IV. 1347-1378.

Wenzel 1378-1400.

Ruprecht von der Pfalz 1400-1410.

{Jobst von Mähren 1410-1411.

*{Sigismund von Luxemburg 1410-1437.

Habsburger:

Albrecht II. 1438-1439.

*Friedrich III. (IV.) 1440-1493.

**Maximilian I. 1493-1519.

***Karl V. 1519-1556.

Ferdinand I. 1556-1564.

Maximilian II. 1564-1576.

Rudolf II. 1576-1612.

Matthias 1612-1619.

Ferdinand II. 1619-1637.

Ferdinand III. 1637-1657.

Leopold I. 1658-1705.

Joseph I. 1705-1711.

Karl VI. 1711-1740.

^[horizontaler Abgrenzungsstrich]

Karl VII. von Bayern 1742-1745.

Habsburg-Lothringer:

Franz I. 1745-1765.

Joseph II. 1765-1790.

Leopold II. 1790-1792.

Franz II. 1792-1806.

* Die so Bezeichneten wurden auch (vom Papste in Rom) zum Kaiser gekrönt.

** Maximilian I. nahm selbst den Kaisertitel an und erhielt ihn vom Papste bestätigt, doch ohne Krönung.

*** Karl V. wurde 1530 in Bologna gekrönt. Die spätern Herrscher nahmen den Kaisertitel ohne päpstl. Krönung an und nannten sich "erwählter röm. Kaiser".

Geschichte. 1) Von den ältesten Zeiten bis zum Vertrage von Verdun. (s. Historische Karten von Deutschland I, 1.) Das deutsche Volk hat sich aus einem Teile der german. Völkerstämme entwickelt (s. Germanen), und zwar unter dem Einfluß langdauernder und alle Verhältnisse des Lebens umspannender Beziehungen zu dem röm. Staate und seiner höher entwickelten Kultur. Hierfür war es von gleich entscheidender Bedeutung, daß Ariovist 58 v. Chr. von Cäsar besiegt wurde, und daß Armin 9 n. Chr. die röm. Legionen unter Varus schlug. Cäsars Sieg hielt die Deutschen von der Germanisierung Galliens ab und leitete dessen Romanisierung ein. Fast ein halbes Jahrtausend hatte dann die röm. Kultur in Gallien Zeit sich zu entfalten und erzeugte hier eine Blüte und einen Reichtum, der sich dem des Mutterlandes Italien vergleichen ließ. Sie überdauerte die Schrecken der Zeiten, in denen die röm. Herrschaft hier im 4. und 5. Jahrh. den vordringenden Germanen erlag und wurde eine Lehrmeisterin der kulturfähigen aber rohen Sieger. Andererseits war es von höchster Bedeutung, daß Armin den Varus schlug und dem Germanicus widerstand, der die verlorene Machtstellung rechts vom Rhein wiederzugewinnen suchte (14-16 n. Chr.). Armin, der darum mit Recht als Retter des german. und weiter des deutschen Volksstammes gefeiert wird, wehrte von den Germanen dadurch das Schicksal der Kelten ab, den Römern unterworfen zu werden.

In der weitern Entwicklung bildet die nächste große Wendung die sog. Völkerwanderung, die etwa mit dem Markomannenkriege (180) anhub. Die Germanen verließen die Länder an der Elbe und östlich davon, die dann von den Slawen besetzt wurden, erfüllten die Provinzen des Römischen Reichs und gründeten Staaten in denselben. Die Bildung des deutschen Volks vollzog sich nun zugleich mit der des französischen im Rahmen des von Chlodwig (gest. 511) auf gallischem Boden gegründeten Fränkischen Reichs (s. d.).

Entscheidend war es nun für die Entwicklung eines deutschen, sich trotz der starken roman. Einflüsse in seinem german. Wesen behauptenden Volks, daß dies Fränkische Reich im 6. und 7. Jahrh. sich nicht bloß über Gallien ausdehnte, sondern auch bedeutende rechtsrhein. Gebiete gewann und in bald loserer, bald engerer Verbindung umschloß. Germanen und Römer lernten hier in einem Staate miteinander leben, vermischten sich und verschmolzen miteinander, zwar nicht gleichmäßig und keineswegs überall vollständig, aber doch so, daß die Einrichtungen, Anschauungen und Lebensgewohnheiten sich einander anpaßten, beeinflußten oder ausglichen. Besonders wichtig war, daß die Germanen das Christentum annahmen und zwar die röm. Form desselben, während umgekehrt die Römer zu der bäuerlichen und kriegerischen Lebensform der Germanen übergingen. Die Ordnungen des fränk. Staates aber waren weder für so ausgedehnte Gebiete geschaffen, noch so tiefgreifenden gesellschaftlichen Umwälzungen gewachsen, und da auch das Herrschergeschlecht der Merowinger, die Nachkommen Chlodwigs, seit Dagoberts I. Tode 638 nur Schwächlinge erzeugte, so drohte das Reich eine Beute innerer Unruhen und der aus Spanien anstürmenden Mauren zu werden. Aus dieser Gefahr retteten es die Karolinger, die nach langem Ringen mit andern mächtigen Familien seit den letzten Jahrzehnten des 7. Jahrh. die Regierung zunächst unter dem Titel der Hausmeier in ihre Hand brachten, bis dann Pippin der Kleine 751 den letzten merowing. König in ein Kloster schickte und sich von den Franken auf den Thron erheben ließ. Pippin und sein Sohn Karl d. Gr. haben die fränk. Herrschaft über die rechtsrhein. Völker, die Bayern, Schwaben und Thüringer, neu gesichert, und Karl d. Gr. vollendete dies Werk, indem er die Sachsen unterwarf. So gewann das german. Element in dem Fränkischen Reiche die notwendige Verstärkung, während Karl der Große gleichzeitig die von Pippin angebahnte Herrschaft über Italien dadurch vollendete, daß er das Langobardische Reich mit dem Fränkischen vereinigte und noch mehr dadurch, daß er sich Weihnachten 800 von den Römern zum Kaiser des Römischen Reichs wählen und von dem röm. Bischof