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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dididae - Dido
brauch auf Lebenszeit. Auf ihre Einladung ging
D. nach Petersburg, tonnte jedoch das Klima nicht
vertragen und reiste bald wieder ab. Während er
mit der "Nu"xe1op6äi6" beschäftigt war und viele
Unannehmlichkeiten, die den Druck derselden jahre-
lang hemmten, zu erfahren hatte, mackte er sich zu-
gleich als Romanschriftsteller und Lustspieldicktcr
bekannt durch den sinnreichen, aber schlüpfrigen
Roman "1^63 diMix Wäi8cr6t8" (3 Bde., 1748
u. ö.) und die beiden Lustspiele "1^6 M" nawrei"
(1757) und "1^6 pki'6 ä6 samiiik" (1758), welche
letztern als "d^ivi'68 66 tliicktr6 ä6 v." (2 Bde.,
Par. 1758; deutsch von Lessing, 2 Bde., Verl. 1781)
erschienen. Außerdem schrieb er eine Menge pbilos.-
ästhetischer Werke. D. starb 31. Juli 1784'zu Paris,
wurde. D.s Freunde schildern ihn als einen offenen,
uneigennützigen, biedern Mann; seine Feinde legen
ihm Hinterlist und Eigennutz zur Last. Wenigstens
war er sehr empfindlich. Vorzüglich war es dieser
Charakterfehler, welcher die Spannung mit dem
nicht minder empfindlichen Rousseau herbeiführte.
Aus D.s Nachlasse erfchienen fein "^83ki 8m- 1a
peintlirs" (1795; deutsch von Cramer, Riga 1797);
ein schon 1772 geschriebener Dithyramb "^dclica-
t,ioü d'iiu i'oi cle ^ levs", welcher äußerst demokra-
tische Gesinnungen verrät, und die Romane "I^a
K6ligi6U36" (deutsch von Cramcr, 2 Bde., Verl. 1792),
""l9.cHU68 1o fatHU8t.6 6t. 8nn inaiti'6" (deutsch von
Mylius, 2 Bde., ebd. 1792) und "1.6 Q6v6u äo KH-
m6aw>, den Goethe übersetzte (Lpz. 1805), noch cbe
das Original erschien. Auch bat D. hervorragenden
Anteil an der Abfassung von Holbachs "8Mom6 66
lg. uiUui-6" (2 Bde., Lond. 1770). In seinen pbilos.
Ansichten hat D. manche Wandlungen durchgemacht.
In seiner Schrift "?iincip68 ci6 Ia piiii030p^i6
M0I'3,16 0N 688ai 3M' 16 M6vit6 6t Ia V6rtav steht er
auf dem Standpunkt Shaftesburys. In den "I>6ii-
86681)lni08oi)ki^u68" (Haag 1746) ist er Deist gewor-
den und wird in der "I>l0in6NHä6 ä'un 8c,6i>U(in6'>
noch skeptischer. In den "?6n8663 3ur I'iiitc-ipi'6-
tation cl6 1". uMur6" (Par. 1754) hat sich sein
Standpunkt am meisten dem Materialismus ge-
nähert. Er sucht alle Erscheinungen auf Atomc
zurückzuführen, schreibt aber diesen Empfindungen
zu, die durch die Berührung frei werden und ver-
ichmelzen können, wodurch er die Einheit des Be-
wußtseins erklärt. In der Poesie vertrat er die
Richtung des moralisch Rührenden und der gefäl-
ligen Natürlichkeit. Noch mehr als seine Darstel-
lungsgade in Schriften wird von den Zeitgenossen
seine strömende, hinreißende Beredsamkeit im Ge-
spräche gerühmt. Eine vollständige Ausgabe sei-
ner Werke mit einer Einleitung besorgte Naigeon
(15 Bde., Par. 1798 u. ö.). Eine andere erschien 1821
(22 Bde., ebd.), der sich die " O)i'i'63iwnclau66 Iit>
D." (10 Bde., ebd. 1829), die viel vollständiger
und besser geordnet ist als in der frühern Ausgabe,
namentlich alle von der Censur unter Napoleon
gestrichenen Stellen enthält, und die "Mmoir^,
<.:0ri'68^0näan06 6t 0UVI'KF63 iu6äit8 ä6v." (4 Bde.,
ebd. 1830 - 32) anfchlossen. Eine neuere Gesamt-
ausgabe von D.s Werken besorgten Assezat und
Tourneur (20 Bde., ebd. 1875-77). Interessante
Beiträge zu D.s Biographie enthalten auch seiner
Tochter, der Madame de Vandeuil, "^I6inc>ii'63 poui-
^6lvir 3,1'Iii8tttii'6 (l6 ^ VI6 6t, (16^ onvrN^63 cl6 len
1).". Die gründlichste Würdigung von D.s Leben,
philos. und litterar. Verdiensten lieferte Rosenkranz
in D.s Leben und Werke (2 Bde., Lpz. 1860). - Vgl.
Morley, D. kmä lk6 Vnc^clopVäiZtZ (2 Bde., Lond.
ViaiäNS, s. Dronte. s1878).
Didier (spr. -dieh), Charles, franz. Schriftsteller,
geb. 1805 in Genf, studierte daselbst und schrieb als
Frucht weiter Fußwanderungen in Italien 1833 den
Roman "150ni6 80ut6rrain6", der in glänzenden
Farben den Kampf der ital. Patrioten gegen Öster-
reich sowie das Pontifikat Gregors XVI. und den
Carbonarismus schildert. Ebenso farbenprächtig sind
seine "(^3.inMFN6 i'0inain6" (1842) und die "<üiu-
cinllut6Mii-3 9.11 s?686rt" (1857). Später hielt sich D.,
eng verbunden mit Victor Hugo, Charles Nodier und
George Sand, hauptsächlich in Paris auf, wo er
13. März 1864 starb. Unter seinen lyrischen Ge-
dichten ragen die "N61oäi68" durch Anmut am
meisten hervor.
Didion (spr. -dlöng), Isidor, franz. General und
Mathematiker, geb. 22. März 1798 zu Diedenhofen,
trat 1817 in die Polytechnische Schule, aus der er
1819 als Offizier in die Applikationsfchule zu Metz
übertrat; 1846 erfolgte feine Beförderung zum
Stabsoffizier, dann wurde er Assistent der Direktion
der Pulverfabriten, 1848 Direktor der Zündhütchen-
fabrik zu Paris, 1854 Oberst, 1858 Vrigadegencral
und übernahm das Kommando über die Artillerie
in der 5. Militärdivision zu Metz; aus dieser Stellung
trat er 1860 zur Reserve der Generalität. Er starb
3. Juli 1878 in Nancy. Seine Schriften überVallistik
gelten für tlafsisch; seine berühmtesten Werke sind:
"Nx6reic68 8ur Ia M8t6886 e0inpki'66 än tir d68
I>a1l68 3pd6!'iciu68, pl9.t68 6t 1(MFU63" (Par. 1839),
tt^l6Ms>ii'6 3ur Ik da1i3ticiu6" (ebd. 1848), "^r^its cj^
Wli8t.i(iu6" (ebd. 1848; 2. Aufl. 1860), "0mir8 616-
m6ntgii-6 ä6 l)ÄU3ticiu6" (ebd. 1854; 3. Aufl. 1359),
"1^018 li6 ^Ä i^3i3iÄNl:6 cl6 I'air 8nr 168 i)r0j6<?tÜ63"
(ebd. 1857), "(^Icui ci68 prodadi!it68 llppliquö mi
tir ä63 pr0^60tii68"(1858), "I'l l)Fr68 ä68 86i6NC68
6t si6 I'indu3ti'i6 9,pp1il^U668 ü. 1'HI't,i1l6ri6" (1875).
Didlus, vollständig Marcus D. Salvius Iu-
lianus Severus, röm. Kaiser, geb. 132 n. Chr., war
ein Urenkel des berühmten Juristen Salvius Julia-
nus. In jüngern Jahreu als Offizier und Statt-
halter bewährt, später mehr als reicher Schwelger
bekannt, erkaufte sich D. nach der Ermordung des
Kaisers Pertinax (28. März 193) von den Präto-
rianern durch große Geschenke und Versprechungen
das röm. Kaisertum. Aber weder beim Volk, noch
beim Senat fand er Unterstützung; in den Provin-
zen erhoben sich drei Gegenkaiser, und seine Herr-
schaft nabm ein Ende, als der tüchtigste von ihnen,
Septimius Eeverus, von Pannonien her gegen Rom
vorrückte. Als auch die Prätorianer die Sache de5
D. aufgaben, verurteilte ihn der Senat zum Tode,
und D. wurde 1. Juni 193 nach 66tägiger Herr-
schaft durch Soldaten in der Hofburg getötet.
Dido oder Elissa, die sagenhafte Gründerin
von Karthago, war eine Tochter des lyrischen Kö-
nigs Mutto und die Gemahlin von dessen Bruder
Sicharbas (bei Virgil Sichäus), einem Priester des
Melkart. Ihr Bruder Pygmalion tötete ihren Ge-
mahl, worauf D. mit dessen Schätzen, begleitet von
vielen Tyriern, entfloh, um einen neuen Wohnfitz
zu suchen. Sie landete in Afrika, unweit der fchon
bestehenden vböniz. Pflanzstadt Ityke (Utika), und
daute auf dem den Eingeborenen abgekauften Boden
> eine Burg Vyrsa (das Fell). Die Bedeutung dieses
i Wortes wurde durch die Sage so erklärt: 2. habe