Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

383
Dodonäischer Erzkessel - Döffingen
lag. Auf einem Zügel erhob sich die Akropolis der
alten Stadt D., deren Ruinen mit einem am Süd-
westabhange des Hügels befindlichen gut erhaltenen
Theater unter dem Namen desPaläokastrons vo n
Dramerchus bekannt sind. Ostlich vom Theater,
am Südabhange des Hügels und bis in die Ebene
binab, erstreckte sich ein geräumiges, von Mauern in
Gestalt eines unregelmäßigen Vierecks umschlossenes
Temenos (geweihter Platz), innerhalb dessen durch die
von Konstantinos Karapanos in den I. 1875 und
1676 unternommenen Ausgrabungen die Überreste
des Heiligtums des Zeus Na'ios und seiner Knlt-
genossin, der Dione, sowie anderer zu Kultzwccken
und zur Aufbewahrung von Weihgeschcnken be-
stimmter Baulichkeiten gesunden wurden, ferner
24 Wcihgeschcnke aus Bronze, znm Teil von alter-
tümlicher Roheit, zum Teil von hohem Kunstwcrte,
endlich 45 Inschriften und 84Vleitafeln, auf welche
Anfragen von Gemeinwesen und Privatleuten über
die verschiedensten Interessen des täglichen Lebens
und einige Antworten des Orakels geschrieben sind.
Nach den Angaben der alten Schriftsteller deute-
ten bejahrte Frauen, Peleiades (Tauben) genannt,
das Rauschen der Wipfel des heiligen Eichbaums
und das Gemurmel eines unter demselben entsprin-
genden Quells. Dazu kam in späterer Zeit noch
eine künstlichere Art von Weissagung mittels des
Dodonäischen Erzkcsscls (s. d.). Eine von einigen
ariech. Schriftstellern wiederholte Erfindung ägypt.
Vriester ist die Herleitung des dodonäischen Ora-
kels aus dem ägypt. Theben. Seitdem der ätolische
Feldherr Dorimachus 219 v. Chr. die Orakelstätte
plünderte, sank die Bedeutung des Orakels; in der
Zeit des Strabo scheint es eine Zeit lang aufgehört
zu baben; doch lebte es im 2. Jahrb. n. Ehr. wieder
auf, und bestand bis ins 3. oder bis zum Anfang
des 4. Jahrh., bis das Umhauen der heiligen Eiche
durch einen illyr. Räuber ihm ein Ende machte. -
Vgl. Karapanos, Doäoue 6t 868 i-niuez si Bd. Text
und 1 Bd. Tafeln, Var. 1878); Vursian, Die wissen-
schaftlichen Ergebnisse der Ausgrabungen in D. (in
den "Sitzungsberichten der Vayriscben Akademie der
Wissenschaften", philos.-philol. Klasse, Bd. 2, Münch.
1878); Wieseler, Über die Entdeckung von D. (in den
"Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften
und der Universität zu Göttingen", 1879, Nr. 1);
War^berg, Eine Wallfahrt nach D. (hg. von Frisch-
auf, Graz 1893).
Todonäischer Grzkessel (grch. voäonaion
c)IiQNv6i0n), bei den alten Griechen ein sprichwört-
licher Ansdruck für einen Schwätzer. In Dodona
nämlich stand neben einem ehernen Kessel die Vronze-
statue eines Knaben, der eine aus drei Ketten ge-
bildete Geißel in der Hand hielt. Sobald der Wind
die Geißel in Bewegung setzte, schlug sie an den
Kessel an und brachte ihn zum Tönen. Die so ent-
standenen Töne wurden zur Weissagung benutzt.
Dodonäus, s. Dodocns, Renibert.
Dodrans (lat.), drei Viertel des As (s. d.); daher
Iwi-68 ex äoäi-I.nt6, ein Erbe, der drei Viertel erbt;
dann drei Viertel des rö'm. Fußes (s. Palm).
Dodsley (spr. doddsli), Rob., engl. Dickter und
Buchhändler, geb. 1703 zu Mansfield in Notting-
bam, ging nach London, wo er anfänglich Bedien-
ter in vornehmen Häusern war. Seine ersten Ge-
dichte u.d.T. "^Ii6 ^In80 in Uvoi'X, 01-^10 f0"tMHu'8
miäcsilÄuv" (1732) fanden großen Beifall. Sein
Drama "11i" wv-gliop" gelangte durch Popes
Vermittelung zur Allffl'lhnlng in Covcnt-Garden
(1735). D. eröffnete hierauf eine Buchhandlung und
schwang sich zum bedeutendsten engl. Verleger der
Zeit empor. Er starb 25. Sept. 1704 zu Durham.
Von seinen litterar. Untcrnehmnngen verdienen vor
allen "11i6 lniuual 1loFi8t6r" (seit 1758, zuerst hg.
von Edm. Vurke, bis auf die Gegenwart fortgefetzt)
und "seiLct coliection ol olä pl^8" (12 Bde.,
1744; neu hg. von Reed, 1780; von Collier, 1825
-27; von Hazlitt 1874-76 in 15 Von.) Erwäh-
nung. Unter D.s Schriften nimmt das Trauerspiel
"0160N6" die hervorragendste Stelle ein; andere
Bühnenstücke findet man in "Ni3c6i1^ui68, or triÜ63
w I)1'08" HU<1 V61-86" (2 Bde., 1745; 2. Aufl. 1877).
Die "I^conom^ nf Iiuman lils" (1750), ein Werk,
das lange Lord Chestersield zugeschrieben wurde, ist
von D. Seine Gedichte finden sich in Ehalmers
(^Voi'ilZ ottlio N-lF^isli p0Lt8" (Bd. 15, Lond. 1810).
Dodwell, Edward, engl. Altertumsforscher, geb.
1767, bereiste 1801-6 Griechenland, lebte dann in
Italien und starb 14. Mai 1832 zu Rom. Seine
"01k?8icg,1 anä topOAi'üpiiicni toni' tIn-0UFii <Fi'66C6"
(2 Bde., Lond. 1819; deutsch von Sickler, 2 Bde.,
Meining. 1821) und seine "^clopian Hnä?6ia3Fic
romainZ in <^ro606 and Ita^)'" (Lond. 1834) sind
für das Stndium des Altertums wichtig.
Doelenftücke (spr. duhl-). diejenigen Holland.
Gemälde des 16. und 17. Jahrh., in denen die Mit-
glieder einer Eckmtzengilde als Genossenschaft dar-
gestellt wurden. Doelc, eigentlich "Ziel", bezeichnet
den Versammlungsort der Schützengildc, den Schies'.-
graben oder Zielhof. Solche D.. auf denen nur die
Vorsteher der Gilde dargestellt waren, wurden
R egentcnst ü cke genannt. Die berühmtesten sind:
"Die Nacbtwackc" von Rembrandt (im Museum zu
Amsterdam), "Die Georgsschützen" von Frans Halv
lim Museum zu Haarlem), "Die Clovenicrsschützen"
<^i,m Vtuseum zu Haag); von van der Helst "Die
^ebastianssckützengilde" imd "Die Schützenmahl'
zeit" (beide im Museum zu Amsterdam).
Does (spr. duhs), Jak. van der, Holland. Maler,
geb. 4. März 1623 zu Amsterdam, war ein Schüler
von Nie. Moyaert, später von P. van Laar in Rom,
wurde nach seiner Rückkehr in die Malergilde im
Haag anfgenommen, deren Vorsteher er später
wnrde, und starb 17. Nov. 1673 in Sloten. Er
malte besonders Landschaften, mit Schafen und
Ziegen staffiert; seine Bilder zeichnen sich durch
Naturwahrheit aus, doch haben seine landschaft-
lichen Gründe etwas Finsteres, Melancholisches. ^
Sein Sohn, Simon van der D., geb. 1653, gest.
1717, folgte zum Teil der Richtung des Vaters,
als Vildnismalcr dein E. Netfcher.
Doesborgh (spr. dubs-), Stadt in der nieder-
länd. Provinz Gcldcrland östlich von Arnbeim, au
der Vereinigung der Oudc-Mel und der Mel, hat
4505 E. und eine alte, jetzt der reform. Gemeinde
gehörende Kirche. Die Sage führt die Stiftung der
Burg und den Namen der <^tadt auf den röm. Feld-
herrn Drufus zurück. Jedenfalls bestand der Ort
schon im 11. Jahrh.; 1585 ward die befestigte Stadt
von den Spaniern gestürmt. D. ist der Geburtsort
des Secbelden van Kinsbergen (geb. 1735, gest. 1819).
Doefkins (engl., spr. dohskinns), s. Vuckskin.
Döffingen, Vsarrdorf im Oberamt Böblingen
des württemb. Neckarkreifes, 6 kni im SO. von
Weilderstadt, an der Schwippe, hat (1890) 1028 E.,
Postagcntur; Weberei, Landwirtschaft und Hopfen-
bau. D., ehemals Toffingen, gehörte den Grafen
Calw, kam an die Pfalzgrafen von Tübingen und