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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Doléance - Dolgorukij (Familie)
138 Gemeinden und zerfällt in die 9 Kantone Chau-
mergy (89,05'l^km, 4905 E.), Chaussin (162,14 ykm,
8978 E.), Chemin (146,9? ykm, 7346 E.), Dampierre
(129,33 ykm, 7607 E.), D. (121,13 ykm, 21210 E.),
Gendrey (84,29 yicm, 3437 E.), Montbarrey (191,94
ykm, 5465 E.), Montmirey-le-Chäteau (115,80 hkm,
5187 E.), Rochefort (141,oi ykm, 5143 E.). -
2) Hauptstadt des Arrondissements D. rechts vom
Doubs, am Rhone-Rhein-Kanal, an den Linien
Belfort-Dijon, D.-Poligny (41 km), D.-Chagny
(84 km) und D.-Pontarlicr-Grenze (48 km) der
Franz. Mittelmeerbahn, in 224 m Höhe, in dem
durch Fruchtbarkeit ausgezeichneten Val d'Amour,
am Fuße und AbHange einer mit Weingärten be-
deckten Anhöhe, unfern des 340 m hohen Mont-
Roland, ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz
und eines Handelsgerichts, und hat (1891) 9818,
als Gemeinde 14253 E., in Garnison das 19. Dra-
gonerregiment und die 7. Traineskadron, eine ge-
waltige Domkirche, zahlreiche Fontänen, ein Kom-
munal-Collöge, ein Iesuitenkollegium, eine Zeichen-
schule, eine öffentliche Bibliothek (40000 Bände
und 700 Manuskripte), Bildergalerie, Antiqui-
tätenkabinctt, Waisenhaus, Irrenanstalt; Eisen-
hütten, Kupfergießereien, Ackerbau- und Feuer-
lösch - Maschinenfabriken, Gießereien von ehernen
Ofen, bedeutende Mehlmühlen, Töpfereien und Ger-
bereien, Fabriken von Chemikalien, Glas, Rüben-
zucker und Handel mit Korn, Mehl, Brettern, Kohlen,
Käse. Aus der Römerzeit (D0ia86huNN0i-nm) stam-
men angeblich noch die Reste einer Wasserleitung
und die Straße, welche von Lyon durch D. nach dem
Rhein geht. - Im 12. Jahrh, wurde D. durch
Friedrich Barbarossa befestigt. Seitdem war es
Hauptstadt der Franche-Comte', 1422 der Sitz des
Parlaments, von 1431 bis 1481 einer Universität,
und eine starke Festung, die von Ludwig XIV. ge-
schleift wurde. Am 6. Jan. 1814 forcierten hier die
Österreicher unter Bubna den Übergang über den
Doubs; 21. Jan. 1871 besetzte General von Man-
teusfel die Stadt.
VolöHnos (frz., spr.'ängß), Beschwerde, Klage.
Dolenci (d. i. Thalbewohner), Bewohner des
Unterlandes, heißen in den slowen. Teilen von
Österreich-Ungarn die Bewohner am untern Lauf
der Flüsse im Gegensatz zu Gorenci (d. i. Berg-
bewohner), den Bewohnern am obern Laufe. So in
der Steiermark die Bewohner des Luttenberger
Weinlandes im Gegensatz zu ihren westl. Nachbarn,
die Unterkraincr im Gegensatz zu den Oberkrainern.
DolSNÜo (ital.), auch äolLnts, abgekürzt äol.,
musikalische Bezeichnung für klagend, wehmütig.
Dolerrt (vom grch. äolei-os, "trügerisch", wegen
der oft täuschenden Llhnlichkeit mit Diabasen), ein
Mngvulkanisches Eruptivgestein der Basaltfamilie,
das ein gröbcrkörniges Gemenge von triklinem Feld-
spat (meist Labradorit), Augit, Olivin (bisweilen
spärlicher vorhanden), Magnetit, auch Titaneisen
darstellt, also aus denselben Mineralien besteht, die
in dem Plagiotlasbasalt ein dem bloßen Auge un-
entwirrbares, in dem Anamesit ein sehr feinkörniges
Aggregat bilden. Ausgezeichnete Fundpunkte sind
die Löwenburg im Siebengcbirge, das Vergmassiv
des Meißncrs in Hessen, die Grafschaft Antrim im
nordöstl. Irland, Färöer, Island und Grönland.
Auch manche moderne Laven, z. B. des Ätna, der
Hekla, sind echte D., wogegen die eben genannten
Vorkommnisse zur Tertiärzeit abgelagert wurden.
AlsNephelindolerit bezeichnet man die z. V.
am Katzenbuckel im Odenwald, im Vogelsberg, am
Löbauer Berg in Sachsen auftretenden Gesteine, in
denen bei sonst übereinstimmender Mengung der
trikline Feldspat durch Nephelin vertreten ist.
Doles, Joh. Friedr., Kirchenkomponist, geb.
21. April 1716 zu Steinbach im Herzogtum Mei-
ningen, erhielt in Schleusingen den ersten Musik-
unterricht und wurde dann in Leipzig, wo er Theo-
logie studierte, Joh. Seb. Bachs Schüler in der
Komposition. D. erhielt 1744 das Amt des Kantors
in Freiberg und kam 1756 als Kantor an die Thomas-
schule und als Musikdirektor an den beiden Haupt-
kirchen nach Leipzig. 1789 pensioniert, starb er
8. Febr. 1797. In seinen zahlreichen Kompositio-
nen, Messen, Motetten, Psalmen, Kantaten, Cho-
rälen u. s. w., bekundet D. Gründlichkeit und Rein-
heit des Satzes; er besitzt jedoch weder große kontra-
punktische Kunst noch eine hervorragende Kraft der
Melodie und bestätigt mit seinen Werken im wesent-
lichen nur den Verfall der damaligen Kirchenmusik.
Dolet (spr. -leh), Etienne, Humanist und Buch-
drucker, geb. 1509 in Orleans, studierte zu Padua,
wurde um 1529 Sekretär der franz. Gesandtschaft
in Venedig, kehrte aber bald nach Frankreich zurück,
hielt sich erst in Paris auf, dann in Toulouse, wo
er seit 1532 von neuem studierte und seine scharfe
Feder ihm 1533 Gefängnisstrafe zuzog. 1535 ließ
er sich in Lyon nieder, um seine "öommeuwriorum
iinFua.6 latiiiHs tomi äuo" bei Sebast. Gryphius
drucken zu lassen (1536-38). Sie sind dem König
Franz I. gewidmet und trugen ihm (1537) ein zehn-
jähriges Druckprivileg für alle Bücher ein, die er
verfassen oder herausgeben würde. 1538 eröffnete
er eine Druckerei und verlegte bis 1544 zahlreiche
fremde und eigene Werke. Im Verdacht der Ketzerei
1542 gefangen gefetzt, kam er zwar noch einmal
frei mit einem Verdikt gegen 13 feiner Verlags-
werke; aber 1544 wegen einer neuen Schrift ("1^6
86eoiiä linker etc.") angeklagt, wurde er als rück-
fälliger Ketzer verurteilt und 3. Aug. 1546 in Paris
verbrannt. 1890 wurde ihm auf der Place Maubert
in Paris ein Vronzestandbild (von Guilbert) er-
richtet. - Vgl. Ios. Boulmicr, Nwä68 8ur Is 16°
5iöd6. N8t. v. (Par. 1875); N. Copl. Christie, N. 0.,
t1i6 martvi' ok tii6 i'6UHi38anc6 (Lond. 1880; auch
französisch durch C. Stryjenski, Par. 1886).
Dolganen, Volksstamm von nur einigen hun-
dert Individuen im Turuchanschen Gebiete des
russ.-sivir. Gouvernements Ienisseisk, steht den
Tungusen sehr nahe und beschäftigt sich mit Jagd
und Renntierzucht.
Dolgelly, Hauptstadt der engl. Grafschaft Me-
rioneth, im nördl. Wales, unweit der Küste, an
einem Zufluß des Mawddach, in einem anmutiaen
Thale am Fuße des Cader Idris, von Touristen
viel besucht, hat (1891) 2467 E., Wollspinnerei
und Leinenfabrikation.
Dolgorukij, Dolgorukow, eine der ältesten
fürstl. Familien in Rußland, die ihren Ursprung
von Rurik (s. d.) ableitet. Die namhaftesten Mit-
glieder sind:
Iurij Alexejewitsch D., der sich 1654 im
Kriege gegen die Polen auszeichnete und 1671 mit
grausamerHärte den Aufstand der DonischenKosaken
dämpfte. Sein Sohn, Michail D., war Minister
und Freund des Zaren Fcodor, ältesten Bruders
Peters d. Gr. Beide D., Vater und Sohn, wurden
15. Mai 1682, als sie Peter gegen die sich empören-
den Strelitzen verteidigten, umgebracht.