Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

478
Dragomirna - Dragonne
1ii8wii^u6 6t 1a (lEmooratis moLcovitL" (1881)
u. s. w. D. gab heraus: "Histor. Lieder des klein-
russ. Volkes" (gemeinsam mit M. Antonowitsch,
Bd. 1 - 2, Kiew 1874-75; franz. Auszug von
A. Chodzko, Par. 1879), denen sich anschlössen: "Die
polit. Lieder des ulrain. Volkes im 18.-19. Iabrh."
(Genf 1883 -85) und "Die neuern polit. Lieder
des ukrain. Volkes" (ebd. 1881), ferner eine "Samm-
lung der kleinruss. Volksnlärchen und Sagen" (Kiew
1876). In dem "3doi-niw> des bulgar. Unterrichts-
ministcriums veröffentlichte er vergleichende Studien
über slaw. Legenden und Sagen.
Dragomirna, großes Vasilianerlloster bei
Suczawa (s. d.).
Dragomirow, Ätichail Iwanowitsch, russ.
General, geb. 1830, besuchte die Kriegsakademie in
Petersburg und wurde dann Professor der Taktik
an derselben. 1861 zum Obersten ernannt, nahm
er 1866 als Militärattache' an dem Preußisch-Öster-
reichischen Kriege teil, wurde 1868 Generalmajor
und Chef des Generalstabs in Kiew, dann Kom-
mandant der 14. Division. 1877 führte er die russ.
Avantgarde, zeichnete sich beim Übergang über die
Donau aus und wurde am Schipkapaß schwer ver-
wundet. Nach dem Kriege wurde er Direktor der
Kriegsakademie und ist seit 1889 General der In-
fanterie und Generalkommandant des Militär-
bezirks Kiew. D. gilt für den bedeutendsten Tak-
tiker der russ. Armee. Er schrieb in russ. Sprache
"über die Ausschiffung der Truppen" (Petersb.
1857), "Vorlesungen über Taktik" (ebd. 1867 u. ö.),
"Skizzen des österr.-preuß. Krieges im Jahre 1866"
sebd. 1867; deutsch in zwei Übersetzungen, Verl.
1868), "Leitfaden für den Kampf" (Petersb. 1871),
"Leitfaden für die Vorbereitung der Truppen zum
Kampf" (3 Tle., ebd. 1885-87; deutfch von Freiherr
von Tettau, 3 Tle., Hannov. 1889). Letzterer über-
setzte ferner noch eine Neihe einzelner Abhandlungen
von D. und gab sie heraus u. d. T. "Gesammelte
Aussätze" (Hannov. 1890) und "Neue Folge gesam-
melter Aufsätze" (ebd. 1891).
Dragon (spr. -gong), Fluß, s. Drac.
Dragon, Pflanze, f. ^rt6ini8ia. - über die D.
genannte Taube f. Orientalische Tauben.
Dragonäden, Bezeichnung für die durch Lud-
wig XIV. und feinen Minister Louvois unternom-
mene gewaltsame Bekehrung der franz. Protestanten
durch Dragoner. 1681 legte Louvois, vom Inten-
danten Marillac beraten, nach dem Muster eines
schon 1626 und 1661 erprobten Verfahrens zunächst
nach Poitou ein Dragonerregiment und befahl, die
Protestanten mit doppelter Einquartierung zu be-
lasten. Allmählich aber dehnte er diefe Maßregel
über das ganze Land aus und erlaubte den Sol-
daten, die hartnäckigen Anhänger des Protestantis-
mus zu mißhandeln und zu plündern. Dieses Ver-
fahren nannte man äi-HF(MHä68, la miZgioii dottek
oder 168 conv6r8ion8 Mi' 1oZ6in6iit8. - Vgl. Schott,
Aufhebung des Edikts von Nantes (Halle 1885).
Dragoner, eine ans den Arkebusieren hervor-
gegangene Gattung der Reiterei, welche im Gegen-
satz zu den mit Degen und Lanze kämpfenden Strei-
tern das Hauptgewicht auf die Feuerwaffe legte und
somit als eine berittene Infanterie zu betrachten war;
in den Soldatenliedern des Dreißigjährigen Krieges
wird eine fcharfe Unterscheidung gemacht zwischen
Regimentern zu Pferde, Regimentern zu Fuß und
Regimentern D., woraus die Doppel- oder auch
Zwitterstellung dieser Truppe deutlich hervorgeht.
Die D. waren ursprünglich schwer gerüstet und mit
einem längern Feuerrohr (Petrinal), zwei Pistolen
und einem langen Nausdegcn bewaffnet. Gustav
Adolf, der in der Beweglichkeit der Reiterei einen
Hauptfaktor ihres Erfolges erblickte, nahm den D.
die schwere Rüstung, von denen sie nur die eiserne
Haube behielten; das Fußgcfccht trat in den Hinter-
grund und die D. wurden den eigentlichen Reiter-
regimentern immer ähnlicher. In Brandenburg wa-
ren unter dem Großen Kurfürsten die Reiterregimen-
ter und Dragonerregimenter nur wenig voneinander
verschieden, später trat aber bei letztern wieder die
eigentümliche Neigung hervor, zu ihrer ursprüng-
lichen Verwendung als "berittene Infanterie" zurück-
zukehren. Unter Friedrich Wilhelm I. exerzierten die
D. ebenso oft zu Fuß wie zu Pferde, sie führten eine
Bajonettstinte und ihre Spiellcute große Trommeln.
Unter Friedrich d. Gr. dagegen wurden die D. wie-
der in echt kavalleristischem Geist erzogen und ge-
braucht und sie sind dann in allen europ. Heeren
teils als schwere, teils als leichte Kavallerie angesehen
und behandelt worden. Kaiser Nikolaus von Nuß-
land machte den Versuch, die D. wieder und zwar in
großem Stile als berittene Infanterie zu verwenden.
Das als selbständiges Armeekorps unter Zuteilung
von reitender Artillerie und reitenden Pionieren for-
mierte Dragonerkorps (jedes Regiment bildet aus
acht abgesessenen Eskadrons ein vollständiges regel-
recht formiertes Infanteriebataillon, während zwei
weitere Eskadrons mit Lanzen bewaffnet behufs
kavalleristischer Verwendung zu Pferde bleiben) be-
währte sich indessen nicht und wurde bereits unter
seinem Nachfolger Alexander II. wieder aufgelöst
und die Dragonerregimenter in derselben Weise for-
miert wie die andern Kavallerieregimenter. Neuer-
dings ist die ganze russ. Linienlavallerie in D. um-
gewandelt, welche mit Vajonettgcwehren bewaffnet
sind und bei denen das Fusigefecht eine sehr bedeu-
tende Rolle spielt. In Deutschland sind die D. neuer-
dings, wie überhaupt die ganze Kavallerie, mit der
Lanze bewaffnet, nebenbei für das nur als Not-
behelf betrachtete Fußgefecht mit einem Karabiner.
Die deutsche Kavallerie zählt (1892) 28 Dra-
gonerrcgimenter, nämlich: Preußen 2 Garderegi-
menter und Nr. 1-16, Mecklenburg Nr. 17, 18,
Oldenburg Nr. 19, Baden Nr. 20-22, Hessen
Nr. 23, 24, Württemberg Nr. 25, 26; außerdem ge-
hören die sechs bayr. Chevaulegersregimenter (s.
Chevaulegers) zur Dragonergattung.-In Deutsch-
land zählen die D. zur leichten Kavallerie, in Frank-
reich zur mittlern, sog. Linienkavallerie; England
hat dem Namen nach schwere und leichte Dragoner-
regimenter. (S. auch Landdragoner.)
Draqonetti, Domenico, ital. Kontrabassist, geb.
7. April 1763 zu Venedig, erhielt Unterricht von
Bernini (Kontrabassist an der Markustirche) und
wurde 1782 dessen Nachfolger, wandte sich aber 1791
nach London, wo er 16. April 1846 starb. Im Lon-
doner Musikleben war D. 50 Jahre lang eine allbe-
kannte, unersetzliche Persönlichkeit; den Kontrabaß
handhabte er, von keinem erreicht, so leicht wie an-
dere das Violoncell. Seine allgemeine musikalische
Bildung ist durch die yroße Sammlung alter Opern-
partitnren bezeugt, die er dem Britischen Museum
vermachte. Für sein Instrument hat er Sonaten
und Konzerte komponiert, die aber schon deshalb
Raritäten blieben, weil außer ihm fast niemand im
stände war, sie auf dem Kontrabaß zu spielen.
Dragonne (frz.), s. Faustriemen.