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Dresden (Haupt- und Residenzstadt)
2) Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Sachsen, selbständige Stadt und Hauptort der Kreishauptmannschaft D. sowie der Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, liegt 51° 3' 13" nördl. Br. und 13° 44' östl. L. von Greenwich, 105 m (Elbspiegel) bis 116 m (Fixpunkt im Sächs.-Böhm. Bahnhof) hoch, in einer reizenden Thalebene zu beiden Seiten der Elbe und gehört nach Lage und Bauart zu den schönsten Städten Deutschlands. Die Stadt hat mit Strehlen und Striesen eine Ausdehnung von 7100 m von O. nach W. und von 7800 m von N. nach S. und 55,7 km Umfang. Von der Gesamtfläche (3561 ha) sind 1069 ha Gebäude und Hofräume, 953 ha Wege, Straßen, Plätze und Eisenbahnen, 1294 ha landwirtschaftlich benutzt, 134 ha Gewässer, 111 ha Steinbrüche und Unland. Der mittlere Luftdruck betrug (1893) 751 mm, die mittlere Jahrestemperatur 8,49° C. (+31,5° Maximum, -25,2° Minimum), die Niederschlagsmenge 594 mm. (Hierzu: Stadtplan, mit Verzeichnis der Straßen und öffentlichen Gebäude, und Plan: Dresden und weitere Umgegend.)
^[Abbildung: Wappen]
Bevölkerung. Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1834: 73614, 1849: 94092, 1852: 104500, 1858: 117750, 1861: 128152, 1871: 177040, 1875: 197295, 1880: 220818, 1885: 246088, 1890: 276522, mit Einschluß der 1. Jan. und 1. Juli 1892 einverleibten Vororte Strehlen und Striesen 289844 E., das ist eine Zunahme (1885-90), ohne Strehlen und Striesen, von 30434 (12,1 Proz.) oder durchschnittlich jährlich 6087 Personen. Dem Religionsbekenntnis nach waren von den 289844 E. 259202 Lutherische und 2251 Reformierte, außerdem 22596 Römisch-, 297 Deutsch- und 254 Griechisch-Katholische, sodann 1195 Anglikaner, 312 Dissidenten, 1087 sonstige Christen und 2650 Israeliten. 1890 wurden gezählt 10644 bewohnte (83 unbewohnte) Wohnhäuser, 303 andere bewohnte Gebäude, 61216 Familienhaushaltungen mit 244878 Haushaltungsmitgliedern, 26172 Aftermietern und Schlafleuten und 2398 Besuchsfremden, 5584 einzeln lebende selbständige Personen, 375 Anstalten mit 12515 männl. und 3881 weibl. Insassen. Von den Einwohnern waren 276066 deutsche Reichsangehörige, 9776 Österreicher, 2828 andere Europäer und 1163 Angehörige außereurop. Staaten. Die Zahl der Geburten betrug (1893) 10359, darunter 406 Totgeburten, der Eheschließungen 2909, der Sterbefälle 7251. In Garnison (9379 Mann) liegen das Leibgrenadierregiment Nr. 100, Grenadierregiment Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Schützenregiment Nr. 108 Prinz Georg, Gardereiterregiment, die 1. bis 3. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr.12, das Pionierbataillon Nr.12, Trainbataillon Nr. 12 und Jägerbataillon Nr. 13. Rechnet man zu der Einwohnerzahl von 1890 noch die der Vororte, die baulich mit der Stadt zusammenhängen, nämlich Blasewitz (4828 E.), Plauen (7459), Löbtau (12908), Pieschen (12422) sowie diejenige der Ortschaften, welche durch wirtschaftliche Interessen mit der Hauptstadt verbunden sind, nämlich Gruna mit Neugruna (1636), Zschertnitz (262), Räcknitz (381), Wölfnitz (198), Cotta (6080), Übigau (909), Mickten (1299), Trachau (1925), Loschwitz (4331) und Weißer Hirsch (819), mit zusammen 57457 E., so ergiebt sich für das wirtschaftliche Weichbild von Groß-Dresden eine Einwohnerzahl (1890) von 345301.
Ehrenbürger der Stadt sind: König Albert, Prinz Georg, Fürst Bismarck, Staatsminister a. D. von Nostitz-Wallwitz, Geh. Hofrat Ackermann, Bildhauer Professor Dr. Schilling, Oberbürgermeister Dr. Stübel und Geh. Medizinalrat Dr. Fiedler.
Anlage, Brücken. D. besteht aus der Altstadt (mit der königl. Residenz) und 7 Vorstädten (der Pirnaischen, Johann-, See-, Süd-, Wilsdruffer Vorstadt, Strehlen und Striesen), insgesamt 2174 ha, am linken Elbufer; aus der von dieser durch das frühere Bett der Weißeritz getrennten Friedrichstadt (649 ha, darunter 457,07 ha Feld, Wiese und Wald), die 1670 an der Stelle des ehemaligen Dorfs Ostra von Joh. Georg II. angelegt und 1730 so benannt wurde; dann aus der Neustadt am rechten Elbufer (seit 1732, bis dahin Alt-Dresden genannt), die zusammen mit ihren Vorstädten, der Antonstadt (östlich) und der Leipziger Vorstadt (nördlich und westlich), 737 ha enthält. Hieran schließt sich der selbständige Gutsbezirk Albertstadt (Sitz der Militäretablissements) mit 273,65 ha. Auf dem linken Ufer treten die das Thal einfassenden und dessen ungefähr 100 m über dem Meeresspiegel gelegene Sohle um weitere 80-100 m überragenden Höhenränder ziemlich weit zurück. Auf dem rechten Ufer erhebt sich der Boden unmittelbar hinter der Stadt zu einer waldbedeckten Hochfläche. Der nach Süden gewendete Abfall dieses Hochlandes gegen den Strom hin ist oberhalb der Stadt von Loschwitz bis Pillnitz stellenweise zur Weinkultur verwendet. Die in einer ununterbrochenen Reihe malerisch über die Gehänge zerstreuten Villen bilden mit den Dörfern Loschwitz, Wachwitz, Niederpoyritz, Hosterwitz und Pillnitz eine Zierde des Elbthals. Auch die unterhalb der Stadt, besonders die auf dem rechten Elbufer gelegenen Anhöhen wurden bis zur Stadt Meißen zum Weinbau benutzt; seit Auftreten der Reblaus dienen sie zum Teil der Erdbeerzucht. Sie sind namentlich bei den Dörfern Lößnitz und Kötzschenbroda mit zahlreichen Landhäusern bedeckt, die zum großen Teile auch während des Winters bewohnt werden. Aus dem rechten Ufer besteht der Boden der Stadt vorherrschend aus Sand, auf dem linken aus Lehm.
Seit dem Abbruch der Festungswerke der Altstadt (1811-26) ist D. nach allen Seiten offen. Die auf dem Boden der niedergelegten Befestigungen entstandenen Anlagen, sog. Alleen (Johannes-, Friedrichs-, Maximilians- und Moritzallee), werden in eine Ringstraße umgewandelt.
Zur Verbindung zwischen Alt- und Neustadt dienen drei Brücken. Die sog. Alte Brücke oder Augustusbrücke aus dem 12. bis 13. Jahrh., 1727-29 verbreitert, ist, nachdem mehrere Pfeiler verschüttet worden sind, 402 m lang, 11 m breit und ruht auf 16 Bogen; sie wurde 19. März 1813 durch den franz. Marschall Davout zur Deckung seines Rückzugs teilweise gesprengt. Etwa 1000 Schritt abwärts die 1852 vollendete Marienbrücke, zugleich Eisenbahnbrücke, ist 231 m lang, 20 m breit, hat 12 Bogen von über 28 m Spannung und setzt sich südlich landeinwärts noch eine lange Strecke als Viadukt fort (Gesamtlänge 1742 m); sie wird demnächst erheblich verbreitert. Stromaufwärts der Augustusbrücke die Albertbrücke, 1875-77 für 2075000 M. erbaut, verbindet die Pirnaische Vorstadt mit Neustadt, ist 316 m lang, 18 m breit, mit