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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dupré - Dupuy de Lôme
Duprö (spr. dü>), Giovanni, ital. Bildhauer,
geb. 1. März 1817 in Siena, brachte es durch Selb-
studium so weit, daß ihm die Akademie zu Florenz
einen Preis erteilte, ohne daß er ihr Schüler ge-
wesen. 1842 schuf er den toten Abel (Vronzefigur,
im Palast Pitti zu Florenz) und bald darauf (1845)
als Gegenstück einen Kain (ebd.). D.s Richtung
ist eine Mischung von ältern und modernen realisti-
schen Kunstprincipien. Eine gewisse Weichheit, ja
Traurigkeit in den von ihm geschaffenen Gestalten
zeigt den Einfluß Canovas, den D. auf seiner Reise
in Italien (1856) erfuhr. Seine spätern Werke zeigen
eine kräftige realistische Auffassung, (^o vermittelt
D. den Übergang von der ältern zur modernen ital.
Plastik. Seine bedeutendsten Schöpfungen sind:
die auf einem Felsen sitzende Sappho, die Stand-
bilder San Antonio und Giotto, das Denkmal
Wellingtons (1856), das der Gräfin Ferrari-Cor-
belli in San Lorenzo zu Florenz (1859); ferner ein
großes, den Triumph des Kreuzes darstellendes Re-
lief am Hauptportal von Sta. Croce daselbst. Besser
im religiösen Sinne gelungen ist seine 1865 entstan-
dene Pictä für den Fürsten Rospoli in Siena, die
Statue der Religion für den Fürsten Metternich und
der kolossale Christus in Buti (1866). D.s größtes
Werk ist das 1872 enthüllte Denkmal Cavours in
Turin; zehn allegorische Gestalten umgeben das
Postament, auf dem Cavour, Italia erhebend, steht.
(S. Tafel: Italienische Kunst V, Fig. 6.) D.
starb 10. Jan. 1882 in Florenz. - Vgl. Frieze,
1k6 art 1it6 ok kiovlmni D. (Lond. 1886).
Dupre (spr. dü-), Jules, franz. Landschaftsmaler,
einer der Hauptvertreter des "?9^8HF6 intimk",
geb. 1812 in Nantes, war Sohn eines Porzellan-
fabrikanten, widmete sich anfangs der Beschäftigung
seines Vaters, bildete sich aber meist durch Selb-
studium zum Maler aus. Mehrere im Salon von
1831 von ihm ausgestellte Landschaften zeigten ab-
weichend von der idealisierenden Auffassung und
Behandlung der ältern Schule eine an die Wirk-
lichkeit sich anschließende und bloß durch Naturstu-
dium geleitete einfachere Darstellungsweise. Dieser
Richtung blieb D. auch treu. Kräftiges Kolorit, tie-
fes Naturgefühl, helle, fonnige Beleuchtung, Sicher-
heit des Vortrages sind die Vorzüge seiner Gemälde.
Er starb 8. Okt. 1889 in Paris.
Duprez (spr. düpreh), Caroline, franz. Sängerin,
Tochter des folgenden, geb. 1832 zu Florenz, betrat
in der Provinz zuerst die Bühne und debütierte 1850
an der Italienischen Oper zu Paris. Darauf trat
sie auch in London und Brüssel auf, kehrte aber 1852
nach Paris zurück, wo sie nach je zweimaligem En-
gagement am 1k6Htr6 I^ri^ue und an der Komischen
Oper 1860 Mitglied der Großen Oper wurde. Seit
1856 war sie mit dem Musiker Vandenheuvel ver-
heiratet. Ein Leiden zwang sie, vorzeitig ihrer Lauf-
bahn zu entsagen; sie starb 17. April 1875 in Pau.
Duprez (spr. düpreh), Gilbert Louis, franz.
Tenorist, geb. 6. Dez. 1806 zu Paris, wurde 1825
in Paris Mitglied des Odsons, sang seit 1827 mit
seiner Gattin, Marie Duperron, mit glänzendem
Erfolg in verschiedenen Städten Italiens und seit
1836 abermals in Paris, wo er 1837 in den Mit-
gliederverband der Großen Oper eintrat. 1849 zog
er sich von der Bühne zurück und begründete später
eine Gesangschule, die er 1870 nach Brüssel verlegte.
D. lebt gegenwärtig in Neuilly bei Paris. Er ge-
hörte zu den besten dramat. Sängern; meisterhaft
waren Recitation und Deklamation. Er fchrieb
"8ur 1a. voix et, 1'krt ä^i cli^nt" (Par. 1882); auch
komponierte er Romanzen, Gesänge, Opern, Re-
quiems, eine Messe und ein Oratorium. - Vgl.
D.' 1880 erschienene "8ouv6nir8 ä'un cdantsnr".
Dupuis (spr. düpüih), Charles Francois, franz.
Gelehrter, geb. 16. Okt. 1742 zu Trie - Chateau
bei Chaumont, wurde 1766 Lehrer der Rbetorik am
Collöge zu Lisieur und geriet durch die Bekanntschaft
mit Lalande auf den Gedanken, die Mytden durch
die Astronomie zu erklären. Nach mehrern Mittei-
lungen im ""louruai ä68 3avant8" ersänen von ihm
das "N6inoir6 8ur i'ori^iuL ä68 cc)ii3r6iiHU<>u8 6t
8ur i'kxplicHtiou äe Ia KM6 Mi- I'^u-ouoinie"
(Par. 1781). Hierauf wurde er Professor der Be-
redsamkeit am O0II6A6 äe I'Vaiic6, 1788 Mitgli d
der Akademie der Inschriften, bald darauf Mitglied
der Kommission für den öffentlichen Unterricht. Er
wurde während der Revolution in den Konvent,
dann in den Rat der Fünfhundert, nach dem
18. Brumaire in den Gesetzgebenden Körper gewählt.
Als ausgezeichneter Lehrer ward er auch in da<-
Nationalmstitut berufen. D. soll auch 1788 zuerst
die optischen Telegraphen erfunden und Chappe
(s. d.) dieselben nur verbessert haben. Er starb
29. Sept. 1809 auf seinem Landgute bei Dijon.
Sein großes Werk, das er lange nicht zu veröffent-
lichen wagte, ward endlich auf Veranlassung des
Klubs der Cordeliers gedruckt und erschien u. d. T.
"OrißiuO äs tou8 les eult68, 0u i-ßliFiou iiuivel-
L6116" (3 Bde. und Atlas, Par. 1796, oder 10 Bde.
mit Atlas; neue Ausg., 13 Bde. mit Atlas, 1835
-37). Auf folche Weise wurde das rein wissen-
schaftliche Buch zur Parteifache. Nicht minderes Auf-
fehen erregten seine Denkschriften über Ursprung
und Verbreitung der Pelasger und den Tierkreis
von Dendera. In seinem letzten Werke: "Nemoire
6xp1icatik än 20613.^6 dironolo^i^us 6t m^tlio-
1oßi(iu6" (Par. 1806), suchte er die Einheit der
astron. Mythen aller alten Völker zu beweisen.
Dupuy (spr. düpüih), Charles, sranz. Politiker,
geb. 5. Nov. 1851 in Le Puy, war 1874-80 Pro-
fessor der Philosophie an verschiedenen Collöges in
der Provinz, wurde dann Schulinspektor, 1885 Mit-
glied der Deputiertenkammer und im Kabinett Ribot
7. Dez. 1892 Unterrichtsminister. Als Ribot zurück-
trat, bildete D. 4. April 1893 ein Kabinett, worin
er das Innere übernahm, trat aber, als die radi-
kalen Mitglieder seines Kabinetts ihre Entlassung
gaben, 25. Nov. selbst zurück. Er wurde daraus
5. Dez. von der Deputiertenkammer (gegen Brisson)
zum Präsidenten gewählt und zeichnete sich als sol-
cher durch Unerschrockenheit bei dem Bombenattentat
in der Kammer 9. Dez. aus, sodaß er für 1894 mit
großer Mehrheit in seiner Würde bestätigt wurde.
Bei der Wahl eines Präsidenten der Republik
27. Juni 1894 erhielt D. nur 99 Stimmen.
Dupuy de Lome (spr. düpüih de lohm), Sta-
nislas Charles Henri Laurent, sranz. Marine-Inge-
nieur, geb. 15. Okt. 1816 zu Ploemeur bei Loricnt,
studierte auf der Polytechnischen Schule zu Paris
und wurde 1842 nach England geschickt, um den
Bau eiserner Schiffe kennen zu lernen. Nach feinem
"N6ili0ir6 8UI- 13, coi^trnetioii ä68 datimentZ 6N
ker" (1844) wurden die ersten franz. Eisenschiffe ge-
baut. D. d. L. wurde 1857 in das Ministerium der
Marine berufen und später Generalinspektor des
Materials daselbst und Direktor der Schisfsbauten.
Nach feinen Angaben wurde auch das erste franz.
Schraubenlinienfchijf und 1859 das erste PanM-