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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Durescieren; Duressi

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Durescieren - Duressi

Hofmuseum zu Wien), des Hieronymus Holzschuher (1526; im Berliner Museum), des Nürnberger Senators Jakob Muffel (1526; ebd.), des Kurfürsten Friedrich des Weisen (Jugendwerk, ebd.), des Erasmus von Rotterdam (Museum zu Rotterdam). Zu seinen vorzüglichsten religiösen Gemälden gehören: Beweinung des Leichnams Christi (1500; Münchener Pinakothek), der sog. Baumgartnersche Altar (Geburt Christi, mit den beiden Stiftern auf den Flügeln; ebd.), Anbetung der Könige (1504; Uffizien zu Florenz), Christus am Kreuz (1506; Dresdener Galerie: s. Tafel: Christus am Kreuz), ein Bildchen von unvergleichlicher Feinheit der Ausführung; ebenda ein Altarwerk: Maria das Christkind anbetend: zu beiden Seiten: der heil. Antonius und der heil. Sebastian; die lebensgroßen Figuren Adam und Eva (1507; Pradomuseum zu Madrid); die für Jakob Heller in Frankfurt a. M. ausgeführte Himmelfahrt der Maria (1509), die beim Schloßbrande zu München 1674 zerstört wurde (alte Kopie im histor. Museum zu Frankfurt a. M.); die Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit mit vielen Heiligen und Seligen (1511; Hofmuseum zu Wien), die Kreuzabnahme (in der Moritzkapelle zu Nürnberg). Ferner die Madonna mit der Birne (1512; Hofmuseum zu Wien), mit der Nelke (1516; Galerie zu Augsburg), eine andere (1526; Uffizien zu Florenz). Kürzlich wurden in der Ratsschulbibliothek zu Zwickau fünf bisher vermißte Gemälde D.s aufgefunden: die Madonna auf der Mondsichel, am Brunnen, das Christkind stillend, mit dem schlafenden Christkind, mit der Meerkatze.

Den ganzen Reichtum seiner Begabung lernt man aber erst aus der großen Zahl seiner Handzeichnungen, Kupferstiche und Holzschnitte kennen, die sich in fast allen bedeutenden Sammlungen finden, besonders (150 Nummern) in der Albertina zu Wien. D. erhob den Kupferstich und Holzschnitt, die bei seinen Vorgängern kaum die ersten Anfänge der technischen Ausführung überschritten hatten, zu einer Vollendung, die sie nach ihm nur bedingungsweise wieder erhalten haben. Zu seinen vorzüglichsten Kupferstichen gehören: Ritter, Tod und Teufel (1513), Melancholie (1514), Heiliger Hieronymus in der Zelle (1515), Adam und Eva im Paradiese, Heiliger Eustachius, die sich durch eine überaus zarte, der Form sich anschmiegende, einfache Strichlegung auszeichnen. Zu seinen hervorragendsten Holzschnitten gehören: Die Offenbarung des Johannes, 15 Blätter (1498 und 1511), Die kleine Passion, 37 Blätter (1509), Die große Passion, 12 Blätter (1510), Das Leben der Maria, ein Werk voll tiefer Empfindung und zarter Anmut, 20 Blätter (1510; s. Tafel: Deutsche Kunst Ⅵ, Fig. 3), Die Ehrenpforte des Kaisers Maximilian, der größte existierende Holzschnitt (1515), von Adam von Bartsch 1799 auf Kupfer übertragen. Vom J. 1522 stammen die Holzschnitte des großen Triumphwagens des Kaisers Maximilian, deren Stöcke in der kaiserl. Bibliothek in Wien aufbewahrt werden; die älteste Originalausgabe mit untenstehendem deutschen Text erschien 1522, die letzte 1589. Ferner die Randzeichnungen zum Gebetbuch Kaiser Maximilians (4 Exemplare bekannt, das beste in der Münchener Hofbibliothek); 43 Blätter sind von D., die 8 übrigen von L. Cranach; sie wurden veröffentlicht von Stöger (Münch. 1883). Wenn man D. die Erfindung der Ätzkunst und des Tondrucks zuschreibt, so ist dies wenigstens in Bezug auf letztern nicht ^[Spaltenwechsel] zutreffend. Das von D. auf den meisten seiner Werke angebrachte Monogramm ist ein lat. A mit einem kleinern D unter dem Querstrich desselben.

Auch als Schriftsteller hat D. sich bethätigt und für seine Zeit maßgebend gewirkt. Sein Werk: «Vnderweysung der messung, mit zirckel vnd richtscheyd, in Linien ebnen vnnd gantzen corporen» (Nürnb. 1525 u. ö.), giebt treffliche Vorschriften über Perspektive, besonders zur Entwerfung des Schattens der Körper, wozu er eine eigene sinnreiche Maschine in Vorschlag brachte. Im allgemeinen drang er darauf, die ganze Malerkunst, soweit sie die eigentliche Zeichnung betrifft, auf mathem. Gründe zurückzuführen. Sein Hauptwerk «Von menschlicher Proportion u. s. w.» (Nürnb. 1528 u. ö.) wirkte epochemachend, insofern es, gegenüber der während des ganzen Mittelalters systematisch vernachlässigten Formengebung, zum erstenmal mit Nachdruck und Erfolg die äußere Erscheinung in der Kunst geltend machte. D. schrieb auch in Deutschland das erste Buch vom Festungsbau: «Etliche vnderricht, zu befestigung der Stett, Schloß, vnd flecken» (Nürnb. 1527; neue Ausg., Dresd. 1823). Den Schriftgießern zeigte er, wie man mit Hilfe der Geometrie die Buchstaben, besonders die Versalien, nach bestimmtem Verhältnis anordnen müsse. Mehrere andere Schriften, welche D. verfaßte, sind nicht zum Druck gelangt. In allen aber erwarb er sich neben seinen bedeutendsten gelehrten Zeitgenossen das Verdienst, auf Reinigung und Veredelung der deutschen Sprache hinzuwirken. Seine Werke wurden in das Lateinische und die meisten neuern Sprachen übersetzt. D.s «Briefe und Tagebücher» sind abgedruckt in Campes «Reliquien von D.» (Nürnb. 1828; ins Neuhochdeutsche übertragen von Thausing in den «Quellenschriften für Kunstgeschichte», Bd. 3, Wien 1872).

Litteratur. Heller, Das Leben und die Werke Albrecht D.s (Bd. 2, Lpz. 1831; Bd. 1 u. 3 sind nicht erschienen); von Eye, Leben und Wirken Albrecht D.s (Nördl. 1860); A. von Zahn, D.s Kunstlehre und sein Verhältnis zur Renaissance (Lpz. 1866); Thausing, D. Geschichte seines Lebens und seiner Kunst (2 Bde., 2. Aufl., ebd. 1884); Ephrussi, Albert D. et ses dessins (Par. 1882); Albrecht D.s Tagebuch der Reise in die Niederlande, hg. von Leitschuh (Lpz. 1884); Zucker, D.s Stellung zur Reformation (Erlangen 1886); von Retberg, D.s Kupferstiche und Holzschnitte (Münch. 1871); Kaufmann, Albrecht D. (2. Aufl., Freiburg 1887); Conway, Literary remains of Albrecht. D. (Cambridge 1889); Springer, Albrecht D. (Berl. 1892); Burckhardt, Albrecht D.s Aufenthalt in Basel 1492–94 (Münch. 1892); von Térey, Albrecht D.s venet. Aufenthalt 1494–95 (Straßb. 1892); von Eye, Albrecht D.s Leben und künstlerische Thätigkeit (Wandsbeck 1892). D.s Handzeichnungen gab Lippmann (3 Bde., Berl. 1883–94), D.s «Schriftlichen Nachlaß» K. Lange und Fuhse (Halle 1893) heraus; die Gemälde wurden 1888 in Lichtdruck von Soldan in Nürnberg (Text von Riehl), die «Randzeichnungen zum Gebetbuch des Kaisers Maximilian» von Hirth (2. Aufl. u. d. T. «Hauschronik», Münch. 1885), die Ehrenpforte im «Jahrbuch der kunsthistor. Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses», Bd. 3 (Wien 1884), die «Offenbarung des Johannes» von Sepp (Münch. 1894) veröffentlicht.

Durescieren (lat.), hart werden, verhärten.

Duressi, türk. Stadt, s. Durazzo.