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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Düsseldorf

Personen. Dem Religionsbekenntnis nach waren 37181 Evangelische, 105347 röm. und griech. Katholiken, 713 andere Christen und 1401 Israeliten. 1890 gab es 8435 Gebäude (239 unbewohnte) mit 2086 Einzel-, 27395 Familienhaushaltungen und 121 Anstalten. Die Zahl der Geburten betrug (1893) 6343 (darunter 148 Totgeburten), der Todesfälle 3695, der Ehen 1456; der Zugezogenen 27358, der Abgezogenen 22464. In Garnison (3226 Mann) liegen das 39. Füsilier-, 5. Ulanenregiment und die 1., 3. bis 5. Eskadron des 11. Husarenregiments. - Ehrenbürger der Stadt sind Generalfeldmarschall Graf Blumenthal und Maler Andreas Achenbach.

Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Stadt zerfällt in die Altstadt (der älteste nördl. Teil), Neustadt, Karlstadt und Friedrichsstadt (im S.). An diese Teile schließen sich an die Vororte Unterbilk im S., Oberbilk im SO., Flingern im O. und Derendorf im N. An Stelle der infolge des Friedens von Lunéville (1801) niedergelegten Festungswerke sind im Laufe der Zeit zahlreiche schöne Straßen, Promenaden und öffentliche Anlagen entstanden; so der Hofgarten, der sich vom Rhein west-östlich quer durch die Stadt bis zur Pempelforterstraße erstreckt. Von den Anlagen des Botanischen Gartens, wo 18. Okt. 1892 ein Denkmal (modelliert von K. Hilgers) für die in den Kriegen 1864-71 Gefallenen enthüllt wurde, führt die prächtige Königsallee am Stadtgraben entlang zu den Anlagen am neuen Provinzialständehaus (Kaiserteich, Schwanenspiegel) in der Friedrichsstadt. Zahlreiche Brücken führen über die Wasserläufe, darunter die Goldene Brücke im Hofgarten. Die schönsten Straßen sind die Allee-, Goltstein-, Hofgarten-, Kaiser-Wilhelms-, Kaiserstraße, Königsallee, die verkehrsreichsten die Berger-, Bolker-, Elberfelder-, Hohe- und Schadowstraße. Von öffentlichen Plätzen sind zu nennen der Corneliusplatz südlich vom Botanischen Garten, mit dem Standbild des P. von Cornelius (1879) von Donndorf und einem Springbrunnen (1882) von Müsch; dicht dabei der Schadowplatz mit der Kolossalbüste von Schadow, Bronzeguß nach Wittigs Entwurf; der Königsplatz südlich davon; der Friedrichsplatz an der Alleestraße; der Markt, nahe am Rhein, mit dem Reiterstandbild des Kurfürsten Johann Wilhelm, 1711 von Grupello in Erz gegossen; der Burgplatz, nördlich davon am Rhein, mit dem Schloßturm, Überrest des 1710 umgebauten, 1846 teilweise erneuten und 1872 abgebrannten kurfürstl. Schlosses; der Maxplatz mit der Mariensäule (1873) von Reiß.

Kirchen. D. hat 12 kath. und 3 evang. Kirchen; unter erstern sind zu nennen die got. St. Lambertikirche (14. Jahrh.) mit roman. Turm, kostbaren Monstranzen und den Marmorgrabmälern (1629) der beiden letzten Herzöge von Cleve und Berg, Wilhelm IV. und Johann Wilhelm; an der nördl. Außenseite ein 1886 erneuter sog. "Kalvarienberg" und die Andreaskirche, ehemalige Hof- und Jesuitenkirche, 1629 vollendet, mit den Gräbern des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und des Kurfürsten Johann Wilhelm; ferner die evang. Johanniskirche auf dem Königsplatz, aus rotem und grauem Sandstein im ital. Rundbogenstil mit Turm (71 m). Außerdem bestehen noch eine Anzahl Kapellen, ferner Klöster der Dominikaner, Franziskaner, Ursulinerinnen, Barmherzigen Schwestern, Klarissen u. a. und eine Synagoge. Auf dem alten Friedhof an der Fischerstraße ruhen zahlreiche berühmte Männer, so die Maler E. Bendemann, W. Camphausen, Andr. Müller, Ittenbach, Theod. Mintrop, der Gartendirektor Weyhe und der Astronom Benzenberg; im N. der Stadt der Neue Friedhof am Tannenwäldchen, der Derendorfer und der Israelitische Friedhof.

Weltliche Bauten. Das Rathaus am Markt, 1567 in gotisierendem Renaissancestil erbaut, mit einem 1885 in franz. Renaissance neu aufgeführten Westflügel, das Bergerthor im SW., dicht am Rhein, der einzige Überrest der alten Festungswerke, der Jägerhof, von N. de Pigaga als kurfürstl. Jagdschloß erbaut; aus neuerer Zeit das Akademiegebäude, 1879 nach Riffarts Plänen im Renaissancestil erbaut, mit 158 m langer Hauptfaçade, Künstlerateliers, Unterrichtsräumen, Sälen mit Gipsabgüssen und Aula (Fresken von Janssen); die Kunsthalle, 1881 nach Gieses Plänen in franz. Renaissance erbaut, mit großem Mosaikbild (Fritz Röber^[Wikipedia: Roeber]) an der Façade, das Stadttheater von Giese, die Realschule mit Freskenfries von Bendemann, das Justizgebäude mit dem letzten Ölgemälde Wilh. Schadows (Paradies, Hölle, Fegefeuer), das Staatsarchiv, ein Backsteinrohbau, das Provinzialständehaus nach dem Entwurf von Raschdorf^[Wikipedia: Raschdorff], das Postgebäude, die Kunstgewerbeschule von Westhofen und eine Anzahl prächtiger Privatbauten und Hotels. Ein Reichsbankgebäude ist nach Stillers Entwurf im Bau.

Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Lindemann), 6 Beigeordneten, 36 Stadtverordneten. Die Berufsfeuerwehr (seit 1874) besteht aus 1 Brandmeister, 34 ständigen und 128 nichtständigen Feuerwehrleuten und hat 3 Feuerwachen, 60 Feuermelder, 18 Spritzen und 14 Pferde. Die Gasanstalt lieferte (1892/93) 9,913 Mill. cbm Gas für 4360 Konsumenten (5468 Gasmesser, 70630 Flammen. Privatanlagen für elektrische Beleuchtung bestanden 58 mit 93 Dynamomaschinen, 256 Bogen- und 2571 Glühlampen. Das städtische Elektricitätswerk ist seit 1891 im Betriebe. Das Wasserwerk lieferte (1892/93) 5,383 Mill. cbm filtriertes Grundwasser; das untere Kanalsystem ist 68 km lang, darunter 36 km Thonröhren, ein oberes ist im Bau.

Finanzen. Der Haushaltplan (1894/95) schließt ab in Einnahme und Ausgabe mit 24684655 M.; das Vermögen betrug 28,831, die Schulden 23,741 Mill. M. Für Schulen werden aufgewendet 1340090 M., für Wohlthätigkeitsanstalten 652400 M., darunter aus städtischen Mitteln für Armenwesen 531000 M., für Straßenreinigung und -Sprengung 154300 M. Von den Einnahmen entfielen 47,86 Proz. auf direkte Steuern.

Behörden. D. ist Sitz der königl. Bezirksregierung, des Landratsamtes für den Landkreis D., der königl. Generalkommission für die Rheinprovinz, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Köln) mit 12 Amtsgerichten (D., Gerresheim, München-Gladbach, Grevenbroich, Krefeld, Neuß, Odenkirchen, Opladen, Ratingen, Rheydt, Ürdingen, Viersen) und Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts, Gewerbegerichts, einer Reichsbankstelle, eines Hauptsteueramtes, Erbschaftssteueramtes und Stempelfiskalats, einer Oberpostdirektion für den Reg.-Bez. D. mit 318 Verkehrsanstalten und 2844,40 km oberirdischen Telegraphenlinien (16834,61 km Leitungen), einschließlich 8705,65 km Stadtfernsprechanlagen, je eines Betriebsamtes der Königl. Preuß. Eisenbahndirektionen Elberfeld (381,40 km Bahnlinien) und Köln (rechtsrheinisch, 232,98 km), einer Eisenbahn-^[folgende Seite]