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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eberhard III. (Herzog von Württemberg) - Eberlein (Georg)
ziehen und begann eine empörende Willkürherrschaft
auszuüben, besonders unter dem Einfluß Konrad
Holzingers, seines vormaligen Kanzlers, eines ent-
laufenen Augustinermönchs. Dagegen erhob sich
der Vormundschaftsrat, übernahm dem Eßlinger
Vertrage gemäh die Regierung des Landes, und
sämtliche Beamte und Diener kündigten dem Herzog
den Dienst auf. Kaiser Maximilian I. beschloß
nebst mehrern Fürsten, daß E. des Herzogtums ver-
lustig sei, daß Graf Ulrich, Enkel Ulrichs V., in
dasselbe eingesetzt werden und bis zu dessen Voll-
jährigkeit der Vormundschaftsrat regieren sollte.
Im Vertrage von Horb 1498 stellte E. eine sörm-
liche Verzichtsurkunde aus und erhielt eine Pension
von 6000 Fl. Er muhte das Land verlassen und starb
1504 iu dem Schlosse Lindenfels im Odenwald.
Eberhard III., Herzog von Württemberg
(1628-74), geb. 1614 als Sohn des Herzogs Johann
Friedrich, regierte 1628-33 unter Vormundschaft.
Er trat 1633 im Heilbronner Bunde den Schweden
bei, floh aber nach dem Sieg der Kaiserlichen bei
Nördlingen (1634) nach Strahburg, während sein
Land nun aufs graufamste verheert und wie eine
eroberte Provinz behandelt wnrde. Erst 1638 er-
hielt er sein verwüstetes Herzogtum, jedoch mit ge-
schmälerten Machtbefugnissen, zurück, behauptete
sich aber mit Hilfe der Schweden beim Friedensschluß
von 1648 in allen alten Rechten. Er starb 3. Juli
1674; ihm folgte fein Sohn Wilhelm Ludwig.
Eberhard, Christian Aug. Gottlob, Schrift-
steller, geb. 12. Jan. 1769 zu Velzig, studierte an-
fangs Theologie, widmete sich aber bald fast aus-
schließlich der bildenden Kunst und Poet. Versuchen.
Seine schriftstellerische Laufbahn begann er 1792 mit
einer Reihe von Erzählungen für Beckers "Taschen-
buch" und mit den Romanen "Isop Lafleurs fa'mt-
liche Werke" (Halle 1798) und "Ferdinand Warner,
der arme Flötenspieler" (2 Bde., ebd. 1802; neue
Aufl. 1808), denen viele andere folgten, meist flüchtig
gearbeitet. Nachdem E. 1807 die Rengersche Buch-
handlung in Halle übernommen hatte, gab er u. a.
mit Lafontaine die Monatsfchrift "Salina" (8 Bde.,
1812-16) heraus und übernahm nach I.S. Vaters
Tode die Redaktion von dessen "Jahrbuch der häus-
lichen Andacht". 1835 verkaufte E. feine Buchhand-
lung und lebte auf einem Landhaus bei Giebichcn-
stein. Er starb 13. Mai 1845 in Dresden. E.s littcrar.
Ruf gründet sich auf das anmutig anspruchslose
Familienidyll "Hannchen und die Küchlein" (Halle
1822; 25. Aufl., Lpz. 1884), das einen nicht un-
verdienten und doch überraschenden Erfolg errang
und in viele Sprachen übersetzt wurde. Eine größere
Dichtung in Hexametern, "Der erste Mensch und die
Erde" (Halle 1828; 2. Aufl. 1834), zeigt ernste Würde
und wohlthuende Schlichtheit. Ausgaben seiner
"Vermischten Gedichte" (2 Bde., Halle 1833) und
seiner "Gesammelten Schriften" (20 Bde., ebd. 1830)
hat E. fclbst veranstaltet.
Eberhard, Joh. Aug., philos. Schriftsteller,
geb. 31. Aug. 1739 zu Halberstadt, studierte in
Halle 1756-59 Theologie und wurde dann Kon-
rektor am Gymnasium und zweiter Prediger an der
Hospitalkirche in seiner Vaterstadt. Nachdem er hier-
auf eine Zeit lang in Berlin den Wissenschaften ge-
lebt, wurde er 1774 Prediger in Charlottcnburg,
1778 Professor der Philosophie in Halle und starb
6. Jan. 1809. Seine "Neue Apologie des Sotrates"
(2 Bde., Berl. 1772-78' 2. Aufl. 1788), die nach
Wolfschen Grundsätzen die Rechte der gesunden Ver-
nunft gegen die strenggläubigen Theologen in Schutz
nahm, fand in und außer Deutschland großen Bei-
fall, ebenso die "Allgemeine Theorie des Denkens
und Empfindens" (Berl. 1776; 2. Aufl. 1786). Als
Herausgeber der Zeitschriften: "Philos. Magazin"
(16 Stücke, Halle 1788-92) und "Philos. Archiv"
(2 Bde., ebd. 1792-95) kritisierte er scharf die Kan-
tifche Philosophie vom Leibnizschen Standpunkt aus.
Noch sind zu erwähnen seine "Sittenlehre der Ver-
nunft" (Berl. 1781; 2. Aufl. 1786), "Vorbereitung
zur natürlichen Theologie" (Halle 1781), "Theorie
der schönen Künste und Wissenschaften" (ebd. 1783;
3. Aufl. 1790), "Allgemeine Geschichte der Philo-
sophie" (ebd. 1788: 2. Aufl. 1796), "Amyntor"
(Berl. 1782), "Handbuch der Ästhetik" (4 Bde., Halle
1803-5), "Geist des Urchristentums" (3 Bde., ebd.
1807-8), "Vermischte Schriften" (2 Bde., ebd. 1784
-88), "Versuch einer allgemeinen deutschen Syno-
nymik" (6 Bde., ebd. 1795-1802; fortgesetzt und
erweitert von Maaß, 12 Bde., 1818-21, und von
Gruber, 6 Bde., 1826-30: 4. Aufl., 2 Bde., Lpz.
1852-53) und sein "Synonymisches Handwörter-
buch der deutschen Sprache" (Halle 1802; 14. Aufl.
von Lyon, Lpz. 1888).
Gberle, Adolf, Gcnremaler, Sohn des fol-
genden, geb. 11. Jan. 1843 in München, studierte
an der dortigen Akademie bcfonders unter Piloty.
Seit 1861 schuf er eine große Zahl ländlicher
Gcnrestücke, von denen hervorzuheben sind: Die
Pfändung der letzten Kuh (1869; Hamburg, Kunst-
Halle), Oberbayrische Vierstube, Der Vrauttanz, Der
vergebliche Versuch, Die verunglückte Musikprobe,
Der erste Nchbock, Im Hundestall (1883), Försters
Sonntagssreude, Das verspätete Mittagsessen des
heimgckehrten Försters (Kupferstich von Fr. Vogel;
1888), Kartenkunststücke eines Jägers in der Senn-
hütte (1888), Ein glücklicher Fang (1891), "Wer
dars wobl mit" (1892). DerKünstler lebt in München.
Eberle, Robert, Landschafts- und Tiermaler,
geb. 22. Juli 1815 zu Meersburg am Vodensee,
studierte bei dem Tiermaler Biedermann in Kon-
stanz und nach den Meistern des 17. Jahrh, in
München, wo er sich seit 1830 aushielt. Seine
Bilder verstehen die Erscheinung und das Seelen-
leben des Tiers, vorzugsweise des Schafes, treffend
festzuhalten. Durch lebhafte Stimmungen, durch
Gewitter, Sturm u. dgl., in deren Aufruhr er die
Bewegung der Tiere lebendig schildert, liebt er die
Darstellung zu bereichern. Hierher gehören die Bil-
der: Schafherde während eines Gewitters (Galerie
zu Kopenhagen), Schafe und Rinder im Stall (Mu-
seum zu Leipzig), Heimziehende Herde bei nahendem
Gewitter und Abzug von der Alm (Galerie zu Karls-
ruhe), Ein Hirt mit seinen Schafen (1853; Neue
Pinakothek zu München), Ruhende Schafherde am
Waldcsrand (Hannover, Museum), Schafherde vor
einem Lämmergeier fliehend. E. hat sich auch als
Radierer bethätigt. Er starb 19. Sept. 1860 in
Ebersing bei München.
Eberlem, Georg, Architekt und Architektur-
malcr, geb. 13. April 1819 zu Linden bei Hcilbronn,
Schüler Hcideloffs in Nürnberg, dem er auch 1839
nach Stuttgart folgte. Von seinen zum Teil mit
Heideloff ausgeführten Ausschmückungen sind zu
nennen die Stuttgarter Stiftskirche, das Schloß
Lichtenstcin, die Feste Coburg, das Schloß Lands-
berg bei Mciningen (1842), Dekorationsmalereien
für das Hoftheater zu Stuttgart und insbesondere
die ihm unter Stülers Leitung übertragene Restau-