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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eccard - Eccremocarpus scaber
Gccard, Johs., einer der größten deutschen
prot. Kirchenkomponisten, geb. 1553 zu Mühlhausen
in Thüringen, erhielt Musikunterricht durch Joachim
a Burgk, mit dem er später gemeinsam mehrere
Kompositionen veröffentlichte, und war 1571-74
Schüler von Orlandus Lassus in München. Hier-
auf besuchte er Italien, trat 1578 als Kapellmeister
in die Dienste Jak. Fuggers zu Augsburg und ward
1583 Vicekapellmeister, 1589 Hofkapellmeister in
Königsberg. 1008 als kurfürstlich brandenb.Kapell-
meister nach Berlin berufen, starb er dort 1611.
Unter seinen verschiedenen Werken, die meist aus
weltlichen und geistlichen Liedern zu deutschen Texten
bestehen, ragen hervor die beiden Chorwerke: "Geist-
liche Lieder, auf den Choral oder gemeine Kirchen-
melodey durchaus gerichtet und mit fünf Stimmen
komponiret" (2 Tle., Königsb. 1597) und "Preuß.
Festlieder durchs ganze Jahr mit 5,6, 7 und 8
Stimmen" (2 Tle., ebd. 1598). Beide Werke gaben
Stobäus (Danzig 1634-44), W. Tefchner (Lpz.
1858-60) und C. Riedel (ebd. 1874) neu heraus.
Auf die Bedeutung E.s machte C. von Winterfeld
zuerst aufmerksam ("Der evang. Kirchengesang",
Bd. 1, Lpz. 1848, wo auch die schönsten Sätze aus
den genannten Chorwerken mitgeteilt sind). E. schloß
stch eng an den luth. Choral, wußte denselben aber so
zu behandeln, daß allen Anforderungen der höhern
Kunst Genüge geschah, was bis auf feine Zeit bei
Choralharmonisierungen nicht der Fall gewesen war.
In der Vorrede konnte er die 1597 erschienenen
"Geistlichen Lieder" deshalb mit Recht als die ersten
ihrer Art bezeichnen, "indem bis dahin noch kein
Gesangbuch erschienen ist, worin die Gesänge auf
diese Weise musikalisch, der Kunst gemäß, vorkom-
men". Mit diesem Werke leitete E. die große Periode
prot. Choralkunst ein, die in den Kantaten Sebastian
Bachs ihre Spitze und ihren Abschluß fand. Die
"Festlieder" mit ihrem freiern und höhern Schwung
stehen den Chorliedern würdig zur Seite. Alles,
was E. schreibt, ist kunstvoll und gesanglich wohl-
klingend, sinnig und nicht ohne Erhabenheit, obwohl
das Gebiet des Erhabenen von H. Schütz und spä-
tern Meistern mit größerm Erfolg angebaut wurde.
In dem musikalischen Kunstschatz der evang. Kirche
werden die mehr in großen Formen geschriebenen
Chorgesänge E.s stets hohen Wert behalten. - Vgl.
auch Döring, Zur Geschichte der Musik in Preußen
(Elbing 1852).
Gccard, Joh. G. von, s. Eckhart.
Hoos koino (lat., d. H.Seht, welch ein Mensch!),
nach Joh. 19, 5 der Ausruf des Pilatus, als er
Christus nach der Geißelung und Dornenkrönung
dem Volke vorstellte, um es Zum Mitleid zu be-
wegen. In der Kunst bezeichnet man damit die
Darstellung des dornengekrönten, bluttriefenden
und mit dem Purpurmantel bekleideten Erlösers.
Die Darstellung eines 15. K. wird erst seit dem
15. Jahrh, häuftger; berühmt ist das große Ge-
mälde von Tizian im Hofmuseum zu Wien und der
Christuskopf mit der Dornenkrone von Guido Reni
in der Dresdener Galerie. (^>. Christusbilder.)
Gccius, Max Ernst, Jurist, geb. 21. März
1835 zu Frankfurt a. d. O., studierte in Bonn,
Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaft, trat
dann in den preuß. Inftizdienst und arbeitete 1873
als Hilfsarbeiter im Justizministerium die Motive
des Deutschen Gerichtsverfafsungsgesetzes aus. Als
Kreisrichter in Greifswald wurde er 1874 im Neben-
amt auherord. Professor daselbst, 1877 Hilfsarbeiter
im Reichsjustizamt, 1878 zum vortragenden Rat
ernannt, trat 1879 in das preuß. Justizministerium
über und wurde 1887 Präsident des Oberlandes-
gerichts zu Cassel. Er veröffentlichte namentlich "Er-
örterungen aus dem Gebiete des Vormundschafts-
rechts" (Berl. 1876) und bearbeitete die neuern Auf-
lagen von Försters "Preuß. Privatrecht" (6. Aufl.,
4 Bde., ebd. 1892-93).
Gccles (spr. ekk'ls), Stadt in der engl. Grafschaft
Lancashire, 7 km im W. von Manchester, am Irweil
schön gelegen, hat (1891) mit Varton-on-Irwell und
andern Vororten 29 606 E., viele Villen reicher
Kaufleute von Manchester und Baumwollindustrie.
Ecclesall-Bierww (spr. ekk'lsahl bihrlo),
Industriebezirk im West-Riding der engl. Graf-
schaft Z)ork, 5 km im SW. voll Sheffield, hat (1891)
80824 E., großartige ^tahl- und Eisenfabrikation.
Gcclesfield (spr. M'lsfihld), Stadt im West-
Riding der engl. Grafschaft Uork, 7 km nördlich
von Sheffield, an der Leeds-Sheffieldbahn, hat
(1891) 7928 E., Fabrikation von Stahlwaren und
Mefsern, Papier und Leinwand.
Gccleshall (spr. M'lshahl), Stadt in der engl.
Grafschaft Stafjord, 11 km im NW. von Stafford,
nahe am Sow, Bischofssitz, hat (1891) 3878 E., Fa-
brikation von Leder und Schuhwerk. In die dortige
Kirche floh die Königin Margarete, Gemahlin Hein-
richs VI., nach der Schlacht von Vloreheath (1459).
Eccleshill (spr. elk'ls-), Stadt im Wcst-Riding
der engl. Graffchaft Dork, unweit Vradford, hat
(189!)'7928 E., Gerberei und Scbuhwarenfabriken.
Noolssia. (grch.),urfprünglich die Versammlung
der freien Bürger in den altgriech. Freistaaten (s.
Etklesia). Nach dem Vorgang der griech. Übersetzung
des Alten Testaments, die mit N. die hebr. Volks-
gemeinde wiedergieot, brauchen die neutestament-
lichen Schriftsteller das Wort für die christl. Ge-
meinde und zwar ursprünglich ebensowohl für die
Einzelgemeinde an einem bestimmten Ort als für
die Gesamtheit der Gläubigen überhaupt. Danach
wurde (zuerst in den Briefen an die Kolosser und
Epheser) das Wort zur Bezeichnung der christl.
Kirche als einer göttlich organisierten idealen Ge-
meinschaft unter Christus als ihrem Haupte ge-
braucht. Das Wort blieb seitdem so vieldeutig wie
das deutsche Wort Kirche und bezeichnet u. a. auch
ein gottesdienstlichcs Gebäude.- U. militanZ, strei-
tende Kirche; ll. ti-wmpkang, triumphierende Kirche,
d. h. vollendete Kirche des Jenseits; U. pressa.,
unterdrückte Kirche; R. catnolica apostolica. ro>
mana, s. Apostolisch. ^(s. d.).
^ooiO8ia.8te3, lat. Schreibung für Ekklesiastes
Noo1o8i"l.8tious (grch.), soviel wie Geistlicher;
in der Vulgata Titel des Buchs Jesus Sirach.
Gcco von Reptow, s. Eike.
üoooprotioa. (grch.), kotausführende Mittel,
s. Abführen.
HoooptoTNstsr, s. Splintkäfer.
P6Ü8 Letter Don.), Schönrebe, Hängefrucht,
zu den Bignoniaceen (s. d.) gerechneter Kletterstrauch
Perus mit eckigen, verästelten, bis 5 m hohen Sten-
geln. Sie haben gegenständige, rauh behaarte, dop-
pelt gefiederte Blätter mit verästelter Ranke. Die
langgestielten, leuchtend orangeroten, zu Trauben
gestellten Blumen haben einen gefärbten, glockenför-
migen, fünflappigen Kelch und eine überhängende,
röhrige, in fünf kleine, zurückgebogene Lappen aus-
gehende Krone. Die zweiklappige Kapfel enthält