Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

764
Eichener See - Eichhoff
in denen er die Litteratur freilich allzusehr vom kath.
Standpunkte aus beurteilte: "Über die ethische und
religiöse Bedeutung der neuern romantischen Poesie
in Deutschland" (Lpz. 1847), "Der deutsche Roman
des 18. Jahrh, in seinem Verhältnis zum Christen-
tum" (ebd. 1851; 2. Aufl., Paderb. 1867), "Zur Ge-
schichte des Dramas" (Lpz. 1854; 2. Aufl., Paderb.
1867) und "Geschichte der poet. Litteratur Deutsch-
lands" (2 Tle., Paderb. 1857; 3. Aufl. 1866). Don
Manuels "Grafen Lucanor" bearbeitete er (Berl.
1840), Calderons "Geistliche Schauspiele" übersetzte
er mit innigem Verständnis (2 Bde., Stuttg. 1846
-53). Seine "Werke" erschienen zuerst Berlin 1842
(4 Bde.; 3. Aufl., Lpz. 1883), seine "Vermischten
Schriften" Paderborn 1866 - 67 (5 Bde.). Neue
Ausgaben feiner Werke veranstalteten: Hellinghaus
Münster 1889), Dietze (2 Bde., Lpz. 1891), "Ge-
dichte aus dem Nachlaß" gab H. Meisner (ebd. 1888)
heraus. - Vgl. Keiter, I. v. E. (Köln 1887); Minor
im 21. Bde. der "Zeitschrift für deutsche Philologie".
Eichener See, s. Eichen (Dorf).
Gichengallwespe, die verschiedenen an der Eiche
vorkommenden und an diesem Baum die sog. Gall-
äpfel produzierenden Gallwespen (s. d.).
Eichengerbfäure, eine der Eichenrinde eigen-
tümliche Gerbsäure (s. d.), bildet ein in kaltem
Wasser schwer lösliches rötliches Pulver von der Zu-
sammensetzung (^19 IIis ^i0- Durch Kochen mit ver-
dünnter Schwefelfäure geht sie in das sog. Eichen-
rot über. Die E. soll ihrer chem. Konstitution nach
ein trimethyliertes Anhydrid der Gallussäure sein.
Jedenfalls ist sie der wichtigste Stoff der Eichen-
rinde , welcher sich beim Gerben mit den tierischen
Häuten verbindet und diese in Leder überführt.
Gichenkrone, Orden der, luremb. Orden,
29. Dez. 1841 vom König Wilhelm II. der Nieder-
landefürdas Großherzogtum Luxemburg gestiftet,be-
steht nach seiner Neuorganisation 5. Febr. 1858 aus
Greßkreuzen, Großoffizieren, Commandeuren, Offi-
zieren und Rittern, fowie einer affiliierten Medaille.
Ordenszeichen ist ein vierarmiges, weißemaillier
tes, goldeingefasites Kreuz, in dessen grünemail-
liertem Mittelschilde ein goldenes ^V unter der
Krone. Der Ordenswahlspruch lautet: "^6 main-
tisliärai." Das Band ist dunkelgrün mit zwei
orangegelben Mittel- und zwei orangegelben schma-
len Randstreifen. (S. Tafel: Die wichtigsten
Orden II, Fig. 11.)
Gichenprozefsionsspinner, ein Nachtschmet-
terling, s. Prozessionsspinner.
Eichenrinde, die von den verschiedenen Eichen,
Hu6lcu8 peäunculatg. H?/^'/i., 8688i1iüorH Hm. u. a.
abgeschälte Rinde, welche im Handel als Spiegel-
oder Glanz rinde, wenn sie von jungen, höchstens
25 I. alten Bäumen gewonnen wird, oder als
Grob-, Altholzrinde oder Lohe unterschieden
wird, wenn sie von alten, von der Borke befreiten
Bäumen stammt. E. ist an sich geruchlos, ent-
wickelt aber mit Wasser und tierischer Haut in Be-
rührung den bekannten Lohegeruch. Wesentlicher
Bestandteil ist eine eigentümliche Gerbsäure (bis zu
10 Proz.), (^"ff^O^ "I^I^O, welche sich beilän-
genn Lager zersetzt; der Gerbsäure wegen wird sie
in der Lederfabritation und auch in geringer Menge
in der Medizin gebraucht; für letztern Zweck nur als
Spiegelrinde. E. ist ein wichtiger Handelsartikel.
Deutschland bezieht jährlich aus dem Ausland, be-
sonders aus Österreich und Frankreich, 80-100000 t
im Werte von 11 MM. M. (S. Eichenschälwald.)
In Süddeutschland sind als Eichenrindenmärkte Heil-
bronn und Hirschhorn, am Rhein Boppard bekannt.
Eichenrot, s. Eichengerbsäure.
Eichens, Friedr. Eduard, Kupferstecher, geb.
27. Mai 1804 in Berlin, bildete sich dort unter Buch-
Horn, seit 1827 in Paris unter Forster und Richomme
und seit 1829 unter Toschi. Dazwischen besuchte er
auf kurze Zeit Venedig und 1831 Florenz, wo er
nach Tizian und Raffael zeichnete. Nach Berlin
zurückgekehrt, ward er zum Professor und Mitglied
der Atadcmie ernannt. Seit 1833 wirkte er bei der
Gewerbeschule als Zeichenlehrer. Er starb 5. Mai
1877 zu Berlin. Zu den vorzüglichsten seiner durch
richtige Zeichnung und Treue schätzbaren Arbeiten
gehören solche nach Raffael (Vision des Ezechiel,
Anbetung der heiligen drei Könige 1836); nach
Domenichino (Heil. Magdalena 1837); die Bild-
nisse Friedrichs d. Gr., Friedrich Wihelms IV., des
Minister Schön u. a. Später beschäftigten ihn die
Stiche nach Kaulbachschen Kartons. Auch für Kaul-
bachs Shakespeare-GalcrielieferteermehrereBlätter.
Mit einem Christuskopfe nach Seb. del Piombo schloß
E. 1871 seine Thätigkeit als Kupferstecher ab.
Philipp Hermann E., sein jimftnn Binder,
geb. 13. Sept. 1812 zu Berlin, studierte bis 1832
die Malerei bei Henscl, widmete sich dann der Litho-
graphie und ging 1835 nach Paris. 1839-41
machte er eine Kunstrcise nach Oberitalien. 1846
wandte er sich wieder nach Berlin, um hier den
Mezzotintostich zu erlernen, den er seit 1849 in
Paris mit großem Erfolg ausübte. Er starb
17. Mai 1886 in Paris.
Gichenschällvald, eine besondere Art des Nie-
derwaldbetriebes, zum Zwecke der Erziehung der als
Gerbmaterial so wichtigen Eichenjungholzrinde (s.
Eichenrinde). Da mit dem Aufreißen der Rinde älte-
rer Bäume dieselbe an Güte verliert, wählt man nur
einen etwa 12- bis 20-, felten 25jährigen Umtrieb,
der die gute, glatte sog. Spiegelrinde liefert. Der
E. gehört in ein mildem Klima; wo der Wein noch
leidlich wächst, wird die Rinde am besten. Trotz viel-
facher Bemühungen hat die Eichenrinde in der Ger-
berei noch keinen genügenden Ersatz durch andere
Gerbstoffe gefunden, namentlich nicht zur Herstellung
guten Sohlenleders. Nacb ungefährer Schätzung
verbraucht Deutschland jährlich etwa 5 Mill. Ctr.
Eichenrinde und gewinnt auf ungefähr 450000 da
Schälwald nur 2^ - 3 Mill. Ctr. Von den deut-
fchcn Eichenarten werden im Schälwald nur Stiel-
und Traubcncichen genutzt, letzterer giebt man den
Vorzug.- Vgl. Bernhardt, Eichenschälwald-Ka-
techismus (Berl. 1877). sraupe.
Gichenseidenspinner, Iama-maju, s. Seiden-
Gichenwickler (^oi-trix viriäana ^.), ein 21-
25 mm spannender Wickler mit Hellspangrünen
Vorder- und grauen Hinterflügeln. Fliegt im Juli.
Die gelbgrüne Raupe wird im Mai und Juni be-
sonders den Eichen oftmals fchädlich.
Gichhafe, s. loi^or^.
Gichhoff, Fre'de'ric Gustave, franz. Sprachfor-
scher, geb. 17. Aug. 1799 zu Havre als Sobn eines
eingewanderten Hamburger Kaufmanns, studierte
in Paris, war dann Repetitor und widmete sich dar-
auf den orient. Studien, namentlich dem Sanskrit.
Der Herzog von Orleans (Ludwig Philipp) ernannte
ihn 1827 zum Lehrer seiner Kinder in der deutschen
Sprache. Nach der Iulirevolution von 1830 wurde
E. Bibliothekar der Königin; 1842 erhielt er an der
Fakultät zu Lyon den Lehrstuhl der ausländischen