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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eisenchlorür - Eisenerzeugung
0X7^l0i'Hti. Zur Bereitung desselben werden
35 Teile Eisenchloridlösung (1,230 spec. Gewicht) mit
160 Teilen Wasser verdüuut und nnt eiuer Mischung
von 35 Teilen Ammoniakflüssigkeit und 320 Teilen
Wasser versetzt. Der entstehende Niederschlag von
Eisenorydhydrat wird gewascheu und ausgepreßt
und mit 3 Teileu Salzsäure 3 Tage laug dei
mäßiger Wärme digeriert. Die vou dem Nnlös-
lichen abgezogene Flüssigkeit soll 1,050 spec. Gewicht
besitzen und 3^ Proz. Eisen enthalten. Dieses Prä-
parat kann an Stelle des dialysierten Eisenoxyd-
hydrats als Arznei gegeben werden.
Gisenchlorür. Ei u fach Chlor eisen oder
Ferrochlorür, 1^6 (^2, eutsteht beim Übcrleiteu
von trockuem Chlorwasserstoffsäuregas über glüheu-
des Eisen, wobei es sich in Form von kleinen weißen
Krystallen an den kältern Wandungen des Apparats
absetzt. In wässeriger Salzsäure löst sich Eisen
unter stürmischer Entwicklung von Wasserstofsgas,
nach beendigter Einwirkung wird die Losung rasch
verdampft und liefert dann beim Erkalten grünblaue,
wasserhaltige Krystalle, ^o^^H^O, die äußerst
leicht in Wasser, auch in Alkohol und Mber löslich
sind, bei gelindem Erwärmen im Krystallwasser
schmelzen, bei höherer Temperatur unter Verlust
von Wasser und Salzsäure sich zersetzen. Die rasch
bis zum steifen Brei verdampfte Lösuug, die beim
Erkalteu erstarrt, war das I^i-rnin ciüoi-Hwui der
ersten Auflage der Deutschen Pharmakopöe; ist aber
jetzt aus der Liste der Arzueimittel gestrichen. Das-
selbe gilt von der ^incwt^ t^rri cliloi-ati, einer
Lösung von 25 Teilen E. in 225 Teilen verdünntem
Weingeist, mit 1 Teil Salzsäure versetzt.
Gisenciträt, citroneusaures Eiseuoryd,
Eisenorydcitrat, I?6i'rniii eitiicuin ox^ä^tuin,
gehört zu den Eisenpräparaten (s. d.) des Arznei-
buches für das Deutsche Reich, s. Citronensäure.
Gifencyankallum, Ferrocyaukalium (Ka-
liumeisencyanür), s. Blutlaugeusalz (gelbes), Fer-
ricyankalium (Kaliumeisencyanid), s. Zlut-
laugcnsalz (rotes).
Gisendisulfuret, s. Eisensulfide d.
Eisendraht, s. Draht.
Eisenerz, oolithisches, s. Eisenoolith.
Eisenerz, Marktflecken in der Bezirkshaupt-
mannschaft Leooen in Obcrsteiermark, liegt in einem
tiefen Thale am Erzbache, in 745 m Höhe, überragt
vou dem fchroffcn Pfaffenstein (1871 m), vom Kaiser-
schild (2083 m) und Erzbcrg (1543 m), an der Linie
Hieflau-E. (15 I<m) der Osterr. Staatsbahnen und
der umgebauten Bahn E.-Vordernberg, welche den
diese beiden Orte trcnucuden Erzberg in eiuem
langen Tuuuel durchbricht und zu den landschaftlich
fchönsten Gebirgsbahnen Österreichs zählt. E. hat
(1890)2433, als Gemeinde 5740 E., Post, Tele-
graph, Bezirksgericht (243,73 ykm, 3 Gemeinden,
8 Ortschaften, 7991 E.), got. Pfarrkirche St. Os-
wald, 1279 von Rudolf von Habsburg gegründet,
und bedeutendeu Eisenerzbergbau, der seit tausend
Jahren in Betrieb ist, über 1800 Arbeiter beschäf-
Ngte und (1880) 350298 t reines Eisenerz lieferte.
Der Erzberg ist so reich an Eisen, daß es im Som-
mer, wie in eiuem Steinbruch zu Tage ohue weitere
bergmännische Vorrichtuugeu gewouueu wird. Der
untere Teil des Erzberges gehört der Alpinen
Montangesellschaft, der obere ergiebigere zum
größten Teil den Gewerkschaften zu Vordernberg.
Urwn'd'ach Ml sich der Bergbau viv ins 12. Jahrb.
nachweifen. Doch wurde bereits vor der Occupation
Noricums durch die Römer hier Eisenbergbau be-
triebeu. 4 km nordwestlich von E. liegt das Schloß
des Herzogs Arnulf iu Bayern Leopoldstein mit
dem in wilder Abgeschlossenheit herrlich gelegenen
tiefgrünen Leopold st ein er See (in 619 m Höhe,
158 in tief).
Eisenerze, s. Eisen <S. 825d).
Eisenerzer Alpen, s. Ostalpen.
Eisenerzeugung, Eisenproduktion, die
Gesamtheit der zur fabrikmäßigen Gewinnung des
Eisens aus seinen Erzen erforderlichen Arbeitspro-
zesse. Durch Behandluug der Eiseuerze <s. Eisen)
mit Kohlenstoff und Kohlenstoffverbinduugen bei
hoher Temperatur wird Roheifen hergestellt. Aus
lctzterm gewinnt man durch Eutsernung von Kohlen-
stoff und der größten Menge der fremden Ele-
mente mittels atmosphärischen Sauerstoffs und
! verschlackender Substanzen Schmiedeeisen. Durch
weniger weitgehende Entkohlung reinen, mangan-
! haltigen weißen Roheisens, oder auch durch Ver-
i schmelzung von Roheisen und Schmiedeeisen wird
Stahl erzeugt, lim die mannigfaltigen Prozesse der
z E. übersichtlicher zu machen, ist das nachstehende
Schema zusammengestellt, das auch in der folgen-
den Darstellung der Einteilung zu Grunde gelegt ist.
I. Erzeugung von Eisen direkt ans den Erzen.
^X. Roheisenerzeugung. Reduzierendes Schmelzender Eisenerze
bei hoher Temperatur in großen Schachtöfen (Hochöfen).
Prodult: Roheisen
j Gußeisen.
V PuddelNoheisen.
I>. Rennarbeit. Reduzierendes Schmelzen der Eisenerze bei
niedriger Temperatur in tlcinen i^fen, Herden u. s. w.
Prodult: Schmiedeeisen oder Stahl.
II. Erzeugung von Schmiedeeisen und Stahl aus
R 0 h e i s e u.
^X. Frischarbeit. Oxydation des im Ruheisen enthaltenen
Kohlenstoffs durch den Sauerstoff der Luft
mit Zul,il!°uahme^' werden- Herdfri,chen.
"remn.,^ria>ien s", U'^wm"^: ^ Namm°lc,v
Produkt: Schweißeisen oder Schweißstahl.
0. durch Einpressen von Luft in geschmolzenes Roh-
eisen: Bessemern.
Produkt: Flußeisen und Flußstahl,
li. Durch Glühen von Gußeisen (Adoucreren, Tempern oder
Herstellung von schmiedbarem Eisengnß).
(.'. Durch Zusammenschmelzen von Roheisen mit Eisenerz oder
Eisenoxyden (Breant- und Uchatiusstahl).
III. Erzeugung von Stahl aus Schmiedeeisen.
^. Kohlung des Schmiedeeisens durch Glühen mit Kohle in
geschlossenen Gefäßen,
a. Cementstahloereitung.
d. Einsetzen (Cementieren eines fertigen Gegenstandes
aus Schmiedeeisen an der Oberfläche).
! L. Kohlnng des Schmiedeeisens durch Zusammenschmelzen
mit Roheisen: Martinstahlbereitung (im Siemensscyen
Regenerativofen).
IV. Formgebung des schmiedbaren Eifens (Zangen
und Dichten).
V. Raffiuierung des schmiedbaren Eisens.
^. Durch Schweißen und Strecken oder Garben (Raffiniertes
Eisen, Gärbstahl).
A. Durch Umschmelzen von Stahl (Gußstahl).
I. Erzeugung von Eisen direkt aus den Erzen.
^. Die Roheisenerzeugung. Die meisten
Eisenerze werden in dem natürlichen Zustande ihres
Vorkommens verschmolzen. Eine Aufbereitung
(Trennung von unhaltigen Bestandteilen) lohnt sich
nicht. Dagegen ist bei dem Spateisenstein eine Vor-
bereituug durch Rösten vorteilhaft. Das Rösten,
d. h. eine unter Luftzutritt erfolgende Erhitzung der
Erze dis zu eiuer Temperatur, bei der noch keine
Schmelzung eintritt, verfolgt den Zweck, die chem.
Zusammensetzung des Erzes derart zu verändern,