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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eismeierei - Eissenhardt
ten selbst die Wintergrenze des ewigen Polareises
noch um vier Breitengrade und werden zu gewissen
Zeiten in dem nördl. Teile des Atlantischen Oceans
zwischen 40-50° nördl. Br. sehr gefährlich; oft ge-
langen sie bis zur Breite der Azoren.
Die Flora des arktischen Meers ist verhältnis-
mäßig reicher entwickelt als die der arktischen Länder
und Inseln. Kjellman zählt 260 Arten in weit über
100 Gattungen, und einige derselben, besonders die
zu den Vrauntangen gehörenden Laminaria- und
Alaria-Arten, erreichen ansehnlicke Größe und bil-
den mächtige Bestände, welche mit den vielen kleinern
Tangen, auch den Vacillariacecn, das Ticrlcben
ausrecht erhalten. An Spitzbergens Küste sind Tange
bis zu 150 Faden Tiefe gefunden. Folgende acht
Meeresfloren unterscheidet man: 1) Norwegische
Polarsee zwischen Polarkreis und 72° nördl. Br.
(19-1 Arten); 2) Grönländische See zwischen Grön-
land, Spitzbergen und Island; 3) Murmanscbe See
mit 82 Arten; 4) Karasce bis Taimyrland mit
33 Arten; 5) Spitzbergensce östlich der Grönlän-
dischen; 6) Sibirische See bis Zur Bcringstraße;
7) Amerikanische See, wie die vorige sehr artenarm
<24 Arten); 8) Vaffinfee, reich an 114 Arten.
Strömungen. Durch die flache Vcringstraße
stießt ein kalter Strom südwärts, der im Sommer
eine schwache, warine Oberströmung entgegengesetzter
Richtung, die durch Gezeitcn und Winde hervor-
gerufen wird, über sich hat. Zwischen Island und
Schottland geht eine mächtige Strömung, ein Arm
des Golfstroms, nordostwärts zur Varents- und
Karasee bis über80°nördl.Br. hinaus, aber neben ihr
fließen zwei seitliche von dort her, von denen die eine
die von den nordasiat. und nordcurop. Flüssen dem
Meere zugeführtcn Süßwassermassen an den wcst-
curop. Küsten südwärts führt, während die andere,
durch den Ostgrönlandstrom angezogen, entlang der
ganzen nordasiat. Küste nördlich von Nowaia-Sclnlja
ostwärts bis nach Grönland zieht. Entlang den
Küsten Grönlands ziehen zwei kalte Strömungen
südwärts, der schwache Ostgrönlandstrom und der
mächtige Labradorstroni, der aus der Vaffinbai als
größter Polarstrom große Mengen kalten Wassers
die atlantische Küste Amerikas entlang führt. In
der Dänemarkstraße kommt von S. eine bis in große
Tiefe reichende warme Strömung, von der ein Teil
als Gegenströmung des Labradorstroms in die
Davisstraße eindringt und die Westküste Grönlands
von 65" nördl. Br. an nordwärts erwärmt, während
der Hauptstrom nördlich von Island nach O. ins
Polarmecr fließt. Das an Salz ärmere kalte Wasser
fließt hier über dein salzrei-chcn, aus S. kommenden
warmen Wasser. Den Wasservorrat des Sibirischen
E. erklärt man sich aus den: ungeheuern Wasscrzu-
schuft der Ströme Sibiriens. Was aber den: amcrik.
Polarmeer die gegen N. strömenden Flüsse an Was-
scr zuführen, ist gering im Vergleich zu der Entlee-
rung, die es durch den Labradorstrom und die un-
gchcncrn, mit ihr fortgeführten Eismassen erfährt.
Der Ersatz dafür ist ein submariner, von S. aus
dem Atlantischen Ocean kommender Strom.
Das Südliche E. oder Südpolarmeer, auch
Antarktisches Meer genannt, breitet sich inner-
balb der südl. kalten Zone als ein durchaus offenes,
mit dem Atlantischen, Indischen und Großen Ocean
unmittelbar zusammenhängendes Meer ans und
ist obne Gliederung, wenn auch nicht ohne Inseln.
Ob d^ ^ v^ten Ncnuuen czesundenen, völlig un-
wirtbaren Küsten wirklich einem Südpolar- oder
antarktischen Kontinent angehören, oder nur In-
seln sind, ist nock nicht entschieden. Die Sommer-
grcnze des südl. Polarcises ist ebenso unregelmäßig
wie die des nördlichen. Diese Grenze liegt ungefähr
unter dem 66. bis 70. Breitengrad und weicht den
Südenden Afrikas und Amerikas gegenüber zurück,
während sie zwischen denselben gegen den Uquator
hin vordringt. Die Wintergrenze ist noch nicht ge-
nau bekannt. Einzelne Treibeismassen gelangen bis
in die Nähe der Südspitze Afrikas, ja felbst bis in
die Breite von Buenos-Äircs (34^° südl. Vr.), und
an: Südende Amerikas trägt ihre Anhäufung nicht
wenig zu den Gefahren der Umschiffung des Kap
Hoorn bei. (S. Südpolarländer.)
Eismeierei, Verfahren der Rahmgewinnung
durch Aufstellen der Milch in Eiswasser.
Eisncbel. Bei fchr tiefen Temperaturen, wie
solckc auf den Gipfeln hoher Berge und in den
Polargegcndcn auftreten, bestehen die Elemente des
Nebels (s. d.) meist aus feinen Eiskrystallen m
Form von sechseckigen Tafeln. (S. Schnee.) Diese
Eiskrystalle werden wegen ihrer Kleinheit geradezu
als Eis staub bezeichnet, der sich überall absetzt.
Bei einfallenden Sonnenstrahlen geben sich die
Krystalle durch lebhaftes Flimmern zu erkennen.
Eisnern, Markt bei Bischoflack (s. d.) in Krain.
Eispapier oder Eis karton (frz. papior 3^06;
engl. iceä Mp6i->, auch Alabasterpapier, ein zu
Visitenkarten verwendetes Papier, das durch Auf-
tragen einer dünnen Schicht essigsauren Bleioxyds
in wässeriger Lösung mit einem an das Aussehen
von Eisblumen erinnernden krystallisierten Überzug
versehen worden ist.
Eispflanze, s. NsLemdr^ntkemuin.
Eispflug, Instrument zum Zerschneiden einer
auf einem Fluß oder einem See entstandenen Eis-
decke behufs Eisgewinnung. Er besteht entweder
aus einer an einem fahrbaren Gestell befestigten
Anzahl Stahlblätter, deren meißelartige Schneiden
beim Vorwärtsbewegen Furchen in das Eis ziehen,
oder aus einer auf der Achse des Gestells sitzenden
Kreissäge, die mittels Drahtseil von einem Motor
in Umdrehung versetzt wird und beim Vorwärts-
bewegen die Eisdecke zerschneidet. Ist die Eisdecke
uneben, so wird sie vorher mit dem Eishobcl (s. d.)
Eispunkt, s. Tbcrmometer. ^geglättet.
Eisräume, s. Eiskeller.
Eisregen, eine eigentümliche, wie es scheint,
sehr seltene Erscheinung, bei der das Wasser in
Form sehr kleiner, klarer Eiskugeln, augenscheinlich
gefrorene Regentropfen, fällt.
Eisschränke, kastenförmige Schränke mit dop-
pelten Wandungen, deren Zwischenraum mit schlech-
ten Wärmeleitern, wie Asche, Schlackenwolle, trock-
nen Sägespänen oder Haaren, ausgefüllt sind und
bei denen ein Quantum Eis, das in einem hier-
für bestimmten Raum untergebracht ist, dazu dlent,
eine niedrige Temperatur zu erhalten. E. finden
Verwendung zur Konservierung, resp. Kühlung von
Speisen u. s. w. in Haushaltungen und Wirtshäu-
sern, sowie von Leichen in den Anatomien. In
Bierwirtschaftcn sind die E. meist so eingerichtet,
daß man die ganzen Bierfässer hineinstellen kann.
Eisseen, s. Seen.
Eissenhardt, Johann, Kupferstecher und Radie-
rer, geb. 1824 zu Frankfürt a. M., war Schüler von
Eduard Eugen Schäfer, erhielt 18<>3 einen Nuf nach
Petersburg zum Stich der Bildnisse auf den Nubel-
scheinen. 1869 nach Frankfurt zurückgekehrt, radierte