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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erde
nismäßig zu unbeträchtlich, um auf die Wärme, die
wir von der Sonne erhalten, einen erheblichen
Einfluß zu äußern. Die kleinste Entfernung der
Sonne von der E. beträgt 146 Mill. Km, die größte
151 Mill., die mittlere (die der halben großen
Achse der Erdbahn gleich ist) 148154000 km. Hier-
aus ergiebt sich, daß der Weg, den die E. jährlich
durchläuft, 931 Mill. km beträgt; demnach legt
die E. (genauer ihr Mittelpunkt) in jeder Sekunde
ungefähr 29,5, km zurück. Die Erdachse steht nicht
senkrecht auf der Ebene der Erdbahn, sondern die
Äquatorebene der E. bildet mit der scheinbaren
Sonnenbahn, der Ekliptik (s. d.), einen Winkel von
23° 27^, den man Schiefe der Ekliptik nennt.
Hierin haben der Wechsel der Jahreszeiten (s.d.)
und die verschiedene Tageslänge ihre Ursache.
Außer dieser jährlichen Bewegung um die Sonne
hat die E. noch eine zweite, tägliche Bewegung,
die Rotation, indem sie sich in 24^ Sternzeit
(-- 23'' 56"" 4^ mittlere Sonnenzeit), und zwar von
Westen nach Osten, einmal um ihre Achse dreht.
Die Folge dieser Umdrehung ist das scheinbare
Auf- und Untergehen der Sonne und überhaupt der
Wechsel von Tag (s. d.) und 3tacht (s. d.), da mit
Ausuabme der beiden Polargegenden jeder Ort der E.
sich während eines Teils jener Umdrehungszeit auf
der erleuchteten oder der Sonne zugekehrten, wäh-
rend des übrigen Teils auf der dunkeln oder von der
Sonne abgewendeten Hälfte der E. befindet. Die
Umdrehungsgeschwindigkeit, die offenbar von
den Polen oder Endpunkten der Erdachse aus bis
zu den von ihnen gleichweit entfernten Gegenden
des Äquators allmählich zunehmen und dort am
größten sein muß, ist unter dem Äquator etwa der
Geschwindigkeit einer Vüchsenkugel gleich, indem
jeder Punkt des Äquators, ganz abgesehen von der
Bewegung der E. um die Sonne, in einem Tage
40076 km, also in einer Sekunde 464 m zurücklegt.
Für die Achsendrehung der E. liefert einen
indirekten Beweis die Abplattung der E., die sich,
wenn wir berücksichtigen, daß sich die E. jedenfalls
ursprünglich in einen: flüssigen oder doch sehr wei-
chen Zustande befunden haben muß, nur aus der
Achsendrehung der E. erklären läßt, indem dieselbe
sonst die Kugelform angenommen haben müßte.
Auch zeigt die Rechnung, daß der Betrag der Ab-
plattung, welche die E. hat, der Geschwindigkeit,
die wir ihrer Umdrehung beilegen müssen, und der
Schwere, die ihre Masse ausübt, genau entspricht.
Wenn nun zweitens die Pendelbeobachtungen eine
Abnahme der Schwerkraft von den Polen nach dem
Äquator zu lehren, so ist diese Abnahme nur zum
kleinern Teil aus der nicht genau kugelförmigen
Gestalt der E. zu erklären, zum größern aus der
die Schwerkraft vermindernden Schwungkraft, die
eine notwendige Folge der Achsenorehnng sein
muß. Ferner kann man zu den direkten Beweisen
für die Umdrcbung der E. auch die östl. Abweichung
frei fallender Körper rechnen. Ein Körper, der sich
in beträchtlicher Höhe über der Erdoberfläche befin-
det, besitzt wegen seiner größern Entfernung
von der Erdachse infolge der Umdrehung der E.
eine größere nach Osten gerichtete Geschwindigkeit
als ein Körper an der Erdoberfläche. Da er diese
anch beim Herabfallen beibchält, so muß er beim
Fallen den Bodcn östlich von dem Punkte erreichen,
wo dies geschehen würde, wenn die E. sich nicht
drehte. Da die Höhen, die für Versuche dieser Art
angewendet werden können, immer nur klein sind
und 100 m selten übersteigen, so kann die erwähnte
Abweichung immer nur sehr gering sein; so würde
dieselbe z. B. am Äquator bei einer Fallhöhe von
13 m etwa 1 mm betragen. Durch Versuche, die
Venzenberg auf dem Michaeli stürm in Hamburg an-
gestellt hat^ hat er eine solche östl. Abweichung deut-
lich nachgewiesen. Endlich ist durch die Pendel-
versuche Le'on Foucaults in neuerer Zeit noch
ein schlagender erperimcnteller Beweis für die Um-
drehung der E. geliefert worden. Diefe Versuche
beruhen nämlich auf dein Umstand, daß ein Pendel
in derselben Ebene fortschwingt, während (wenn es
in einiger Entfernung vom Äquator, am besten
recht nahe einem der Pole aufgehangen ist) die E.
sich gleichsam daruuter herumdreht, sodah dadurch
die Lage der Schwingungsebene sich scheinbar ver-
ändert, während eigentlich diese konstant bleibt und
vielmehr die E. sich dreht. Der Einwand, daß wir
ja von der Bewegung der E. gar nichts fühlen, ver-
dient im Grunde gar keine ernstliche Widerlegung.
An Stößen und Erschütterungen werden wir die
Bewegung, wenn sie so gleichmäßig und regelmäßig
vor sich geht, als wir annehmen müssen, ebenso
wenig oder vielmehr noch weit weniger wahrneh-
men können, als die Bewegungen eines Fahrzeugs
in einem völlig ruhigen Wasser, und das Durch-
schneiden der Luft kann uns darum nicht merklich
werden, weil die Atmosphäre an der Umdrehung
der E. teilnimmt.
Die Oberfläche der E., welche zu 509950714
c^km berechnet wird, ist teils mit Land, teils mit
Wasser bedeckt. Das Land umfaßt einen Flächen-
raum von 135490765 hkm (26,0 Proz.), das
Wasser bedeckt 374459949 cikm (73,4 Proz.). Die
größte Ländermasse liegt im nordöstl. Teil der E.,
die größte Wasseransammlung im Südwesten (Pa-
ci fisch er Ocean) s s. die Karten: Planigloben der
Erdei. Das Land verteilt sich auf fünf Erdteile
(s. 0.), Oceanische Inseln und Polargebiete folgen-
dermaßen: Europa lohne Island, Nowaja-Semlja
und atlantische Inseln) mit 9729861 hkm (wovon
68 Proz. Tiefland und 32 Proz. Hochland) und
31460 km Küstenentwicklung (Verhältnis der Glie-
der zum Stamm wie 1:2); Asien (ohne Polarinseln)
mit 44142658 cikm (wovon 37 Proz. Tiefland und
63 Proz. Hochland) und 56985 km Küstenentwick-
lung (Verhältnis der Glieder zum Stamm wie 1:3);
Afrika (ohne Madagaskar u. s. w.) mit 29207100
likin (35 Proz. Tiefland und 65 Proz. Hochland)
und 26000 kin Küstenentwicklung (Verhältnis der
Glieder zum Stamm 1:47); Amerika (ohne Polav-
gebiete) mit 38334100 slkm (l6 Proz. Tiefland und
54 Proz. Hochland) und 64500 km Küstenentwick-
lung (Verhältnis der Glieder zum Stamm wie 1:12);
Australien (Festland und Tasmanien) mit 7695726
s^km (78 Proz. Tiefland und 22 Proz. Hochland)
und 7500 km Küstencntwicklnng (Verhältnis der
Glieder zum Stamm wie 1:36); Oceanische Inseln
mit 1898700 <ikm und Polargebiete mit 4482620
hkm Flächeninhalt.
Die mittlere Höhe des trocknen Teils der E. ist
auf ungefähr 680 m berechnet worden (Europa 300,
Asien 880, Afrika 660, Amerika 610, Australien
und Oceanien 300 m). Das ganze Festland verteilt
sich auf 53 Proz. Tiefland gegen 47 Proz. Hochland.
Von der Wasserfläche fallen auf den Großen
Ocean 47 Proz., den Atlantischen Ocean 24 Proz.,
den Indischen Ocean 20 Proz., das Nördliche Eis-
meer 4 Proz., das Südliche Eismeer 5 Proz. Die