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E-Schieber - Eschricht
erst in der Kreppfabrik seines Vaters in Zürich
thätig, studierte dann 1786-88 in Göttingen und
trat nach einer Reise in Italien wieder in das
väterliche Geschäft. Daneben studierte er eisrig
Geologie und unternahm Alpenwanderungen. Im
Febr. 1798 wurde er in die Landesversammlung
gewählt, aber schon im März, nach der Gründung
der Helvetischen Republik, folgte er dem Rufe in
den gesetzgebenden helvet. Nat. Hier leistete er mit
Usteri, teils durch Herausgabe des "Sckweiz. Repu-
blikaners", teils durch lebhafte Teilnahme an allen
Verhandlungen, dem Vaterlande hervorragende
Dienste, trat jedoch, vom Parteitreiben angewidert,
1802 vom polit. Schauplatze zurück und begann sich
der Hauptausgabe seines Lebens, der für die schweiz.
Bodenkultur überaus wichtigen Kanalisierung der
Linth (s. Limmat), zuzuwenden. Ein schon 1784
vom Hauptmann Lanz von Bern der Tagsatzung
mitgeteilter, durch Tulla (s. d.) und E. erweiterter
Plan zu der sog. Linth-Untcrnehmung wurde 1803
durch die Züricher Gesandtschaft der in Freiburg
versammelten Tagsatzung vorgelegt und 1801 an-
genommen. E. selbst erhielt dabei als Präsident
der Aufsichtsbehörde die Ausführung und unterzog
sich nun feit 1807 der großen Arbeit bis zur Voll-
endung (1822) mit aufopferndster Hingebung. Auch
die sittliche Bildung der Bewohner jener Gegenden
förderte er durch Unterstützung der Glarner Hilss-
gesellschast, die auf dem durch die Lintb-Verbesse-
rung gewonnenen Boden eine landwirtschastlicke
Armenschule (Linth-Kolonie) begründete. Seit 1815
Mitglied des Züricher Staatsrats, erwarb er sich
auch in dieser Stellung und als Vertreter des Li-
beralismus Verdienste um sein Vaterland. Er starb
9. März 1823. Der Große Rat verlieb ibm und
seinen Nachkommen den Beinamen "von der Lintb",
und die Tagsatzung ließ ihm am Lintbkanal ein
Denkmal errichten. - Vgl. Hottinger, Han5 Kon-
rad E. (Zur. 1852); Briefwechsel zwischen Joh.
Rudolf Steinmüller und Hs. Konrad E., hg. von
I. Dierauer (St. Gallen 1889).
Sein Sohn, Arnold E. v. d. L., geb. 8. Juni
1807 zu Zürich, studierte seit 1825 in Genf und Ber-
lin, bereiste zu geolog. Studien Deutschland, Ita-
lien und Algerien, wurde 1834 Privatdocent an
der Universität Zürich und 1856 Professor der Geo-
logie am dortigen Polytechnikum. Er starb 12. Juli
1872 zu Zürich. Besonders wichtig sind seine Unter-
suchungen der Schweizer Alpen und des Atlasgebir-
ges sowie die Entdeckung, daß die Sahara bis zur
posttertiären Zeit vom Meere bedeckt war. Außer
Beiträgen zu den "Denkschriften der allgemeinen
Schweizer Gesellschaft", zuLeonhards und Bronns
"Jahrbuch süv Mineralogie" u. a. veröffentlichte er
eine "Karte des Kautons Glarus" (1849), hatte
Anteil an Studers "Geolog. Karte der Sckweiz"
und gab mit Bürkli "Die Wasfcrverhältnisse der
Stadt Zürich und ihrer Umgebung" (1871) heraus.
- Vgl. Heer, Arnold E. (Zur. 1873).
Ü-Schieber, bei Dampfmaschinen eine gewisse
Bauart des einfachen Schiebers.
Eschke, Hermann, Maler, geb. 6. Mai 1823 zu
Berlin, wurde daselbst bei Herbig, Kramer, dem
Marinemaler Krause und 1849-50 zu Paris bei Le-
poittevin ausgebildet und in Berlin von seinem Mit-
schüler Ed. Hildebrandt beeinflußt, eröffnete seit 1855
zu Berlin ein Atelier, aus dem Künstler wie Douzette,
Mor. Erdmann, Saltzmann und seine beiden Söhne
j^ctar und Richard hervorgingen. Von seinen beson-
ders in England beliebten Küstenlandschaften gehören
in das 1.1854 Elisabeth-Castle auf Ierfey, iu das
I. 1860 Monlorgueil auf Ierfey und St. Aubins-
Eastle. 1861 malte er die Westküste von Helgoland
im Winter- 1863 die Insel Neuwerk an der Elbe-
mündung, Die alte Liede und den Leuchtturm von
Curhaven (Tanzig, Museum); 1865 eine Dämme-
rung auf dem Meere, Motiv von Ostende; 1868
St. Catharina auf Ierfey; 1870 Ostseestrand im
Winter (Galerie zu Stettin); 1872 Rettungsboot
bei der Sandbank Vogelsang (im Besitz des Deut-
schen Kaisers); 1879 Ostmole von Swinemündeund
Leuchtturm auf dcr Klippe bei Mondschein, Motiv
aus Schottland (Berliner Nationalgalerie); 1880
Strand bei Spithead, Nebliger Morgen im Har-
danger Fjord; 1881 Wormshead an der Küste von
Südwales; 1883 Stettin vom Dunzing aus; 1885
Stürmische See in der Freshwater Bay; 1887 Wate-
combebay auf dcr Infel Wight. Auf der Inter-
nationalen Kunstausstellung zu Berlin 1891 sah
man von ihm die Gemälde: Schwedische Küste am
Kattcgat, Londoner Parlamentshaus und West-
minsterbridge bei Mondscheinbeleuchtung, Hohe See
bei Wormshead, Stranddüne in Prerow. Außer-
dem bat E. mit seinem Sohn Richard für das Kaiser-
panorama zu Berlin: Die deutsche Flottendemon-
stration vor Sansibar, ferner das Diorama: Besitz-
ergreifung von Neuguinea gemalt. 1881 wurde E.
zum Professor ernannt.
Gfchke, Richard, ^ohndes vorigen, geb. 1. Sept.
1859 in Berlin, hat sich ebenfalls als Marine- und
Landsckastsmaler einen Namen gemacht. Schüler
seines Vaters und der Berliner Akademie, bildete
er sicb dann in München unter Wenglein weiter aus
und verweilte mehrere Jahre in England, wo er die
Studien zu folgenden Gemälden machte: Eintritt
der Flut an der Küste von Lynmouth (1883), Ebbe
am Pic von Gorey auf der Insel Jersey, Fort von
St. Anbin auf Jersey (1884), Markttag in Newlyn
(1887). 1886 von London zurückgekehrt, malte er
zusammen mit seinem Vater zwei Dioramen (s. Eschke,
Hermann). 1889 nabm er an der Plankton-Erpedi-
tion unter Professor Hensen teil; heimgekehrt malte
er im Auftrage des preuß. Staates den Expeditions-
dampfer "National" für die Universität Kiel.
Gschkopf, Berg in der Hardt in der bayr. Rhein-
pfalz, südlich von Kaiserslautern, 612 in hoch, Aus-
gangspunkt der Haupttbäler des Gebirges.
^so/l?'., bintcr lat. Tierbenennungen Abkürzung
für Daniel Frederik Eschricht (s. d.).
Gschref, pers. Stadt, s. Aschras.
Gfchricht, Daniel Frederik, dän. Physiolog und
Zoolog, ged. 18. März 1798 zu Kopenhagen, pral-
tizicrte 1822-25 auf Bornholm als Arzt, studierte
! dann nochmals Physiologie und vergleichende Ana-
tomie im Auslande und ward nach seiner Rückkehr
1829 zum Lektor und 1836 zum ord. Professor an
der Kopenhagener Universität ernannt, wo er bis
zu seinem 22. Febr. 1863 erfolgten Tode wirkte.
Die meisten seiner rein wissenschaftlichen Arbeiten
sind in den Akten der Vidcnskabernes Eelskab ver-
össentlicht worden: so die anatom. Untersuchungen
über die Salven (Kopenh. 1841), über die Walsische
(acht Abhandlungen, 1843 - 62). Zu erwähnen
sind noch eine "Haanddog i Pbysiologie" (neue Aufl.
1851), "Foredrag over Lccren om Livet" s1850),
"Foltelige Foredrag" (1855-59) und eine Studie
üder Kaspar Häuser ("Unverstand und schlechte Er-
ziebung", Verl. 1858).