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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Estreicher - Estremadura
folgekriege; als Generallieutenant nnter dem Mar-
sckall von Sachsen zeichnete er sich in den Nieder-
landen mebrfach ans und erhielt von Ludwig XV.
nebst dem Marschallsstab im Siebenjährigen Kriege
den Oberbefehl über das große Heer in Deutsch-
land. Nachdem er 26. Juli 1757 bei Hastenbeck
über den Herzog von Cumberland gesiegt hatte,
mußte er das Kommando an den Herzog von
Richelieu abgeben. 17(53 wurde er Herzog. Mit
seinem Tode, 2. Jan. 1771, erlosch das Geschlecht.
Gstreicher, Karl, poln. Literarhistoriker und
Bibliograph, geb. 22. Nov. 1827 in Krakau, stu-
dierte auf der dortigen Universität Rechtswissen-
schaften und wurde Landesgerichtsadjuult in Lem-
berg, wandte sich aber der poln. Litteraturgeschichte,
speciell der Bibliographie zu, die er auch an der
Warschaner Hochschule vertreten sollte. 1868 wnrde
er als Bibliothekar der Iagellonischen Universi-
tätsbibliothek nach Krakau berufen. Außer meh-
rern Monographien über poln. Schriftsteller, über
Mickiewicz (Wien 1860), Janocki (Krakau 1869), Pol
(Lemberg 1881) u. a. Artikeln für Zeitschriften und
für die große Orgelbrandscbe "Encyklopädie", schrieb
er "leati'k n ^olsce" ("Theater in Polen", 3 Tle.,
Krakau 1874-79) u. a. Sein Hanptwert ist die
poln. Bibliographie, "^idlio^ratiH poi^a" (Bd. 1
-12, Krakau 1872-91). - Vgl. Die poln. Biblio-
graphie und ihr Pfleger Karl E. (im "Anzeiger für
Bibliographie", 1875, Mai).
Gstrella, Serra da (d.h. Sterngcbirge), das
höchste Gebirge Portngals, eine 60 km lange,
kahle Kette, welche sich in der Provinz Veira Vaixa
zwischen dem Mondego nördlich und den: Zezere
südlich als ein platter, granitischer Wall erhebt;
sie ist im SW. am höchsten und schroff zerklüftet,
nach N. fanft abgedacht. Der mit Gras, Kräutern
und Wacholdergebüfch bedeckte Nucken trägt vom
Oktober bis Inni Schnee; in seiner Mitte erhebt
sich der 1993 m hohe Malhao da Serra. Eine öst-
licher gelegene Felsmasse heißt o Cantaro Delgado,
d. i. der feine Wassertrug; zwei audcre siud der
Cantaro magro und Cantaro gordo, d. i. der ma-
gere und der fette Krug. Von diesen Höhen erhal-
ten der Mondego, der Alva sowie der Zezere ihr
Wasser; auch liefern sie für Lissabon das Eis.
Nahe dem Hauptgipfcl liegen vier tiefe, klare Alpcn-
seen, namentlich der Lagoa oscura, von 2,5 km
Umfang, und der Lagoa redonda, ans welchem der
Alva kommt. - Vgl. Nivoli, Die Serra da E.
(Ergänzungsheft Nr. 61 zu "Petcrmanns Mittei-
lungen", Gotba 1880).
Gstremadura, ursprünglich ein in Spanien er-
zeugtes Baumwollgarn. Jetzt bezeichnet man mit
E. ein meist zum Stricken verwendetes sechsdrähti-
ges Garn mit rundem, gleichmäßigem Faden.
Gstremadüra, Provinz des Königreichs Por-
tugal, grenzt im N. und NO. an die Provinz
Veira, im O. und S. an Alemtejo, im W. an den
Atlantischen Ocean und hat 17 800,06 c^km, (1881)
946472 E., also 53 auf 1 hicm. E. zerfällt admini-
strativ in die drei Distrikte Lissabon (7460,05 likm,
518 884 E.), Santarcm (6861,86 qkm, 227 943 E.)
und Leiria (3478,15 (ikin, 199 645 E.), zusammen
mit 95 Concelhos und 471 Kirchspielen. Die Pro-
vinz wird durch den gegen SW. strömenden, gegen
die Mündung hin insclreichen Tejo (span. Tajo, s.d.)
in zwei fast gleichgroße Teile geteilt, deren südlichen
der aus Alemtejo kommende (^adao (Sado) durch-
schneidet. E. ist größtenteils gebirgig, indem es
den westlichsten Abschnitt des Scheidegebirges der
Iberischen Halbinsel einfaßt. Im N. des Tejo zieht
sich aus Oberbeira die Fortsetzung der hohen Serra
da Estrella mit ihren steilen, dürren Kaltstein'bcrgen
herein und sendet verschiedene Seitenzweige durch
das Land. Im W. der Tejomündnng ist das 488 m
hohe romantisch-wilde Granitgebirge der ^erra de
Cintra, welches im Cabo da Roca, der westlichsten
Spitze des curop. Festlandes, endet. Im S. des Tejo
liegen die dürren, von Sümpfen unterbrochenen
jetzt znm Teil kultivierten Heiden sowie das auf
Sandstein liegende Kalkgebirge Eerra da Arrabida,
das sich bis zu 500 in Höhe am Nordrandc der Bucht
von Setubal erhebt und im Cabo Espichel ausläuft.
Das Land hat ein herrliches Klima, wird aber
hänfiger von Erdbeben heimgesucht als das übrige
Portugal. Es ist, mit Ausnahme der Umgebung
Lissabons und der weiten Ebene des rechten Tejo-
nfers, der Niba-Tejo, nur spärlich bevölkert und
kaum zur Halste bebaut, reich an unbenutzt liegen-
den Erzgängen, an wertvollen Steinen (Marmor),
an Mineralquellen (im ganzen 16 Badeorte), Sa-
linen (die bedeutendste ist bei Nio Major im NW.
von Santarem) sowie auf der Küste an Seesalz,
besonders bei Setubal, in dessen Lagnne sich der
Sadao oder Sado ergießt. Von den bedeutenden
Kiefernwäldern (70 000 lia, 40 000 nördlich und
30000 südlich vom Tejo) ist der im 13. Jahrh, vom
König Dionysins gepflanzte Pinhal del Nei (Kiefern-
wald des Königs) oder de Leiria, westlich von Leiria,
zu nennen, welcher eine Fläche von 10000 da. be-
deckt und Holz im Werte von 15 Mill. Frs. enthält.
Auch die Waldungen der Serra de Cintra zeichnen
sich durch prachtvollen Banmwuchs aus; die andern
Gebirge sind meist kahl. Im S. und SO. des Tejo
sowie im N. von Leiria breiten sich gewaltige Cistus-
heiden aus (die sandigen Charnecas, von tiefen
Thälern durchrissen, kaum bewohnt und wasserlos),
die nnr als Viehweiden dienen. Eine Ausnahme
bildet die Halbinsel von Setnbal oder die Serra da
Arrabida mit Fichtenhainen, Orangen- und Wein-
gärten und hübschen Landhäusern. Die Fruchtbar-
keit des angebanten Bodens an Weizen, Mais,
Wein, Öl ist außerordentlich, besonders in der
Niba-Tejo, ans den Lezirias und um Lissabon, wo-
selbst alle Feld-, Garten- und Banmsrücbte, auch
Wein, Ol und Orangen in Fülle und seltener Güte
erzengt werden. Gezüchtet werden vor allem Pferde,
Efel und Schweine, auch Maultiere und Ziegen,
aber wenig Schafe. Nicht unbedeutend ist auch die
Bienenzucht. Die Indnstrie hat ihr Centrum in
Lissabon, der Handel zugleich in Setubal. E. hat die
besten Landstraßen und die meisten Eisenbahnen in
Portngal. Die Bewohner gelten als die gebildet-
sten, die Frauen als die schönsten des Königreichs.
Gstremadura, Name einer alten Landschaft,
früher Provinz Spaniens, deren polit. Grenzen
sich im Laufe der Geschichte vielfach änderten, im we-
sentlichen aber zwifchen 30 und 40" 25^ nördl. Ar.
und 5 und 7^ wcstl. L. blieben, zwischen Portugal
und Nencaftilicn, zu beiden Seiten des Tajo im N.
und des Guadiana im S., dort von Leon, hier von
Andalusien begrenzt. Seit 1833 auf die beiden Pro-
vinzen Badajoz und Caceres verteilt, umfaßt E.
41756,84 cikin mit (1887) 821301 E., also 19 aus
1 hwn. Es bildet die wcstl. Fortsetzung des neu-
castil. Hochlandes, bietet aber bedeutend mehr Ab-
wechselung als dieses. Im N. breiten sich die, auf
den Südabhängen mit Getreidefeldern und Eichen-