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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Euphemiten - Euphorbium
oder beschönigende Worte. So bezeichnen die Alten
z. V. den ihnen unangenehmen Begriff des Sterbens
durch eine Menge Euphemismen, wie es auch im
Deutschen geschieht, wenn man dafür sagt: zu
seinen Vätern versammelt werden, entschlafen, schei-
den, vollenden; euphemistisch, beschönigend.
Guphennten, s. Massalianer.
Guphon (Euphonion, Euphonium), mu-
sikalisches Instrument aus Glasröhren, 1790 von
Chladni (s. d.) erfunden. Es werden dabei abgc-
probte gläserne Röhren, wie die abgestimmten
Glocken der Glasharmonika und in ziemlich gleicher
Wirkung, mit nassen Fingern zum Tönen gebracht.
In Militärkapellen heißt E. oder Varitonhorn
ls. Bariton) cinVlechblaseinstrument. Das gläserne
E. ist so gut wie vergessen.
Euphonie (grch.), Wohlklang, Wohllaut;
euphonische Buchstaben nannte man früher
diejenigen Laute, von denen man meinte, daß sie
vloh des Wohltlangs wegen in ein Wort einge-
schoben seien - eine jetzt veraltete Ansicht. Der
Gegensatz ist Kakophonie ls. d.).
^nplioninas, Unterfamilie der Sperlings-
vögel, f. Organisten.
Guphonion lEuphonlum), s. Euphon.
NupkordiI. 7v., Wolfsmilch, Pflanzengat-
lung aus der Familie der Euphorbiaceen (s. d.). Mcm
kennt gegen K00 Arten, die größtenteils in den ge-
mäßigten Zonen, weniger häufig innerhalb der
Tropen vorkommen. Es sind Gewächse von sehr
verschiedenem Habitus mit eigentümlich gebauten
Blüten. Das Gebilde, welches man meist als Blüte
bezeichnet, ist eigent-
lich ein Blutenstand,
in welchem männliche
und weibliche Blüten
vereinigt sind, aber
beide nur aus Staub-
gefäßen bez. Frucht-
knoten mit Griffel be-
stehen. Dieser Blüten-
l> ., MM^ MUMM / 5lcmo< das sog. Cy a -
^M M . / thium ls. beistellende
^^ ^ MU,^/ ^^ 'und Tafel:
Giftpflanzen I,
Mg. 4a), ist in der Negel von einigen verschieden
gefärbten Hüllblättchen und Drüsen umgeben und
enthält fünf nackte männliche Blüten, in deren
Mitte auf einem mehr oder weniger langen Stiele
die aus einem dreifächerigen Fruchtknoten mit drei
Griffeln bestehende weibliche Blüte sich erhebt. Alle
Arten diefer Gattung enthalten reichlich Milchsaft,
der bei Verletzungen oft in großen Mengen aus-
fließt und dann zu einer harzigen Masse vertrock-
net. Sowohl der frische Saft wie der cingetrock-
ncte haben ätzende Eigenschaften und bewirken beim
Genusse starkes Purgieren und Erbrechen.
Die in Deutschland einheimischen Arten sind
sämtlich krautartige Gewächse. Von einigen, wie
15. o^MrisäillZ ^., 68uiH^>., wird der Milchsaft
zum Wegätzen der Warzen benutzt; beide finden sich
als Unkräuter oft in großen Mengen an Wegrän-
dern, auf Feldern, Triften u. dgl. Von andern,
wie 15. 1al1i)ii3 ^., werden die Samen als Pur-
gicrkörner svgl. Croton) angewendet. Ein häu-
figes Ackerunkraut ist 15. lieii^copia ^. (s. Tafel:
Giftpflanzen I, Fig. 4>. Von den exotischen Ar-
ten werden besonders einige mit kakteenähnlichcn,
fleischig entwickelten Stämmen, die mit Stacheln
oder einzelnen Blättchcn besetzt sind, in Gewächs-
häusern als Zierpflanzen kultiviert. Von diesen ist
zu erwähnen die im nordwestl. Afrika vorkommende,
einem Säulenkaktus ganz ähnliche 15. ofücwai-um
^v. (15. r68iQif<3i'3. He?^., s. Tafel: Tricoccen,
Fig. 1), von welcher der eingetrocknete Milchsaft
als Nupliorliimn (s. d.) offizinell ist. Von ähnlichen:
Habitus ist 15. cHuai-ieuäiä _l>. und 15. 1101 iilolm ^>.
Kurze, dicke Stämme mit kopfig am Scheitel stehen-
den hängenden Asten bildet das Medufenhaupt,
15. caput N6än8a6 ^. (s. Tafel: Tric 0 ccen, Fig. 2),
aus dem füdl. Afrika.
Während diese und andere Arten in den Ge-
wächshäusern bloß wegen ihres seltsamen Ausj cyens
gezogen werden, besitzen einige andere ein gewisses
blumistisches Interesse, vorzugsweise folgende: 15.
tulF6ii8 X<M'tt?. (Mexiko), mit eirundlichen bis herz-
förmigen Blättern und Blumen an der Spitze der
Ästchen in einseitigen Trauben, mit einer regel-
mäßigen, glockig-kreiselförmigen, fünfspaltigen, oben
brennend scharlachroten, unten dottergelben Hülle,
und 15. 8i)i6nä6N3 2?(?)'ei-, von Madagaskar, mit
länglichen, nach unten verschmälcrten Blättern mit
aufgesetzter langer Spitze, mit einer zweispaltigen
Dolde scharlach-zinnoberroter Blumen. Diese Art
blüht im Frühjahr, die erstgenannte den ganzen
Winter hindurch. Ebenso schön und kulturwürdig ist
15. punicsa. >3^. mit leuchtend purpurroten Blumen.
Der einzige Mißstand bei diesen Gewächsen ist der
unangenehme, sperrige Wuchs, bei N. 8pi6nä6N3
auch die scharfe Bewehrung des Stammes.
Alle diese Gewächse gehören in das Warmhaus,
können aber auch recht gut in Wohnzimmern unter-
halten werden. Im Winter müssen sie dicht unter
dem Glase stehen und dürfen nur wenig Wasser er-
halten. Im Sommer kann man sie ins Freie auf
ein sonnig gelegenes, bedachtes Gestell stellen. Nach
der Blüte stutzt man die Zweige, um eine reichere
Verästelung hervorzurufen. Alle in Gewächshäu-
sern kultivierten Euphorbien lassen sich leicht durch
Stecklinge vermehren.
Guphorbiaceen, Pflanzenfamilie aus der Ord-
nung der Tricoccen (s. d.) mit gegen 3000 fast auf
der ganzen Erde, zum größten Teile aber in den
Tropen verbreiteten Arten. Es sind Bäume, Sträu-
cher und krautartige Pflanzen von sehr verschieden-
artigen Formen. Alle enthalten reichlich kautschuk-
haltigcn Milchsast fast in allen Teilen. Die Blät-
ter stehen meist abwechselnd und sind gewöhnlich
ungeteilt, selten hanoförmig gelappt. Die Blüten
sind ein- oder zweihäusig. Meist besitzen die sehr
verschieden gestalteten Blüten eine kelchartige Blüten-
Hülle. Die Anzahl der Staubgefäße wcchfelt sehr,
der Fruchtknoten ist gewöhnlich dreifächerig mit ent-
sprechend gleicher Griffclzahl. Die Frucht ist ge-
wöhnlich eme dreiknopfige, tlappig aufspringende
Kapsel, die Samen tragen einen fleischigen Wulst.
Viele E. sind offizinell oder technisch wichtige Ge-
wächse oder Zierpflanzen, z. B. I^ieiiiu3 coininuiiig
^., ^atropliH Nauiliot Hv., die Maniokpflanze,
ÜUXU8 86inp6i'vir6N3 ^v., der Vuchsbaum (s. d.)
u. a. Auch einige sehr giftige Pflanzen gehören
hierher, wie der Manzanillabaum (s. Iljppomllne).
Nnpkordiuni, der eingetrocklicle Milchsaft von
I5up1iordiH (Meinai'liin />. (s. Nuplioidia,). Durch
Einschnitte in die fleischigen Zweige, die man im
Spätsommer oder Anfang des Herbstes macht,
fließt der Milchsaft aus und trocknet bald zu un-
regelmäßigen, gelblichen, tropfenförmigen Körnern