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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Euripos - Europa (Lage, Grenzen, Größe, Küsten)

schieht nicht selten in ganz äußerlicher Weise durch das unmittelbare Einschreiten eines Gottes, des sog. Deus ex machina (s. d.). Endlich ist die Stellung des Chors bei E. gegenüber der ältern Tragödie eine andere geworden: er spielt eine ziemlich untergeordnete Rolle; seine Gesänge sind mehr ein äußerlicher Schmuck als ein wesentlicher Bestandteil der Stücke, dagegen läßt der Dichter häufig einzelne Schauspieler längere Gesänge (Monodien), eine Art Bravourarien, auf der Bühne vortragen.

Die neuesten Gesamtausgaben des E. haben nach Musgrave (Oxf. 1778; 3 Bde., Lpz. 1778-88), Matthiae (10 Bde., Lpz. 1813-36), Dindorf, Fix u. a., Kirchhoff (2 Bde., Berl. 1855; neue Ausg., 3 Bde. 1867-68), Nauck (3. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1869-71) und Paley (3 Bde., Cambr. 1858-60; neue Ausg., Vd.Nl. 2, Lond. 1872,1875) geliefert. Eine neue kritische Gesamtausgabe hat Prinz (Lpz. 1878 fg.) begonnen. Die Ausgabe mit Kommentar von Pflugk und Klotz (Gotha, später Lpz. 1829 fg.), deren einzelne Bände zum Teil in wiederholten Auflagen erschienen sind, enthält bis jetzt erst 11 Stücke. Eine gute Ausgabe von sieben Stücken ist die von Weil (Par. 1868; 2. Aufl. 1879). Unter den Herausgebern und Bearbeitern einzelner oder mehrerer Stücke sind hervorzuheben: Valckenaer ("Phönissä" und "Hippolytus", 1755 u. 1768), Markland (1763 fg.), Brunck (1779 fg.), Porson (1797 fg.), G. Hermann (1800 fg.), Elmsley (1813 fg.), Geel, Badham, Schöne, Köchly, Herwerden, Wecklein, von Wilamowitz ("Herakles", 2 Bde., Berl. 1889, und "Hippolytus", ebd. 1891, mit deutscher Übersetzung). Die Scholien und eine Auswahl der Anmerkungen früherer Bearbeiter hat W. Dindorf ("Euripidis Tragoediae et fragmenta", Bd. 3-8, Oxf. 1840-63) herausgegeben; eine neue Ausgabe der Scholien veranstaltete Ed. Schwartz (2 Bde., Berl. 1887-91). Von neuern Übersetzungen sind zu nennen die von Donner (2. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1859; 3. Aufl., Heidelb. 1876), Hartung (griechisch und deutsch, 19 Bdchn., Lpz. 1848-53), Fritze und Kock (2 Bde., Berl. 1856-68; 2. Aufl. 1869-70), Minckwitz und Binder (52 Liefg., Stuttg. 1857-73). Über Leben und Werke des E. schrieb von Wilamowitz ("Analecta Euripidea", Berl. 1875). - Vgl. Arnoldt, Die chorische Technik des E. (Halle 1878).

Eurīpos (lat. Eurīpus), im Altertum der schmale Meeresarm, welcher die Insel Euböa (s. d.) vom Festlande, d. h. von der Ostküste der Landschaft Böotien, trennt, ein durchschnittlich eine halbe Stunde breiter Kanal, über dessen engste Stelle, den E. im engern Sinne, seit 411 v. Chr. eine 200 Fuß lange, oft erneuerte Brücke hinüberführt, die jetzt durch eine solide Drehbrücke ersetzt ist. Der E. war schon im Altertum berüchtigt durch seine wechselnde Strömung, man behauptete sogar, daß dieselbe siebenmal im Laufe des Tags und ebenso oft im Laufe der Nacht sich ändere (daher der Name im Scherz sprichwörtlich zur Bezeichnung eines veränderlichen Menschen gebraucht wurde). Noch jetzt werden die Strömungen selbst den Dampfschiffen gefährlich.

Eurīt, s. Felsit.

Europa, Schwester des Kadmos, s. Europe. - E. heißt auch der 52. Planetoid.

Europa, einer der fünf Erdteile, der kleinste der Kontinente der Alten Welt.

Lage, Grenzen, Größe, Küsten. E. ist der Lage nach gewissermaßen eine halbinselartige Fortsetzung Asiens und wird von Vielen mit diesem zu einem Erdteile, Eurasien, vereinigt, aber der eigenartige Charakter seiner Bildung stempelt es zu einem selbständigen Erdteile. Von selbst ergiebt sich die Begrenzung desselben im NW. und S.; im O. dagegen wird jetzt meist der Kamm des Uralgebirges und südlich davon der Uralfluß, die Manytschlinie vom Kaspischen zum Asowschen Meere und dieses selbst als Grenze angenommen, während die Kaspische Steppe und der Kaukasus zu Asien gerechnet werden. Bei ziffermäßigen Angaben über Größe und Bevölkerung wird hier indes die polit. Abgrenzung zu Grunde gelegt. Die äußersten Punkte dieses Festlandes sind im O. der Berg Khaï-udy-paï im Ural (66° 8' 40" östl. L. von Greenwich), im W. das Cabo da Roca (9° 30' westl. L.), im N. das Nordkap (71° 12' nördl. Br.) und im S. das Kap Tarifa (35° 59' nördl. Br.); die größte Ausdehnung von SW. nach NO. beträgt 5560 km, die größte Breite in nordsüdl. Richtung zwischen dem Nordkap und dem Kap Matapan 3860 km; die schmalste Stelle, zwischen dem Golf du Lion und dem Biscayischen Busen, hat 430 km Länge. Im SO. nur durch die schmalen Wasserstraßen des Bosporus und des Hellesponts von Asien und im SW. durch die 17,1 km breite Straße von Gibraltar von Afrika getrennt, ist die Weltstellung E.s höchst charakteristisch. Im Mittelpunkte der kontinentalen Landhalbkugel, und doch wiederum unmittelbar an den Atlantischen Ocean stoßend; nach O. hin kontinental, im S. mediterran, nach SW. hin unter allmählicher Breitenverjüngung oceanisch, fast durchweg in der gemäßigten Zone, ist es auserkoren zu einer eigentlichen Kulturregion.

Die Größenberechnung für das gesamte E. fällt verschieden aus, je nachdem man die Grenzen weiter oder enger steckt. Rechnet man die Ostseehaffe, Island, die Azoren und Madeira, die Canarischen Inseln, das Asowsche Meer und Nowaja-Semlja dazu, so erhält man 9937287 qkm; ohne die polaren und atlantischen Inseln 9729861 qkm. E. ist also etwas größer als Australien, Afrika ist aber mehr als dreimal so groß, Amerika bedeckt mehr als das Vierfache, Asien beinahe das Fünffache der Fläche E.s. Was aber E. neben seiner glücklichen Weltlage vor diesen allen auszeichnet, das ist seine reiche Gliederung und die Entwicklung seiner Küsten. Der Rumpf, ein rechtwinkliges Dreieck, mit den Ecken am Nordufer des Kaspischen Meers, an der Waigatschstraße und am Westrande der Pyrenäen, bedeckt 6547000 qkm, d. i. nur doppelt soviel Fläche wie die Halbinseln (2686000 qkm) und Inseln (785000 qkm).

Die größten Halbinseln sind:

qkm

Skandinavien 800000

Finland 440000

Kola 120000

Pyrenäische Halbinsel 584000

Balkanhalbinsel 474000

Apenninhalbinsel 149000

Jütische Halbinsel 39500

Krim 25700

Bretagne 23700

Kurland 17600

Kanin 10500

Cotentin 2000

Als wichtigste oceanische Eingriffe in die Festlandsmasse erscheinen das Weiße Meer (83606,4 qkm), die Ostsee mit Kattegat und Skagerrak (41987,3 qkm), Nordsee (536201,5 qkm), Kanal (81917 qkm) und Biscayischer Golf (176934,8 qkm); die Haupteinschnitte des Mittelländischen Meers (2608598,9 qkm) sind der Golf du Lion (16838,9 qkm), die Busen von Genua (4145,5 qkm) und Tarent (11597,6 qkm), das Adriatische (135231 qkm) und Ägäische Meer (196350 qkm); jenseit des vermittelnden Marmarameers (11655 qkm) greift das Schwarze (423993,5