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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Evans

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Evans (Mary Anne) – Evans (Oliver)

neralstabe zeichnete er sich 1813‒14 in Nordamerika aus, nahm dann 1815 an der Schlacht bei Waterloo teil und wurde zum Oberstlieutenant befördert. 1818 außer Aktivität gesetzt, wendete er sich der Politik zu, trat mit den Radikalen in Verbindung und wurde 1831 und 1833 ins Parlament gewählt. Er übernahm 1835 mit dem Range eines Generallieutenants im span. Heere den Oberbefehl über die gegen Don Carlos in England geworbene Legion, siegte vor San Sebastian, vor Passages, auf den Höhen von Amezagaña, wurde bei Oriamendi geschlagen und schloß den Feldzug im Juni 1837 mit Erstürmung der Stadt Irun. Nach England zurückgekehrt, wurde er abermals von Westminster zum Abgeordneten gewählt und zum brit. Obersten ernannt. Er stimmte 1846 für die Abschaffung der Kornzölle, ward bei den allgemeinen Wahlen von 1847 von neuem mit der Vertretung Westminsters betraut und wirkte seitdem beständig für alle von der liberalen Partei vorgebrachten Maßregeln. Im Juni 1854 zum Generallieutenant erhoben, befehligte er im Orientkriege die 2. Division und kämpfte an der Alma und bei Balaklawa 26. Okt., mußte aber Anfang 1855 sich krankheitshalber wieder nach England einschiffen. 1865 zog er sich vom öffentlichen Leben zurück. E. starb 9. Jan. 1870 zu London.

Evans (spr. eww’ns), Mary Anne, engl. Schriftstellerin, mit ihrem Verfassernamen George Eliot, geb. 22. Nov. 1819 zu South-Farm bei Colton in Warwick als Tochter eines Zimmermanns, erhielt die erste Erziehung in einer Privatschule in Coventry und wohnte dann in Griff, bis ihr Vater 1841 nach Coventry zog. Hier lernte sie Griechisch, Lateinisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Hebräisch und veröffentlichte 1846 eine Übersetzung von Strauß’ «Leben Jesu». Seit 1849 unternahm sie Reisen auf dem Festland und ließ sich 1851 auf Veranlassung Chapmans, des Herausgebers der «Westminster Review», in London nieder, um ihm bei der Redaktion behilflich zu sein. Sie selbst lieferte mehrfache Beiträge, u. a. eine vorzügliche Arbeit über H. Heine, zu gleicher Zeit auch eine Übersetzung von Feuerbachs «Wesen des Christentums» (Lond. 1854).

Als Schriftstellerin wurde sie indessen zuerst durch die ursprünglich in «Blackwood’s Magazine» erschienenen Novellen «Scenes of clerical life» (2 Bde., Edinb. 1858) bekannt, meisterhafte Charakterbilder aus dem Leben der engl. Landgeistlichkeit, besonders der Dissenters. Größere Aufmerksamkeit noch erregte der Roman «Adam Bede» (3 Bde., Lond. 1859), der sie in die erste Reihe der engl. Romanschriftsteller erhob. Seine Vorzüge sind echt epische Kraft und Fülle, ebenso tiefe als glänzende Charakterentwicklung und große Kunst in der Schilderung der mittlern und niedern Kreise des engl. Provinzlebens. In denselben Kreisen bewegte sich der Roman «The mill on the Floss» (3 Bde., Lond. 1860). Weniger umfangreich und bedeutend, aber in ihrer Art gleich vorzüglich war die novellistisch-psychol. Studie «Silas Marner, the weaver of Raveloe» (ebd. 1861). Hierauf folgte «Romola» (3 Bde., ebd. 1863), worin sie auf der Grundlage umfassender Studien ein großartiges Bild der florentin. Renaissancezeit der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. ausführte. In dem Roman «Felix Holt, the radical» (3 Bde., Lond. 1866) kehrte sie mit geringem Erfolg in die Kreise des engl. Provinziallebens zurück. Dann veröffentlichte sie mehrere Romane und Novellen in Versen, zuerst «The Spanish gipys» (Lond. 1868; 5. Aufl. 1875), eine umfangreiche Geschichte aus der jüd.-maur. Welt Spaniens. Dann folgten die kürzern «Agatha» (ebd. 1869), «Armgart, a dramatic poem» (ebd. 1871) und «The legend of Jubal» (1876). Die Form dieser Dichtungen, in denen alle poet. und stilistischen Vorzüge der Verfasserin hervortreten, ist meist der reimlose fünffüßige Jambus. In Prosaform veröffentlichte sie dann die Romane «Middlemarch» (4 Bde., Lond. 1872) und «Daniel Deronda» (4 Bde., ebd. 1876), von denen der erstere als ihre bedeutendste Leistung anerkannt wird. «Daniel Deronda» ist besonders merkwürdig durch die jüd. Nationalität des Helden und die mit diesem verknüpften Gruppen jüd. Charaktergestalten, bei denen die anerkennende Bewunderung der großen Eigenschaften des Judentums sich gelegentlich zur Schwärmerei steigert. 1879 erschien eine Sammlung von Essays: «Impressions of Theophrastus Such». Am 30. Nov. 1878 starb G. H. Lewes (s. d.), mit dem sie viele Jahre im intimsten Verhältnis gelebt hatte, ohne mit ihm verheiratet zu sein, da Lewes’ Gemahlin, obgleich im Irrenhause, lebte. Am 6. Mai 1880 heiratete sie John Walter Croß, starb aber nach kurzer Krankheit schon 22. Dez. 1880. Auszüge aus ihren Werken erschienen in: «Wise, witty and tender sayings, selected from the works of George Eliot» von A. Main (Edinb. 1872 u. ö.). Von Ausgaben sind zu erwähnen: «Novels of George Eliot» (6 Bde., Lond. 1867‒78), «The works of George Eliot» (20 Bde., Edinb. und Lond. 1878‒80), «The complete poetical works of George Eliot» (Neuyork 1880), «Complete poems by George Eliot», hg. von Browne (Bost. 1389). Nach ihrem Tode erschien die Autobiographie «George Eliot’s life, as related in her letters and journals. Arranged and edited by her husband J. W. Cross» (3 Bde., Lond. 1885). – Vgl. Lord Acton, George Eliot (deutsch von Imelmann, Berl. 1886); Russell, George Eliot, her genius and writings (1882); M. Blind, George Eliot (2. Aufl., Lond. 1883); Druskowitz, Drei engl. Dichterinnen (Berl. 1885); H. Conrad, George Eliot (ebd. 1887); O. Browning, Life of George Eliot (Lond. 1890); Jacobs, Essays and reviews (ebd. 1891; Nr. 1); Gaetano Negri, George Eliot (2 Bde., Mail. 1891).

Evans (spr. eww’ns), Oliver, amerik. Mechaniker, geb. 1755 in Newport in Delaware, gest. 19. April 1819 in Pittsburg, erfand in früher Jugend eine Spinnmaschine und eine Mühleneinrichtung und entwarf eine Hochdruckdampfmaschine ohne Kondensation, die er auch zur Fortbewegung von Wagen vorschlug. Ferner ersann er eine Maschine zur Herstellung der Drahtzähne für Kratzenbeschläge, wie sie in der Woll- und Baumwollspinnerei gebraucht werden. Um 1780 verband sich E. mit seinen Brüdern, die Müller waren, und wendete seine Erfindungsgabe mit ausgezeichnetem Erfolg zur Verbesserung des Mühlenbetriebes an. Eine um 1800 erbaute Dampfmaschine diente zum Betrieb einer Getreide- sowie später einer Gipsmühle. Im Auftrage des Sanitätskollegiums in Philadelphia baute er 1804 eine Art Dampfbagger, ein auf Rädern montiertes flaches Fahrzeug, das, durch ein von einer Dampfmaschine bewegtes Schaufelrad getrieben, den Schuylkillfluß befuhr, um die Docks von Philadelphia zu reinigen. Der Transport des Fahrzeugs von der Fabrik nach den Docks wurde von der Maschine desselben, die also hier als