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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Fanar; Fanarioten; Fanatiker; Fanatismus; Fanchon; Fancy; Fandango; Fane; Fanega; Fanegada; Fanfani

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Fanar – Fanfani

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Fanam'

rechnet. – Auch als Gold- und Silbergewicht kommt das F. vor, wenigstens in Kotschin, wo es 1/31 des Gewichts Sicca = 5,7957 engl. Troygrän oder 0,3756 g ist.

Fanar, s. Fanarioten.

Fanarioten heißen im allgemeinen die griech. Bewohner des Fanar (türk. Fenèr), eines Stadtteils in der Altstadt von Konstantinopel im Nordwesten, am Goldenen Horn, der von dem daselbst früher befindlichen Leuchtturme (phanarion) den Namen erhielt; hier war nach der türk. Eroberung der Hauptsitz der Griechen und nach 1601 auch das Patriarchat. Im engern Sinne bezeichnet man mit F. eine Art von Geburts- und Amtsaristokratie, die zunächst von den edeln griech. Familien ihren Ursprung ableitet, die nach der Eroberung Konstantinopels teils sich in Stambul behaupteten, teils nun in den Vordergrund traten. Später bildete sich um die Nachkommen dieser Familien ein größerer Kreis vornehmer und gebildeter Griechen. Denn aus der Mitte der F. wurden seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. die Dragomans oder Dolmetscher der Pforte und bis zum Ausbruche der griech. Revolution (1821) die Hospodare der Moldau und Walachei gewählt. Es entwickelte sich hierdurch für die Klasse der F. nicht nur ein bedeutender polit. Einfluß auf die Angelegenheiten der Pforte und der griech. Nation selbst, sondern auch ein polit. System, das sie nach innen und nach außen zu ihren Zwecken handhabten. Obgleich die F. vieles zur Bildung ihrer Nation, z. B. durch Errichtung von Schulen u. s. w., sowie zur Erleichterung des auf den Griechen lastenden Druckes und zur Hebung des Wohlstandes in den Donauprovinzen beigetragen haben, so galten doch Ehrgeiz und Egoismus, Hab- und Herrschsucht sowie ein Hang zur Intrigue als unerfreuliche Züge ihres Charakters; sie waren im allgemeinen weder in Rumänien, noch bei den Bulgaren, ja selbst nicht immer bei ihren Landsleuten beliebt. Dieses Verhältnis zeigte sich auch bei und nach dem Ausbruche der griech. Revolution 1821, an der viele F. sich eifrig im nationalen Sinne beteiligten. Die Umtriebe der alten F., ihre Erpressungen, wobei sie mit den Bojaren der Moldau und Walachei gemeinschaftliche Sache machten, die Bestechungen und Ränke, wodurch sie sich so lange dort behaupteten, schilderte der Grieche Markos Zallony in seinem Buche «Essai sur les Fanariotes» (2. Aufl., Mars. 1830). Jetzt haben die F. den polit. Einfluß in Konstantinopel großenteils verloren. Viele sind längst nach Athen übergesiedelt.

Fanatĭker, ein von Fanatismus (s. d.) erfüllter Mensch, Eiferer, Schwärmer; fanatisch, eifernd, verfolgungssüchtig; fanatisieren, in Fanatismus versetzen.

Fanatismus (lat.), tadelnde Bezeichnung einer Überzeugungsstärke, die jede abweichende Meinung für unsittlich oder doch menschenunwürdig hält. Jede Überzeugung, die sich auf wichtigere Angelegenheiten bezieht, kann in F. ausarten. Man unterscheidet besonders religiösen, politischen, wissenschaftlichen und künstlerischen F.

Fanchon (spr. fangschóng, Koseform für Françoise, Franziska), Fränzchen; dann Bezeichnung einer leichten Kopfbedeckung für Damen.

Fancy (engl., spr. fännßi, Mehrzahl Fancies), Phantasie, Laune, Geschmacks-, Modesache; Fancyartikel, Modewaren; F. fair (spr. fähr), Modewarenmarkt, besonders ein zu wohlthätigen Zwecken ↔ veranstalteter Bazar; Fancy-net, gemusterter Spitzengrund.

Fandango, der älteste und beliebteste span. Nationaltanz. Er wird immer nur von einem Paare getanzt und mit Guitarrespiel, selten mit dem Tamburin, begleitet, während die Tänzer mit Castagnetten, die Zuschauer, die nebst dem Guitarrespieler in einem Kreise um das tanzende Paar zu sitzen pflegen, durch Händeklatschen den Takt (Sechsachtel, jetzt auch Dreiviertel) angeben. Die Melodie des F. ist sehr eigentümlich, monoton, mit schleppenden Kadenzen. In Andalusien, der eigentlichen Heimat des F., werden zu dieser Melodie teils von den Zuschauern, teils von den Tänzern stets improvisierte «coplas» (Couplets) gesungen. Der F. ist ein echter Volkstanz; in den höhern Ständen wird er fast gar nicht getanzt. Ballettmäßig eingerichtet und mit veränderter Musik wird er als Bolero (s. d.) auf den Theatern aufgeführt.

Fane (spr. fehn), wallis.-engl. Adelsfamilie, s. Westmoreland, Grafen von.

Fanega, Hanega, ein älteres noch vielfach gebrauchtes span. Getreide- und Feldmaß, in Mittelamerika noch gesetzlich vorgeschrieben.

1) Getreidemaß: die span.-castilische F. von 12 Celemines = 55,501 l; in den Provinzen sehr verschieden und zwischen 21,40 l (zu Teruel in Aragonien), dann 22,42 l (zu Saragossa in Aragonien) und 74,14 l (in Asturien) schwankend; in der Hauptstadt Madrid = 55,34 l. In der Republik Mexiko war die F. von 12 Almudes ein gesetzliches Maß und zwar im allgemeinen von 3600 mexik. Kubikzoll = 90,8149 l = 1,636275 castilische F. In Chile ist die F. der nördl. Provinzen = 90 3/4 l = 1,656 castilische F.; man legt dort gewöhnlich das Gewicht zu Grunde und rechnet sie z. B. bei Weizen zu etwa 160 castil. Pfund. Ein Gesetz von 1848 giebt ihren Inhalt zu 97 l an, und so rechnen auch Handelsberichte. In der Argentinischen Republik ist die F. des Staates Buenos-Aires von 4 Cuartillas oder 12 Almudes = 9856 argentin. Kubikzoll (unbedeutend größer als die castil. Kubikzoll) = 137,20 l = 2 ½ castilische F. In Uruguay ist die ebenso geteilte A. im wesentlichen dieselbe = 137,272 l. Die F. von Paraguay enthält 288 l, die von Bolivia und Peru ist etwa = 75 l. Das entsprechende portug. Maß ist die Fanga (s.d.). (S. auch Carga.) –

2) Feldmaß im festländischen Spanien, aus der Insel Cuba und den Canarischen Inseln. Die F. Landes, fanega de tierra oder Fanegada, gleichfalls geteilt in 12 Celemines, ist ebenso verschieden wie die Getreidefanega. Die gesetzliche castilische F. begriff 576 Quadrat-Estadales oder 9216 Quadrat-Baras = 64,3956 a; sie schwankte aber im Verkehr, namentlich der Provinzen, ganz außerordentlich. Im Gebiete der Hauptstadt Madrid enthielt die F. 4900 castil. Quadrat-Varas = 34,2381 a = 0,5317 castilische F. Auf der Insel Cuba war die F. nur etwa 1 2/5 Proz. größer als die castilische. Auf den Canarischen Inseln enthielt die Fanegada von 1600 Brazas 7511 1/9 castil. Quadrat-Varas = 0,8150 castilische F. = 52,4829 a. (S. Almude.)

Fanegada, span. Feldmaß, s. Fanega.

Fanfani, Pietro, ital. Philolog und Schriftsteller, geb. 21. April 1815 zu Pistoja in Toscana, gründete 1847 in Pistoja die philol.-litterar. Zeitschrift «Ricordi filologica», die großen Erfolg hatte, aber 1848 einging, da F. als Freiwilliger den Feldzug in der Lombardei mitmachte. Von den Österreichern gefangen, ward er nach Theresienstadt abgeführt.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 562.