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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Felddienst - Feldflasche
aus Gartenanlagcn aller Art, Weinbergen, Obst-
anlagen, Baumschulen, Saatkämpen, von Ackern,
Wiesen, Weiden, Plätzen, Gewässern, Wegen oder
Gräben entwendet." Vorausgesetzt ist dabei nach
preuß. Recht, daß der Wert des Entwendeten 10 M.
nicht übersteigt. Der F. ist vom Mundraub (s. d.)
zu unterscheiden. Ob gemeiner Diebstahl oder F.
vorliegt, das kann im einzelnen Falle zweifelhaft
werden. Angenommen ist, daß gemeiner Diebstahl,
der härter bestraft wird, vorliegt, wenn geerntete
Feldfrüchte aus Mieten (Schobern) auf dem Felde
entwendet werden, sofern sie in die Mieten zur
dauernden Aufbewahrung gebracht werden. Da-
gegen wurden die Strafbestimmungcn des F. zur
Anwendung gebracht in Fällen, wo Blumen von
einer Grabstätte auf einem gartenähnlich angelegten
Friedhof und wo Pflanzen in dem Vorgarten eines
städtischen Hauses zum Zwecke der Entwendung
ausgerissen waren. Das Österr. Strafgesetz von
1852 straft den Diebstahl an Früchten auf dem
Felde, wenn der Wert der gestohlenen Sache mehr
als 5 Fl. beträgt, als Verbrechen (§. 175, II a).
Felddienst, in weiterm Sinne die gesamte
Thätigkeit der Truppen im Kriege; in engerm Sinn
nur Marsch, Aufklärung, Sicherung und Unterkunft.
Feld dienstübun gen sind Übungen im Gelände
in kleinern Verbänden zur Ausbildung der Truppen
in genannten Zweigen. Derartige Übungen in
größern Verbänden sind jedoch gleichzeitig mit wirk-
lichen Gefechtsübungen verbunden und werden dann
Truppenübungen und in größeren Verhältnissen
Manöver genannt. (S. auch Exerzieren.) Für die
Handhabung des gesamten F. im deutschen Heer sind
die Bestimmungen der Feld dienst ordnung vom
23. Mai 1882 maßgebend. - Vgl. Ott, Lehrgang
für die Ausbildung im F. (Berl. 1892); Zobel, Der
F. Ein Unterrichtsbuch (7. Aufl., Lpz. 1893).
Feldeggfalke, s. Falken. struppen.
Feldeifenbahnabteilungen, s. Eisenbahn-
Feldeisenbahnwesen, der Inbegriff der Ein-
richtungen, die die Eisenbahnen der Kriegsfübrung
dienstbar machen. Der Chef des F. leitet und ordnet
im Kriege nach den Anweisungen des General-
inspecteurs des Etappen- und Eisenbahnwesens
oder auch auf unmittelbare Anordnung der obersten
Heeresleitung den Eisenbahndienst für Kriegszwecke.
An seine Stelle tritt bei der Mobilmachung der Chef
der Eisenbahnabteilung (s. d.) des preuh. Großen
Generalstabes. (S. auch Eisenbahntruppen.)
Felder, Balken, bei gezogenen Feuerwaffen
derjenige Teil des Rohres, welcher zwischen je zwei
Zügen (s. d.) stehen bleibt.
Felder, Cajetan, Freiherr von, österr. Politiker,
geb. 19. Sept. 1814 zu Wien, promovierte 1841 an
der Wiener Universität, widmete sich dem Lehramte
und der Advokatur, war mehrere Jahre Docent für
diplomat. Staatengeschichte, Völkerrecht und Stati-
stik und wurde 1848 Hof- und Gerichtsadvokat. Die
Bewegung dieses Jahres führte F. ins öffentliche
Leben ein. In den konstituierenden Gemeinderat
gewählt, nahm er an der Feststellung der Grund-
sätze des für die Selbstverwaltung günstigen Sta-
tuts lebhaften Anteil. Von da ab widmete er sich
nur der Civilpraxis und unternahm zu naturwissen-
schaftlichen Zwecken mehrere Reisen in die Polar-
und Tropenzone. Als aber 1861 in Asterreich wie-
der das Verfassungsleben begann, betrat F. die
polit. Laufbahn. Er wurde in den Landtag und in
den Gememderat gewählt und von diesem 1868
Brockhaus' Konversations-Lexilon.. 14. Aufl. VI.
zum Bürgermeister von Wien berufen, welche Wahl
sich noch dreimal erneuerte. 1869 erfolgte seine Be-
rufung in das Herrenhaus als Mitglied auf Lebens-
zeit, 1878, nachdem er vom Bürgermeisteramt zurück-
getreten war, die Erhebung in den Freiherrenstand
und 1880 die Ernennung zum Landmarschall von
Niederösterrcich. Infolge eines Augenübels muhte
er sich 1884 von den öffentlichen Geschäften zurück-
ziehen. Auf kommunalem Gebiete hat sich F. um das
Zustandekommen gemeinnütziger Bauwerke (Stadt-
erweiterung,Hochquellenleitung,Donauregulierung>
sowie um das Schul-, Sanitäts-, Armen- und Ver-
kehrswesen verdient gemacht. (S. Wien.) F. hat
auch gemeinschaftlich mit seinem 1871 verstorbenen
Sohne Rudolf zahlreiche in das Gebiet der Ento-
mologie gehörige Arbeiten veröffentlicht, deren be-
deutendste der lepidopterolog. Teil des Werkes "Reise
der österr. Fregatte Novara um die Erde" (mit
140 Tafeln, Wien 1864-75) ist. Ferner schrieb er:
"Die Gemeindeverwaltung der Reichshaupt- und
Residenzstadt Wien in den I. 1867-70" (2. Aufl.,
ebd. 1872), welchem Werke noch zwei weitere Bände
über die 1.1871-76 (ebd. 1875-78) folgten.
Felder, Franz Michael, Schriftsteller, geb.
13. Mai 1839 zu Schoppernau (Vorarlberg), bil-
dete sich durch Selbstudium und trat als Schrift-
steller zuerst auf mit "Nümmamüllers und das
Schwarzokasperln. Ein Lebensbild aus dem Bre-
genzerwalde" (Lindau 1863; neue Ausg., Dornbirn
1879); diesem folgten "Sonderlinge. Vregenzer-
wälder Lebens- und Charakterbilder aus neuester
Zeit" (2 Bde., Lpz. 1867) und "Reich und Arm.
Eine Geschichte aus dem Vregenzerwalde" (ebd.
1868; neue Ausg., Dornbirn 1891), treffliche Ro-
mane, welche die intimste Kenntnis des Vorarlberger
Lebens mit gesunden socialen Tendenzen verbinden.
Durch seine Arbeiten erregte er den Haß der ultra-
montanen Geistlichkeit und blieb bis zu seinem Tode,
26. April 1869, Gegenstand ihrer Anfeindungen.
- Vgl. Sander, Das Leben F.s (2. Aufl., Innsbr.
1876); Franz Michael F. u. s. w., zur Aufklärung
für das Volk entnommen aus F. M. F.s Leben uno
Sckriften. Hg. von Homobon (Bregenz 1890).
Felderdecke, im Gegensatz zur Kassettendecke
(s. d.) eine Art von Verzierung des obern Raum-
abschlusses, bei welcher ungleich große, nach mehr
dekorativen Grundsätzen gebildete Abteilungen durch
die Balkenlage gebildet werden. Die F. bildete
ein bevorzugtes Schmuckglied der Renaissance aller
Länder, an der durch Stuck und Malerei in Holz die
reichsten Wirkungen erzielt wurden.
Felderfystem, s. Betriebssystem.
Feldflasche, Gefäß aus Holz, Glas, Thon oder
Metall zum Mitführen von Getränken auf Reisen
und Märschen, meist von platter Formund (zum
Schutz gegen Beschädigungen sowie zur längern Er-
haltung des ursprünglichen Wärmegrades des Ge-
tränks) mit einem Überzug von Leder oder Filz ver-
sehen nebst Äsen zum Durchziehen einer Schnur oder
eines Riemens. F. waren schon im Altertum in
Gebrauch, wurden im Mittelalter besonders von
Pilgern getragen (Gurde, Pilgerflasche) und
bilden neuerdings einen Bestandteil der Soldaten-
ausrüstung, nachdem man erkannt hat, daß das
Trinken von Wasser, Kaffee oder Thee während des
Marsches zur Erhaltung der Marschfähigkeit und
Vermeidung des Hitzschlags beiträgt. F. müssen
möglichst geringes Gewicht mit Widerstandsfähig-
keit gegen Stoß und Schlag verenngen, le'rcht zu
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