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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Festa - Festigkeit
Wesen verändert wird (wesentliche Bestandteile), im
ß. 783 als wesentliche Nestandteile eines Grund-
stücks die mit dem Grund und Boden fest verbun-
denen Sachen, insbesondere die Gebäude. Als we-
sentliche Bestandteile eines Gebäudes sollen die
demselben zu dessen Herstellung eingefügten Sachen
gelten, sofern nicht die Einfügnng nur zu einem
vorübergehenden Zweck erfolgt ist. Zubehör einer
Sache (ß. 78^)) sind diejenigen beweglichen Sachen,
welche, ohne Bestandteil der Hauptsache zu sein,
derselben bleibend zu dienen bestimmt und in ein
dieser Bestimmung entsprechendes Verhältnis zur
Hauptsache gebracht sind, es sei denn, daß solche
Sachen nach der Verkehrssitte nicht als Zubehör an-
aesehen werden. Das stimmt im ganzen mit dem
Gemeinen Necht und mit den neuern Gesetzgebungen
überein. Nur bezeichnet das Preuft. Allg. Landr.
I, 2, ß. 4 alle Teile einer Sache als zur Substanz
gehörig, ohne welche dieselbe nicht das sein kann,
was sie vorstellen soll, und nach dem Sächs. Bürger!.
Gesetzb. K. 286 gelten nur die in ein Gebäude verwen-
deten Baumaterialien als Bestandteile desselben.
Festa, Costantio, ital. Komponist, geb. in Flo-
renz, trat 1517 als Sänger in die pä'pstl. Kapelle
und starb 10. April 1545. Er war der erste bedeu-
tende Kontrapunktist Italiens und kann als Vor-
läufer Palestrinas bezeichnet werden. Von seinen
Kompositionen sind Motetten, Litaneien, ein Te-
dcum und ein Credo erhalten.
Feftcyklus, s. Festtage.
Feftdekoration, die bei festlichen Gelegen-
heiten übliche Ausschmückung der Straßen durch
Teppiche, Gobelins, gemalte Tücher lVelarium),
Blumengehänge (Guirlanden, Festons) und leichte,
schnell aufgerichtete Bauten. Die F. waren zu allen
Zeiten Sitte, erhielten ihre moderne Ausbildung je-
doch in der Renaissancezeit. Schon im 14. Jahrb.
war Florenz in dieser Beziehung maßgebend, flo-
rentinische lögtainoli (Festunternehmer) bereisten
Italien bei Hochzeiten, Taufen, ja bei Begräbnissen
wurden F. aufgerichtet. Später baute man aus
Latten Ehrenpforten, umkleidete sie mit Stoffen
und bemalte sie. Deutschland stand Italien nicht
nach. Die höchste Entfaltung in künstlerischer Be-
ziehung zeigten die F. des 17. Jahrh, sowohl in
Belgien, wo Rubens für dieselben arbeitete, als in
Italien, wo die Varockkünstlcr großartige Werke
schufen. Berühmt ist namentlich der Jesuit Pozzo
als Festdekorateur. Die Kunst verfiel mit dem
Klassicismus und wurde in Deutschland erst in
neuerer Zeit wieder angeregt, namentlich durch die
Maler H. Makart, A. v. Werner u. a. statisfest.
Fest der heiligen Dreieinigkeit, s. Trini-
Fest der heiligen drei Könige, s. Epiphania.
Feste, veraltete und dichterische Bezeichnung für
Festung; in neuerer Zeit für große Forts gebrauckt.
Festenberg, Stadt im Kreis Groß-Wartenberg
des preuft. Rcg.-Vez. Vreslau, 21 km im NW. von
Groß-Wartenberg, an der Linie Gnesen-Ols (Sta-
tion Großgraben-F.) der Preuß. Staatsbahnen,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Ols), hat
(1890) 2335 E., darunter 382 Katholiken und 46
Israeliten, Post, Telegraph. Steueramt, evanq.
und kath. Kirche; Tuch- und Möbelfabrikation.
Feste Stellung, in der Kriegswissenschaft jede
mit Hilfe der Befestigungskunst hergerichtete Ge-
fechtsstellung (s. Fcldbefestigung und Stellung).
Festigkeit, im allgemeinen der Widerstand, den
die sesten Körper der Trennung ihrer Teile ent-
gegensetzen. Die Kraft, mit der die Körperteilchen
gleichartiger Körper zusammenhängen, bezeichne:
man mit dem Namen Kohäsion (s. d.). Obwohl die
Kohäsion bei festen und flüssigen Körpern auftritt,
spricht man doch nur bei festen Körpern von F., da
bei flüfsigen die Kohäsion sehr gering ist.
Wenn äußere mechan. Kräfte auf einen festen
Körper einwirken, so erleidet derselbe eine Form-
änderung. Belastet man z. V. einen an einem Ende
senkrecht eingespannten Stab an seinem andern
Ende mit einem Gewicht, so werden die Stabteilchen
angespannt. Die Größe der Anspannung wird durch
die als Spannung bezeichnete Kraft angegeben,
welche in der Querschnittseinheit des Stabes wirkt.
Als Querschnittseinheit wird dabei in der Regel
l (Min, wohl auch 1 (icm genommen. Wird mit
? die auf den Stab wirkende äußere Kraft, mit H
dcr Querschnitt des unbelasteten Stabes bezeichnet,
so erhält man die innere Spannung 5 d.es Mate-
rials durch die Gleichung
wobei man die Annahme macht, daß sich die äußere
Kraft gleichmäßig über den Stabquerschnitt verteilt.
Jede derartige Belastung eines Stabes hat eine
Ausdehnung seiner Länge zur Folge. Diese Aus-
dehnung verschwindet nach Entfernung derBelastung
entweder ganz oder teilweise, je nachdem die sog.
Elasticitäts grenze eingehalten oder überschrit-
ten wird. (S. Elasticität.) Diejenige Spannung, die
in dem Stab an der Elasticitätsgrenze herrscht,
wird Tragmodul genannt und bildet für die ver-
schiedenen Materialien einen wichtigen Zahlenwert
bei den Festigkeitsberechnungen. Bei verschiedenen
Körpern erfolgt, nachdem die Elasticitätsgrenze über-
! schritten ist, sofort ein Bruch (sprödeKörper); andere
< ertragen die Einwirkung der ziehenden, drückenden,
! biegenden Kräfte auch noch über die Elasticitäts-
l grenze hinaus, ohne dadurch, wenn sie schon Ge-
staltsänderungen erleiden, doch in ihrem innern Ge-
füge gestört zu werden (geschmeidige, duktile, zähe
Körper). Auch dies hat eine Grenze, und endlich
werden selbst bei den duktilsten Körpern durch hin-
reichend große Kräfte die Teile voneinander getrennt,
wonach die gesamte F. des Körpers überwunden ist.
Die zu der Zerstörung des Zusammenhanges des
Körpers notwendige Kraft wird dabei als Bruch-
belastung (oder Tragkraft) und die Spannung,
die diefer entspricht, als F., Festigkeitskoeffi-
cient, Bruchmodul oder Vruchkoefficient
bezeichnet.
Ein Körper kann durch äußere Kräfte auf sechs
verschiedene Arten in Anspruch genommen wer-
dender kann gezogen, gedrückt, abgeschert,
geknickt, gebogen und gedreht werden; den
Widerstand, den er diesen verschiedenen Beanspru-
chungsarten entgegcnsetzt,unterscheidet man demnach
als Zugfestigkeit, Druckfestigkeit, Scher-
festigkeit, Knickfestigkeit, Biegungsfestig-
keit und Drehungs- oder Torsions festig keit.
Endlich fpricht man noch von zusammengesetzter
F., wenn ein Körper gleichzeitig mehrern Bean-
Ipruchungsarten ausgesetzt ist. Zug- und Druckfestig-
keit werden, obgleich sie physikalisch verschiedene Be-
griffe darstellen, rechnerisch zusammen behandelt, so
daß man folgende fünf Arten von F. erhält:
1) Zug- und Druckfestigkeit. Denkt man sich
z. B. einen Eisenstab an einem Ende befestigt, am
andern gezogen, so ist derselbe auf Zugfestigkeit