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Fettleder – Fettsucht
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Fettleber'
Gallenabsonderung über allerhand Verdauungsstörungen (Appetitlosigkeit, Aufstoßen, Verstopfung u. dgl.), verfallen auch
wohl in hypochondrische Stimmung. Die F. ist recht wohl einer Rückbildung zum normalen Zustand und damit einer Heilung
zugänglich, doch ist hierzu ein konsequent und lange fortgesetztes energisches diätetisches Verhalten durchaus
erforderlich. Kranke mit F. müssen für ausreichende körperliche Bewegung sorgen und sich aller fetten, süßen und
stärkemehlreichen Nahrungsmittel, der alkoholischen Getränke sowie des Nachmittagsschlafs enthalten; auch pflegt der
wiederholte kurmäßige Gebrauch der Quellen von Karlsbad, Marienbad, Kissingen und Homburg die Beseitigung der F. zu
befördern.
Fettleder, Crownleder, ein Leder, zu dessen Herstellung
man die vorbereitete Haut erst in eine Alaunkochsalzlösung bringt und dann mit einem aus Mehl, Hirn und Klauenfett
bestehenden Brei bearbeitet.
Fettpflanzen oder Sukkulenten, alle durch stark fleischige
Ausbildung von Blättern oder Stengeln ausgezeichneten Pflanzen. Sie gehören den Familien der Kakteen, Crassulaceen,
Euphorbiaccen, Amaryllidaceen (Agaven), Asklepiadeen, Portulaccaceen, Aizoaceen, Liliaceen und Kompositen an. Das
charakteristische Aussehen steht jedenfalls in Beziehung mit den klimatischen Verhältnissen, unter denen sie vorkommen.
Sie sind zum größten Teile Bewohner von Gegenden, in denen lange Perioden von Trockenheit von nur kurze Zeit
andauernden, aber sehr ausgiebigen Regengüssen unterbrochen werden. Während dieser Regenzeiten sind die F. im
stande, in ihren fleischigen Teilen große Mengen von Wasser aufzuspeichern, und durch ihre starke mit Kalkschuppen
bedeckte Oberhaut gegen eine schnelle Verdunstung geschützt. Wegen ihrer eigentümlichen oft bizarren Formen haben
viele F. für die Gärtnerei große Wichtigkeit erlangt. (S. auch Kakteen.) Sie werden sowohl zu
Dekorationszwecken wie auch als Zimmerpflanzen verwendet. – Vgl. Rümpler-Schumann, Die Sukkulenten, F. und
Kakteen (Berl. 1892).
Fettsäuren, eine Gruppe oder homologe Reihe einbasischer organischer Säuren von der
allgemeinen Formel CnH2nO2. Sie leiten sich
von der Ameisensäure H•COOH dadurch ab, daß das am Kohlenstoff befindliche
Wasserstoffatom durch Alkoholradikale vertreten wird. Viele derselben, namentlich die höhern Glieder, sind in den
Fetten (s. d.) als Glycerinester enthalten. Es gehören hierher außer der
Ameisensäure die folgenden Säuren:
CH3•COOH=C2H4O2__Essigsäure (Methylcarbonsäure) |
_ | | | |
C3H6O2_____ | Propionsäure______ | ____C14H28O2_____ | Myristinsäure |
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C4H8O2 | Buttersäure | ____C16H32O2_____ | Palmitinsäure |
_ | | | |
C5H10O2 | Valeriansäure | ____C17H34O2 | Margarinsäure |
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C6H12O2 | Capronsäure | ____C18H36O2 | Stearinsäure |
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C7H14O2 | Önanthsäure | ____C20H40O2 | Arachinsäure |
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C8H16O2 | Caprylsäure | ____C22H44O2 | Behensäure |
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C9H18O2 | Pelargonsäure | ____C25H50O2 | Hynänasäure |
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C10H20O2 | Caprinsäure | ____C27H54O2 | Cerotinsäure |
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C12H24O2 | Laurinsäure | ____C30H60O2 | Melissinsäure |
Die vier ersten Glieder mit den Buttersäuren sind leicht bewegliche, scharf saure, in Wasser sehr leicht lösliche
Flüssigkeiten, von da an werden sie öliger und im Wasser immer schwerer löslich, von der Caprinsäure an sind sie bei
gewöhnlicher ↔ Temperatur fest, die Stearinsäure schmilzt erst bei 69°. Die höchsten Glieder sind nicht
mehr unzersetzt destillierbar. Von der Buttersäure (s. d.) an sind von jedem Gliede dieser homologen
Reihe Isomere möglich, und zwar umsomehr, je höher die Anzahl der Kohlenstoffatome ist. Die F. sind nach sehr
zahlreichen Methoden synthetisch darstellbar; eine sehr allgemein anwendbare Methode beruht auf den Synthesen durch
Acetessigester (s. d.).
Fettschabe (Pyralis s. Aglossa pinguinalis L.) oder
Fettzünsler, ein 32 mm klafternder Kleinschmetterling mit grauen, seidenartig
glänzenden Flügeln, von denen die vordern mit zwei dunkeln, außen hellern Querbinden unbestimmt gezeichnet sind.
Die glänzend braune Raupe nährt sich den ganzen Sommer durch von allerlei tierischen Substanzen (Speck, Talg, Butter
u. s. w.) und ist in unsern Wohnungen, besonders in ältern Gebäuden nicht selten.
Fettschwanzschaf, Fettsteißschaf,
s. Schaf.
Fettsucht (Adipositas oder
Lipomatosis, auch Pimelosis oder
Polysarcia), eine allzu reichliche, bis zur Erzeugung krankhafter Erscheinungen und
Beschwerden gesteigerte Ansammlung von Fett im ganzen Körper (allgemeine F.,
Fettleibigkeit oder Korpulenz,
Obesitas, Lipomatosis universalis) oder in
einzelnen Organen desselben (partielle F.,
Lipomatosis partialis). Geringere Grade der allgemeinen Fettleibigkeit werden als
Embonpoint bezeichnet. Ein mäßiger Grad von Anfüllung des Zellgewebes mit Fett
ist nichts Krankhaftes, sondern als Aufspeicherung eines zur Lebensfristung brauchbaren Materials und als ein Schutz
gegen mancherlei mechan. und andere Schädlichkeiten zu betrachten. Unter normalen Verhältnissen beträgt das Fett bei
einem männlichen Erwachsenen von mittlerer Größe den 20., bei dem weiblichen Geschlecht hingegen den 16. Teil des
gesamten Körpergewichts. Bei der F. nimmt das Fett zunächst an allen jenen Körperstellen zu, wo sich auch im normalen
Zustand Fettgewebe findet, am stärksten unter der Haut, wo es eine 5–8 und mehr Centimeter dicke Schicht als sog.
Fetthaut (s. d.) bildet, insbesondere in der Bauchgegend
(sog. Schmerbauch), an den Hüften und Oberschenkeln, an den Fußsohlen und der
weiblichen Brust; aber auch im Netz, im Gekröse, in der Umgebung der Nieren, am Herzen, im Herzbeutel und im Innern
der Leberzellen (s. Fettleber) sowie zwischen den Muskeln und Muskelbündeln lagert sich bei
Korpulenten Fett in übermäßiger Menge ab. Dagegen sind manche Körperstellen auch bei den höchsten Graden von F.
von der Fettablagerung fast gänzlich verschont, so die äußern Genitalien, die Augenlider und Ohrmuscheln. Die Zunahme
des Körpergewichts infolge hochgradiger Fettleibigkeit kann eine ganz enorme werden; Fettsüchtige von ungewöhnlichem
Gewicht finden sich zahlreich in der Litteratur verzeichnet, so erwähnt Gräfe einen Holländer, der 503 Pfd. wog und einen
Leibesumfang von 5 Fuß 9 Zoll hatte; in den «Philosophical Transactions» wird des
Engländers Ed. Bright gedacht, der 609 Pfd. wog, und Wadd giebt das Gewicht eines von ihm gesehenen Fettsüchtigen
gar auf 980 Pfd. an. Am auffallendsten ist die Zunahme des Körpergewichts bei fettsüchtigen Kindern, über welche
zahlreiche, zum Teil ganz erstaunliche Angaben vorliegen. So berichtet Barkhausen von einem 1¼ jährigen Knaben mit
einem Körpergewicht von 53 Pfd., Heyfelder von
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 722.