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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Filterstein - Filtrieren
bangende Masse von Tafelform, den sog. Preß-
kuchen. Die Trucksteigeruug in der Presse geht
mit der Anfüllung des Filterraumes durch feste
Substanz Hand in Hand, da durch letztere der
Durchtritt der Flüssigkeit durch die Filterstächen
mehr und mehr erschwert wird, so daß sich bei der
Bildung sehr fester Kuchen die Pressung schließlich
ans tt bis 10 Atmosphären erhebt. Das Material
für die Platten und Nahmen ist meist Gußeisen,
i'eltcner Holz, zuweilen auch Bronze oder Blei. In
der F. werden Filterkörper der beschriebenen Art
in größerer Anzahl (bis zu 50 Stück) zusammen-
gesetzt, um dadurch eine möglichst große Filterfläcke,
welche die Leistungsfähigkeit des Filters bedingt,
in kleinem Naum aufzuspeichern. Sämtliche Filter-
lammcrn besitzen dann einen gemeinsamen Ein-
lrittstanal, werden also auch gleichzeitig gespeist
und gefüllt. Fig. 3 zeigt eine nicht vollständig ge-
Fig. 3.
schlossenc Nahmcnpresfe. Die elf Filtcrkörper (Plat-
ten und Nahmen) ruhen mit Nasen a. auf den bei-
den horizontalen Tragstangen d und c, welcbe an
dem Kopfstück ä der Prcsi'e und an den Säulen
e t' befestigt sind. Der linksseitige Teil dieser Stan-
gen trägt Schraubengcwindc, und zwei mit den
Handrädern 3 ii ausgerüstete Schraubenmuttern
dienen zum Schließen der Presse, indem sie die
Schlusiplatte i gegen die an ä lehnenden Filter-
törpcr pressen, k ist der Eintritt für das zu scbei-
dende Gemisch, die Hähne 1 bilden den Austritt sür
das Filtrat. Ist die Gewinnung des letztern das
Endziel der Filtration, wie z. V. in den Zucker-
fabriken, so enthält die Presse noch Einrichtungen,
um die in ihr zurückbleibenden Preßkuchen durch
Vasser oder Dampf auszulaugen; das Nohrm würde
in diefem Fall den Eintritt für die Auslaugflüssig-
Filterstein, s. Filtrierstein. ^keit bilden.
Filtertuch, s. Filtricrtuch.
Filtrat, die beim Filtrieren (s. d.) durch das
Filter gegangene Flüssigkeit.
Filtrieren (lat.), ein im chem. Laboratorium, in
der Technik und im häuslichen Leben angewendetes
Verfahren, um Flüssigkeiten von meist festen Stoffen
zu trennen, oder auch chem. Veränderungen mit den
Flüssigkeiten vorzunehmen. Zweck des F. ist häufig
nur eine Klärung von Flüssigkeiten, der abfiltriertc
Stoff ist dann wertlos; in andern Fällen soll der
absiltrierte Stoss gesammelt werden, und das Filtrat
ist wertlos; oder aber es kommt aus die ^ammluug
des abfiltrierten Stoffs sowobl wie auf die des
Filtrats an, beide sind wertvoll. Hiernach müssen
die zum F. dienenden Vorrichtungen gcwäblt werden.
Im chem. Laboratorium bedient man sich mei-
stens der aus Filtrierpapier (s. d.) gefertigten Fil-
ter. Man stellt den Filter her, indem man kreis-
förmige Scheiben fchneidet und diese nach zwei sich
rechtwinklig kreuzenden Durchmessern faltet, wo-
durch beim Aufklappen ein Trichter gebildet wird.
Als Träger des Filters dient ein Glastrichter, in
! den der mit der spitze abwärts gerichtete Papicr-
tegel fo gesteckt wird, daß das Papier sich überall
gleichmäßig an die Trichterwandung anschmiegt;
die Größe des Trichters ist so zu wählen, daß der
Nand desselben wenigstens um einige Millimeter
über den Nand des Filters hervorragt. Der Trick-
ter wird entweder unmittelbar auf ein flascbcn-
sonniges Gefäß gefetzt oder von einem Gestell ge-
tragen, um das Filtrat in einem Bcchcrglafe, an
desfen Innenwandung sich die Spitze des Trichters
anlegt, zu sammeln. Um die Filtrationsgeschwin-
digkeit zu beschleunigen, wendet man Apparate an,
bei denen die Mündung des Trichters in einen
luftleer gemachten Behälter endet; es ruht dann
das ganze Gewicht der Atmosphäre auf dem Spie-
gel der im Filter befindlichen Flüssigkeit und preßt
diese durch die Poren des Papiers. Ein solcher von
Bunscn konstruierter Apparat besteht aus einem
starkwandigen Glaskolben, der mittels eines zwei-
mal durchbohrten Kautschukstöpsels verschlossen ist.
In die eine Durchbohrung ist ein rechtwinklig
gebogenes Glasrohr eingefügt, das mittels eines
Gummifcklauches mit einer Wasserluftpumpe oder
einer fonstigcn Saugvorrichtuug in Verbindung
steht; die zweite Durchbohrung nimmt das Ablauf-
robr des Trichters auf. Da bei dem starken Drucke
leicht die weicbe, srei in dem Trichterhals schwebende
Spitze des Filters durchbrochen wird, so giebt man
dieser einen Schutz in Form eines ganz kleinen, aus
fein durcklöcbertem dünnem Platin angefertigten
Konus. Flüfsigkeiten, die das Papier angreifen, wie
starke Säuren, Alkalien u. dgl., filtriert man durch
Schichten von Asbest, Glaswolle, Glaspulver.
! In der Technik, wo es sich darum handelt, große
Mengen von Flüssigkeiten zu klären, benutzt man
! Spitzbeutel von Leinen, Filz oder der Beschaffen-
heit der Flüffigkeit angepaßtem Material, die frei
fchwebend an viereckigen Holzböcken aufgehängt
werden, oder gewirkte Schläuche, die, unten ge-
i fchlosfen, am obern Ende an Nohrftutzen befestigt
! sind, welch letztere in den Boden eines kastenförmi-
! gen Behälters eingeschraubt sind. Die zu filtric-
^ rende Flüssigkeit wird aus eiuem höher stehenden
! Neservoir in den Behälter geleitet, fließt durch die
Schläuche, das Filtrat sammelt sich in einem unter
den Schläuchen befindlichen Nefervoir. Zum Sam-
meln von Niederfchlägen und zum Auswafchen der-
selben bedient man sich im Großbetriebe der (^eih-
' bottiche. Es sind Behälter, von Holz oder Metall
angefertigt, die dicht über ihrem eigentlichen Boden
einen zweiten durchlöcherten oder geschlitzten Boden
! haben, der mit Zeug überspannt ist. Die Flüssig-
! keit, in welcher der Niederschlag verteilt ist, wird
^ in den Bottich gebracht, der Niederschlag bleibt, von
^ dem Filter getragen, zurück, während das Filtrat
! durch eine zwifchcn beiden Böden angebrachte ^ff-
^ nung abfließt; durch wiederholtes Aufgießen von
Waffer wird dcr Niederfchlag gewaschen. Das Ver-
fahren kürzt man ab,, indem man die Abflußöffnung
mit einem luftleer gemachten Behälter verbindet.
! In neuerer Zeit wird im Großbetriebe, nament-
^ lich zur Ansammlung fchr feiner oder gelatinöser