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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fischer (August) - Fischer (Joh. Georg)
Fischer, August, Bildhauer, geb. 17. Febr. 1805)
in Berlin, war anfangs Goldschmied, widmete sich
aber dann der bildenden Kunst unter G. Scbadow
auf der Berliner Akademie. Nachdem er 1839
mit der Statue einer röm. Wasserträgerin sein
Talent bekundet, wurde er 1848 Professor an
der Akademie und erhielt den Auftrag, die vier
Kriegergruppcn um die Victoriasäule auf dem Belle-
Allianceplatze zu komponieren; es war ibm nicht
vergönnt, diefelben in Marmor fertig zu stellen,
(vollendet von Franz und Walger). Seine eigent-
liche Begabung ist in der Kleinkunst zu suchen, in
der er Medaillen, Prachtgerätc, Vasen, Ehrenschilde
u. s. w. schuf; so nach der Zeichnung von Cornelius
das Wachsmodell zu dem Glaubensschild, der vom
König 1844 als Patcngeschenk an den Prinzen von
Wales bestimmt war (Wiederholung in der National-
Galerie zu Berlin); ferner die Hochzeitsgeschenke der ^
Stadt Berlin und des rhein. Adels u. a. m. für den ^
Kronprinzen. F. starb 2. April 1806 zu Berlin.
Fischer, Emil, Chemiker, geb. 9. Okt. 1852 zn
Eusürchen, studierte in Straßburg, habilitierte,
sich 1878 in München, wurde im folgenden Jahre
dort außerord. Professor, 1882 Ordinarins in Er- !
langen, 1835 in Würzburg, 1892 Nachfolger!
A. W. von Hofmanns in Berlin. Seine zahlreichen
Erperimentalunterfuchungen liegen auf dem Gebiete l
der organischen Chemie. Besonders erfolgreich ist ^
die Entdeckung des Phenylhydrazins und seiner Ein- !
wirtung auf Ketone und Aldehyde geworden. Ihn
selbst sührtcn die sich anschließenden Studien zn
einer neuen, böchst bedeutenden Arbeit^reihe über
die Zuckerarten, die er, namentlich auch den Trauben-
zucker, zuerst synthetisch darstellte.
Fischer, Gustav Adolf, Asrilareisender, geb.
3. März 1848 in Barmen, wurde Militärarzt, schloß
sich 1876 dem Unternehmen der Gebrüder Denhardt
ls.d.) an und machte 1877 eine Exkursion in die südl.
Gallaländer und das Land Witu. Gemeinsam mit
den Dcnhardts führte F. 1878 eine Erforschnng des
Tana aus. Dann lebte er bis Okt. 1882 als Arzt
in Sansibar. Im Dez. 1882 trat F., unterstützt von
der Hamburger Geographischen Gesellschaft, seine
dritte Reise an, auf der er von der Mündung des
Pangani aus das Land der Massai bis zum Nai-
wascha-See durchzog. Im Nov. 1883 nach Deutsch-
land zurückgekehrt, "unternabm er 1885 eine neue
Expedition, um Casati, Emin Pascha und Junker
aufzusuchen. Er gelangte bis zum Victoria-Njansa,
konnte aber die Landschaften am obern Nil, wo die
Gesuchten weilten, nicht erreichen und kehrte über
Kavirondo, den Naiwascha-See und Kikuju nach
Jahresfrist 21. Juni 1886 nach Sansibar zurück.
Am 11. Nov. 1886 erlag er in Berlin einein tro-
pischen Fieber. F.s vorzügliche Reiseberichte sind
in den "Mitteilungen der Geographischen Gesell-
schaft in Hamburg" veröffentlicht (Jahrg. 1876-77,
1882-83,1885) - ferner publizierte er: "Mehr Licht
im dunkeln Weltteil" (Hamb. 1885).
Fischer, Hannibal, Staatsmann, czeb. 1784
zu Hildburahausen, stndierte zu Göttingen die
Rechte und wurde 1805 in feiner Vaterstadt Advo-
kat: 1831 trat er, nachdem er vorher im fürstlich
Leiningischen Dienst gestanden hatte, in oldenb.
Dienste und wurde Regierungspräsident in Virken-
seld, jedoch 1848 außer Aktivität gesetzt. Er ver-
faßte 1852 die Beschwerdeschrift der Sachsen-Go-
thcnschen Ritterschaft an den Bundestag und ver-
steigerte im Auftrag des Bundestags zu Vremer-
' haven die deutsche Flotte. (S. Deutsches Heerwesen,
Bd. 5, S. 71 d.) 1853 trat er an die Spitze dss
Kabinetts des Fürstentums Lippe und veranlaßte
die Verfassungswirren daselbst. Wegen einer Ma-
iestätsbeleidigung wurde er bei einer zufälligen
Anwesenheiten Coburg 3. Juli 1855 verhaftet,
gegen Kautionsstellung bald wieder freigegeben und
später von der Fakultät zu Vreslau freigesprochen;
doch wurde er noch im Juli 1855 aus dem lippe-
schen Staatsdienst entlassen. Er starb 8. Aug. 1868
zu Rödelheim. F. schrieb: "Der deutsche Adel in
i der Vorzeit, Gegenwart und Zutunsi" (2 Bde.,
Franks. 1852), "Aburteilung der Iesuitensache" (Lpz.
1853), "Polit. Martyrtum" (ebd. 1855).
Fischer, Heinr., Zoolog und Mineralog, geb.
! 19. Dez. 1817 zu Freiburg i. Br., studierte >a-
! selbst die Naturwissenschaften und Medizin und
^ habilitierte sich 1846 für Zoologie, Zootomie und
^ Mineralogie an der Universität zu Freiburg, wo er
neben dieser Thätigkeit als Privatdocent und als
Assistent am Zoologischen Museum auch 10 Jahre
! hindurch ärztliche Praxis ausübte. 1854 wurde er
außerord. Professor der Mineralogie und Direktor
des Mineralogisch-Geologischen Museums in Frei-
burg, 1859 ord. Professor daselbst. F. starb in der
Nacht vom 1. zum 2. Febr. 1886 zu Freiburg. Seine
ersten Publikationen bewegten sich vorherrschend aus
zoolog., speciell entomolog. Gebiet, auf welchem die
Monographie "Ortliopwi^ euroMea" smit 18 Ta-
feln, Lpz. 1853) fein Hauptwerk ist. Anfangs be-
zogen sich seine Mineralog. Studien aus Mineral-
nno Gesteinsvorkommnisse seiner Heimat; später
stellte er u. d. T. "Clavis der Silikate" (ebd. 1864)
Tabellen zum Bestimmen sämtlicher kieselsaurer
Verbindungen zusammen. Als das Mikroskop ein
wichtiges und unerläßliches Hilfsmittel beim Stu-
dium der Mineralien und Gesteine zu werden be-
gann, war F. einer der ersten, die sich der neuen
Üntersuchungsmethode hingaben. Er verfaßte fer-
ner "Chronol. Überblick über die allmähliche Ein-
führung der Mikroskopie in das Studium der Mi-
neralogie, Petrographie und Paläontolog" (Zrei-
burg 1868) und "Kritische mikroskopisch-mineralog.
Studien" (ebd. 1869, nebst zwei Fortsetzungen 1871
nnd 1873). Im Anfang der siebziger Jahre grün-
dete er mit dem Anatomen Ecker das Prähistorisch-
Ethnographische Museum in Freibnrg und wandte
sich mit besonderer Vorliebe der Mineralog.-petro-
graphischen Untersuchung von Steinbeilen, Stein-
amuletten und -Idolen aller Völker der Erde zu.
Außer zahlreichen kleinern Abhandlungen und Refe-
raten veröffentlichte F. auf diefem Gebiet das größere
Werk "Nephrit und Jadeit, nach ihren Mineralog.
Eigenschaften fowie nach ihrer urgeschichtlichen und
ethnoar. Bedeutung" (2. Aufl., Stuttg. 1880).
Fischer, Joh. Georg, Dichter, geb. 25. Okt. 1816
zu Groß-Süßen in Württemberg, studierte in Tü-
> bingen Botanik, Naturwissenschaften, insbesondere
! Ornithologie und Whetik und allgemeine Litte-
ratur, wirkte später als Lehrer an der Vorschule
des Gymnasiums und der Realanstalt zu Stuttgart
und übernahm zuletzt die Leitung dieser Anstalt sowie
der kaufmännischen Fortbildungsschule. 1860 wurde
F. Professor an der Stuttgarter Oberrealschule und
trat 1885 in den Ruhestand. F. veröffentlichte: "Ge-
dichte" (Stuttg. 1854; 3. Aufl. 1883), "Neue Ge-
dichte" (ebd. 1865), ferner: "Den deutschen Frauen"
(ebd. 1869), "Aus frifcher Luft" (2. Aufl., ebd.
1873), "Neue Lieder" (ebd. 1875), das Idyll "Der