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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fischschwanzbrenner - Fischzucht
Flschschwlmzbrenner, s. Gasbeleuchtung.
Fischsee, Großer, See in der Hohen Tatra auf
der Grenze von Ungarn und Galizien, in 1384 m
Höhe, schön gelegen, ist 33 Iia groß, bis 49 m ties
und reich an Forellen. Sein Ausfluß, die Vialka,
fließt in den Dunajec. In der Nähe der kleine
fchwarzbraune See Meer äuge (1587 m), zu dem
die Meeraugenspitze (2508 m) steil hinabjällt.
Fischthran, s. Thran.
Fischtorpedo, s. Torpedo.
Fischvergiftung, f. Fischgift.
I^'.<?e/i. ?). ?s., nach lat. Namen von Tieren Ab-
kürzung für Gotthelf Fifcher von Waldheim (s. d.).
Fischweibchen, s. Melusine.
Fischzäune, f. Reufe.
Fischzucht. Während die Gewässer in weniger
kultivierten Ländern den Anwohnern ihren Bedarf
an Fischen jederzeit reichlich liefern und unerschöpf-
liche Vorräte zu enthalten scheinen, ist bei steigen-
der Kultur überall mit der Zunahme der Einwohner-
zahl eine Verminderung des Fischreichtums eingetre-
ten, und es hat sich herausgestellt, daß ohne ratio-
nelle Bewirtschaftung das Wasser ebensowenig wie
das Ackerland im stände ist, der stetig wachsen-
den Menschenmenge die erforderliche Nahrung zu
bieten. In dicht bevölkerten Ländern, wie in China,
ist man schon sehr früh genötigt gewesen, den Fisch-
destand durch zweckmäßige Mittel zu erhalten und
zu vermehren. Die alten Römer, die gewöhnlich
als große Fischzüchter gepriesen werden, verdienen
diesen Ruhm nur in sehr beschränktem Maße, indem
die von den reichen Schwelgern der Kaiserzeit oft
mit ungeheuern Kosten angelegten Süß- und Meer-
wasserteiche nur als Behälter für die mit unsinnigen
Preisen bezahlten Fische dienten und in volkswirt-
schaftlicher Hinsicht ohne jeden Wert waren. Weit
größere Verdienste haben sich später die christl. Klöster
durch die Anlage von Teichen erworben, in denen
Karpfen und andere Fische in Menge erfolgreich ge-
züchtet wurden. Ihr Verfahren wird noch heute fast
unverändert angewandt. (S. Teichwirtschaft.)
Künstliche Fischzucht. Zu der seit Jahrhun-
derten bewährten Teichwirtschaft ist neuerdings,
hauptsächlich für die Vermehrung der lachsartigen
Zische (Lachse, Forellen, Aschen, Maränen), die sog.
künstliche F. hinzugetreten, die an vielen Orten schon
bedeutende Resultate erzielt hat. Die künstliche F.,
d. h. die künstliche Gewinnung, Befruchtung und
Erbrütung von Fischeiern, wurde schon in der ersten
Hälfte des 18. Jahrh, von Iacobi in Lippe-Detmold
an der Forelle erprobt, hat aber erst im 19. Jahrh.,
vorzugsweise infolge der Anregung des franz. Em-
bryologen Coste und der auf seine Veranlassung
von Napoleon III. angelegten Brutanstalt in Hü-
ningen, ausgedehnte Verbreitung gefunden. Die
lachsartigen Fifche produzieren größere, aber sehr
viel weniger zahlreiche Eier als die karpfenartigcn,
sie legen dieselben größtenteils in der kalten Jahres-
zeit ab, und da die Entwicklung derselben mehrere
Monate beansprucht, sind sie viel größeren Gefabren
ausgesetzt und geht ein sehr viel größerer Teil zu
Grunde als von den sich schnell entwickelnden Eiern
der im Sommer laichenden Arten. Da die Befruch-
tung der Fischeier oder des Rogens durch die ^amen-
flüssigkeit oder Milch der männlichen Tiere erst nach
ihrer Ablage ins Wasser, also außerhalb des mütter-
lichen Körpers stattfindet, so bietet die künstliche
Befruchtung keine Schwierigkeiten. Die legereifen
Eier, die in der Laichzeit aus dem Leibe der Weib-
I chen bei gelindem Druck in einem Strahle hervor-
! quellen, werden am besten in einer trocknen Schale
aufgefangen und ohne Wasserzusatz mit der Milch
eines reifen Männchens vermischt. Für einen Sup-
penteller voll Eier ist ein Theelöffel voll Milch ge-
nügend. Nach gehöriger Vermischung durch Um-
rühren mit dem Finger oder mit einer Federfahne
wird etwas Wasser zugesetzt. Die Eier quellen, in-
dem sie durch ihre poröse Schale Wasser mit den
darin schwimmenden Samenkörperchen der Milch
aufsaugen, erheblich auf und werden fo befruchtet.
Weniger günstige Resultate als die beschriebene
(trockne) liefert die ältere (feuchte) Vefruchtungs-
weise, nach der Eier und Mlch gleichzeitig oder
nacheinander in ein Gefäß mit Wasser geschüttet
werden. Die befruchteten Eier können ohne weiteres
an geeigneten Orten in das freie Wasser geworfen
werden, viel vorteilhafter ist es aber, sie vor allen
Aährlichkeiten geschützt in Brutanstalten auszubrü-
ten. Es sind dazu keineswegs große und kostspielige
Räume erforderlich, es genügt jeder frostfreie Raum,
in den fliehendes Wasser geleitet werden kann, ein
Keller, ein Verschlag in einem Viehstalle u. dgl.;
auf dem Raume eines Quadratmeters können Zehn-
tausende von Eiern ausgebrütet werden.
Das Ei derWint erlaich fische bedarf zu seiner
gedeihlichen Entwicklung der reichlichen Zufuhr
klaren, kalten und luftreichen Wassers; die Nieder-
schläge, die sich aus trübem Wasser auf den Eiern
bilden, erschweren die Kontrolle, wärmeres Wasser be-
schleunigt die Entwicklung und macht sie unregel-
mäßig, lustarmes läßt die Embryonen ersticken. Trü-
bes Wasser muß daher filtriert werden, wärmeres
und zu luftarmes kann durch eine längere Leitung in
offenen Rinnen, womöglich mit starkem Gefalle, ab-
gekühlt und mit Luft gesättigt werden. Als Filtrier-
apparate werden zweckmäßig gut gereinigte Petro-
leum- oder Weinfässer benutzt, in denen etwa hand-
hoch über dem Boden ein hölzerner Rost angebracht
wird, auf den man eine dicke Schicht von Bade-
schwammabfällen oder gereinigtem groben Kies
schüttet (daher Kiesfilter genannt). Diese Fil-
trierschicht muh von dem Wasser in auf- oder ab-
steigender Richtung passiert werden, man kann auch
zweckmäßig zwei oder mehrere solcher Tonnen mit-
einander verbinden. (S. Tafel: Künstliche Fisch-
zucht, Fig.1.) Brutapparate sind in großer An-
zahl konstruiert worden, am vorteilhaftesten die sog.
unterspüligen, nach amerik. Muster eingerichteten,
in denen das Brütwasser die auf einem Siebe in
mehrfacher Schicht gelagerten Eier von unten her
durchströmen muh und in der Nähe des Oberrandes
des Apparats abläuft. Solche Apparate verschie-
dener Form, die im allgemeinen als Kalifornische
Brüttröge bezeichnet werden, sind von von dem
Borne (Fig. 2), Eckardt (Fig. 3), Schuster (Fig. 4),
von La Valette Saint-George (Fig. 5) u. a. ange-
geben. Sie können in sünf- oder mehrfacher Schicht
5-10000 Eier von Forellen aufnehmen. In den
nach demselben Princip gebauten Wilmotschen Trich-
tern mit kegelförmigem Eierbehälter und kleinem
Siebe ist die Strömung eine stärkere. In den sog.
Selbstauslesern, wie z. V. dem von dem Borne-
schen (Fig. 6), wird durch stärkern Wasserzufluß eine
starke aufsteigende Strömung erzielt, welche kleinere
Eier, wie die der Maränenarten, schwebend er-
hält und die abgestorbenen, deren specifisches Ge-
wicht etwas geringer wird, mit fortschwemmt. Das
Princip der Unterspülung finden wir auch in dem