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Fleury de Chaboulon - Flibustier
als Stabsoffizier nach Frankreich zurück, wo er sich
mit Begeisterung der bonapartistischcn Sache an-
schloß; infolgedessen wurde er noch im Dezember
zum Ordonnanzoffizier des Präsidenten Ludwig
Napoleon ernannt. Er nahm 1851 an der Expedition
in Kabylicn teil, wurde 1861 zum Adjutanten des
Kaisers, 1862 zum Generaldirektor der kaiserl. Ge-
stüte ernannt, 1865 Senator und erbielt 1866 den
Titel als Grohstallmeister. Auch mit diplomat. Auf-
trägen war F. mehrfach betraut. Gegen Ende 1866,
nach der Einverleibung Venetiens in das König-
reich Italien, wurde er zum Könige Vietor Ema-
nuel nach Florenz geschickt: 1869 wurde er an Stelle
Talleyrands frauz.Botschaftcr in Petersburg. Wäh-
rend des Krieges von 1870 war F. bis zum Sturze
des Kaiserreichs dessen Vertreter am russ. Hofe. Seit
jener Zeit lebte er ohne öffentliche Stelluug in
Frankreich. Er starb 11. Dez. 1884 zu Paris.
Fleury de Ehaboulon (spr. slörih de schabu-
löug), Edouard, Baron, Kabinettssekretär Napo-
leons 1. nach dessen Rückkehr von Elba, geb. 1782,
war schon im 16. Jahre Anführer eines Bataillone
der Nationalgarde. Unter dem Minister Fcrmout
bei der Finanzverwaltung angestellt, trug er durch
seine Redlichkeit wesentlich dazu bei, den öffentlichen
Schatz gegen Beraubung zu sichern. Als Staats-
ratsauditeur arbeitete er in der Tomänenverwal-
tung und erhielt nachher die wichtigeUntcrpräfektur
zu Chateau-Salius im Meurthcdepartement, wo er
sich große Verdienste erwarb. Bei dem Vorrücken
der Verbündeten in Frankreich 1814 von seinem
Posten verdräugt, kam er als Auoiteur in Napo-
leons Hauptquartier, der ihm die Präfettur von
Reims übergab, wo er dem Feinde mit hervorragen-
der Energie begegnete. Nach der Restauration begab
er sich nach Italien und im geheimen Auftrage Ma-
rcts zu dem entthronten Kaiser nach Elba. Näbrend
der Hundert Tage wurde F. Napoleons Geheimsekre-
tär und sogleich mit eiuer ^eudung nach Basel be-
auftragt. "Nach Napoleons abermaliger Entthro-
nung geächtet, ging er nach London, wo er feine
">l6inoii'68 110U1- 86i vir^ I'liiäwii'o d6 Ia vis pi'iv66,
<Iu retour ^t 6u i'6ssn" äo Xapoi^on en 1815" (2 Bde.,
Lond. 1819; deutsch, 2. Aufl., Lpz. 1820) fchrieb.
Später kehrte er nach Frankreich zurück. 1834 in
die Kammer gewählt, starb er 28. Sept. 1835.
Fleury - Huffon (spr. flörih üssöng), Jules, s.
Cbampflcury.
Fleutzapparat, s. Feuerwehrrauchapparate.
Fleute, s. Flute.
?1svo I.2.0U8, röm. Name des Zuidcrsees (s. d.),
welcher im Altertum bedeutend kleiner und nur ein
Binnensee war, der durch den 1^i6vn3 (jetzt Vlie) mit
der Nordsee in Verbinduug stand.
Flexibel (lat.), biegsam, lenksam, geschmeidig; in
der Grammatik heihen Wörter flexibel, die flektiert
werden (f. Flexion); Flexibilität, Biegsamkeit.
Flexion (lat.), Biegung, Beugung, Abwande-
lung, bezeichnet in der Sprachwissenschaft die Fähig-
keit einer Sprache, ihre Worte zu deklinieren und zu
konjugieren (das Chinesische z. V. ist ohne F.), auch
die Gesamtheit der vorhandenen Detlinations- und
Hionjugationsformen. Bei genauerer Unterscheidung
bezeichnet man mit Beugung die Deklination, mit
- Abwandelung die Konjugation. Die F. geschieht
durch Anfügung gewisser Endungen (Flerions-
suffixe) an den Stamm, z. B. lat. nomen (Name),
Genitiv noinili-i8; Wurzel 68 (sein), 63-t (erist), wo
das -t die dritte Person bezeichnet. Über den Unter-
! schied der Flexions- von den Ableitnngsendungen
> f. Ableitung und Suffix.- Flexrvische oderflek-
z tierende Sprachen, f. Sprachwissenschaft.
! Flexöreu (lat.), Beugemuskeln, alle die-
^ jenigen Muskeln, welche ein Glied fo bewegen, daß
die beiden Knochen der betreffenden Extremität sich
nähern und das Glied eine gekrümmte Form er-
hält, im Gegensatz zu den Extensoren (s. d.).
Flexür (lat.), in der Geologie Bezeichnung einer
Falte (). d.), bei der nur der Mittclschcnkcl eine
Ausrichtung der Schichten aufweist; rechts und
links von einer F. liegen die Schichten horizontal,
aber in verschiedener Höhe.
I^exüra. si^nioiüsa. (lat.), der 3-förmig ge-
krümmte untere Teil des Grimmdarms, welcher in
den Mastdarm übergeht (s. Darm, Bd.4, S.809a).
^Ll/^', hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung
für Joh. Flügge, geb. 22. Juli 1775 zu Hamburg,
gest. ebenda als Arzt 28. Juni 1816. Er schrieb:
"(^i'luuiuuin ^louoA-Hpliia" (Harb. 1810).
Flibustier, eine Seeräuberverbindung, die in
der zweiten Halste des 17. Jahrh, in den westind.
Gewässern hauste und ihren Namen wahrscheinlich
von den leichten Schiffen, deren sie sich anfangs be-
diente, den cngl. üv-I)olU3; frz. Üidot8, erhalten
bat. Dieser Freibeutervcrein entstand hauptsäch-
lich durch Franzosen, die sich 1625 im Kriege mit
Spanien der Insel St. Christoph bemächtigten und
Kaperei trieben. Um 1630 verließen sie aber diese
Insel, liesien sich in dem nordwestl. Teile der damals
den Spaniern allein gehörigen Insel San Domings
(jetzt Haiti) und auf der benachbarten Schildkröten-
infel nieder und beschäftigten sich hier ebenfalls mit
Seeraub, vorzüglich aber damit, das in zahlreichen
Herden in San Domingo sich aufhaltende verwil-
derte Rindvieh zu jagen, das Fleifch zu trocknen (bou-
eanicren) und mit ihm und den Häuten Handel zu
treiben. Nach dicfem Gewerbe Boneaniers,
Buccanier oder Vukanier (engl. I)ucclrii66i3)
genannt, hatten sie eine gewisse Organisation ein-
geführt, die vorzüglich darin bestand, das; sie sich gegen
ihre gemeinschaftlichen Feinde, die Spanier, gegen-
seitig Hilfe und Beistand leisteten. Zwei Umstände
beförderten ihre Entwicklung zu eiucr Scerä'uber-
republil: emmal die Vertilgung des wilden Rind-
viebs auf ^an Tomingo, dann die langdauerndcn
Kriege der Spanier mit den Engländern und Fran-
zosen, wodurch eine Menge Seeräuber entstanden, die
einen Vereinignngspunkt suchten. Einen solchen ge-
wäbrten die Boucaniers, die fortwährend von Frank-
reich, sehr oft auch von England unterstützt wur-
den. Aus dieser Verbindung entstanden die eigent-
lichen F. Anfangs nur in geringer Zahl und mit
elenden Fahrzeugen und schlechten Mitteln ausge-
rüstet, wuchsen sie schnell durch Zuzug von Aben-
teurern und die ihnen von England und Frankrcicb
gewährte Hilfe zu eiuer den Spaniern furchtbaren
Seemacht empor. 1671 nahmen sie unter Morgan
die Stadt Panama, 1685 plünderten sie die Städte
Perus. So gestalteten sie sich schnell zu einer Art
Seeräuberrepublik, in der sich die Tapfersten und
Geschicktesten zu Anführern emporschwangen. Gegen
Ende des 17. Jahrh., da sie, in der Hand Frank-
reichs, England selbst gefährlich zu werden ansingen,
entzog ihnen letzteres feinen Schutz. Von diefer
Zeit an ging es mit den F. abwärts. Ihre letzte
bedeutende Unteruebmung war der Beistand, den
sie 1697 von San Domingo aus unter der Anfüh-
rung de^ Gouverneurs diefer Infel, Ducasse, der