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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Flußregulierung; Flußsäure; Flußschiffahrt

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Flußregulierung - Flußschiffahrt

der Bauch im Gehen fast am Boden hinschleift. Die Haut ist grob, braunrötlich, unbehaart, ungemein dick. Der Rachen kann so weit geöffnet werden, daß er einen Menschen in der Mitte des Leibes umfaßt. Die Lage der Augen, Ohren und Nasenlöcher in derselben Ebene gestattet dem Tiere, in dem Wasser verborgen zu bleiben und das Gesicht allein etwas über die Oberfläche zu erheben, um zu atmen und seine Feinde zu entdecken.

In bevölkerten Gegenden bringen die F. den Tag im Wasser zu und kommen nur nachts hervor, um ihre hauptsächlich aus Wurzeln und saftigen Pflanzen bestehende Nahrung zu suchen. In menschenleeren Einöden verweilen sie sowohl einen Teil des Tags als auch der Nacht auf dem Lande. Das Schwimmen wird ihnen erleichtert durch eine unter der Haut liegende und mehrere Centimeter dicke Schicht von halbflüssigem Fett. Dieses gewöhnlich ganz harmlose Tier überläßt sich der blindesten Wut, wenn es gereizt oder angegriffen wird, und sucht dann seinen Feind niederzutreten oder mit den lang vorragenden Zähnen zu erfassen und zu zermalmen. Daher gehört das Unternehmen, ein F. von einem Boot aus anzugreifen, zu den gefährlichsten Wagnissen. Wo Feuergewehre in den Händen der Bevölkerung sind, nehmen die F. rasch ab, indem sie durch sehr schwere Büchsenkugeln getötet werden. Die hauptsächlichste Schwierigkeit besteht nur darin, den ungeheuern Körper ans Land zu bringen, und zuweilen muß er im Wasser zerstückt werden. Das Fleisch gilt für wohlschmeckend, und der Speck ist selbst in der Kapstadt ein geschätzter Leckerbissen. Die Schneidezähne und Hauer werden als Elfenbein verarbeitet. Die Haut wird in Streifen zerschnitten und zu Schilden benutzt oder zu Reitgerten zusammengedreht. Man hat Reste mehrerer vorweltlichen Arten in den jüngern Tertiärschichten und in aufgeschwemmtem Lande entdeckt. Das biblische Tier Behemoth (s. d.), welches Hiob (Kap. 40, 10‒19) beschreibt, wird für das F. gehalten; die alten Ägypter nannten das Tier «Wasserschwein» (Rer) und bildeten seine Jagd auf Denkmälern ab. Alle alten Schriftsteller, von Herodot an, erwähnen und beschreiben das F.; die Römer gebrauchten es häufig zu den Kampfspielen im Cirkus. In neuerer Zeit hält man F. fast in allen zoolog. Gärten, wo sie sich auch öfters fortgepflanzt haben. Die Tragezeit währt etwa 250 Tage, die Geburt erfolgt auf dem Lande und das 70 cm hohe Junge folgt der Mutter bald danach in das Wasser. Für ein einjähriges Exemplar bezahlt man 10000 M. Als Nahrung erhält das gefangene F. Kleie, Gerstenschrot, gekochten Reis, Wurzeln, Salat und Heu.

Flußregulierung, s. Flußbau.

Flußsäure, s. Fluorwasserstoff.

Flußschiffahrt. An der allgemeinen Aufgabe der Transportmittel, den Verkehr von Gütern und Personen möglichst zweckgemäß zu gestalten, hat die F. von jeher einen bedeutenden Anteil. Auf den Flüssen als den natürlichen Wasserstraßen kann man große Lasten mit einem geringen Aufwande an Kosten und Arbeit bewegen, man bedarf zur Herstellung des Transportweges keines kostspieligen Landerwerbs, wie bei Kunststraßen oder Eisenbahnen; das aufzuwendende Betriebskapital ist namentlich auf der primitiven Stufe der Flußfahrten zu Thal nicht bedeutend. Daher spielt auch die F. in den Zeiten der ältern Kultur eine wichtige Rolle. Bei stärkerm Wachstum der Kultur reichte die Langsamkeit und Einförmigkeit des Wasserstraßentransports nicht aus, überdies sind in kältern Gegenden die Gewässer einen großen Teil des Jahres unbenutzbar (in Rußland etwa durchschnittlich 100 Tage im Jahre). Namentlich hatte die schnelle Entwicklung des Eisenbahnbaues die Benutzung der Wasserstraßen, insbesondere in Deutschland, eingeschränkt. Das Beispiel Nordamerikas und Frankreichs sowie die steten Tariffehden der Eisenbahngesellschaften haben die große volkswirtschaftliche Bedeutung der Wasserstraßen seit Mitte der siebziger Jahre wieder in den Vordergrund gebracht, und man hat in Deutschland vor, durch Bau neuer und Umbau älterer Kanäle sowie rationellen Ausbau der Flüsse ein Wasserstraßennetz zu schaffen, das den äußersten Westen Deutschlands mit dem äußersten Osten und die in Nord- und Ostsee mündenden Flüsse mit der Donau verbindet, so daß die F. einer bedeutenden Weiterentwicklung entgegengeht. (S. Schifffahrtskanäle.) Schon jetzt aber bewältigt sie ganz gewaltige Verkehrsmassen.

Der Güterverkehr auf deutschen Flüssen betrug (1890) einschließlich der Flöße und deren Beiladung:

Wasserstraßen Zu- und Abgangsverkehr Durchgangsverkehr

t t

Auf den deutschen Flüssen und Kanälen des Ostseegebietes 3393673 7725271

Auf den deutschen Flüssen und Kanälen des Nordseegebietes ausschließlich des Rheinstromgebietes 10081261 12620570

Im deutschen Rheinstromgebiet 13068978 8443887

In den deutschen Bodenseehäfen 321495 –

Auf der deutschen Donaustrecke 515401 372477

Zusammen 27380808 29162205

Im deutschen Reichsgebiet zählte man 1887 an Fluß-, Kanal-, Haff- und Küstenfahrzeugen 19237 Segel- und 1153 Dampfschiffe mit 2049413 und 51292 t Tragfähigkeit. Am bedeutendsten ist die F. auf der Elbe (1890: Zu- und Abgangsverkehr 8371880, Durchgangsverkehr 12057003 t) und dem Rhein entwickelt, über dessen Verkehr die Tabelle auf S. 943 Auskunft giebt. Hervorzuheben ist, daß in Bezug auf Raumgehalt der Schleppkähne auf dem Rhein die ausländischen Flaggen die deutsche übertreffen, während diese wiederum erheblich mehr an Dampfern stellt. Auch fahren gerade die weitaus größten Rheinschiffe unter deutscher Flagge.

Der Anteil der Wasserstraßen an der Güterbewegung in Deutschland ist auf etwa 23 Proz. Des Gesamtverkehrs zu veranschlagen, während der Massenverkehr an Gütern auf den Eisenbahnen sich durch Zunahme der F. nicht verringert.

Die wichtigsten Hebel der F. sind: genügender und möglichst gleichmäßiger Wasserstand, an dem freilich fast alle europ. Flüsse, besonders wegen der allzu starken Ausrottung der Wälder in den Quellgebieten, Mangel leiden (Ägypten besaß im Altertum große Bassins zur Speisung der Flüsse in Notfällen), sodann passende Schiffsgefäße und billige Zugkraft. Die staatlichen Aufwendungen für die F. bleiben zwar noch immer hinter denen für Eisenbahnzwecke erheblich zurück; so sind in Preußen 1880‒89 neben den laufenden der F. dienenden Geldern (jährlich 2‒3 Mill. M.) für größere Regulierungen und Neuanlagen im Interesse der F. 204577000, dagegen allein für Nebenbahnen