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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Foggia - Föhn
Karl XIV. Johann. Schlichte Wahrheit zeichnet
diese im Kostüm ihrer Zeit dargestellten Figuren aus.
F. starb 22. Dez. 1854 zu Trieft. - Vgl. I/(Nuvr6
äs lV, pud1i6 par I.t;c0Qt6 Machwerk; Par.1856).
Foggia (spr. foddscha). 1) Provinz im König'
reich Italien, auch Capitanata genannt, in der
Landschaft Apulien, grenzt im N. und O. an das
Adriatische Meer, im S. an die Provinzen Bari,
Potenza und Avellino, im W. und NW. an Bene-
vent und Campobasso, hat 7648,4 (nach Strelbitskij
6693,3) ykm mit <1881) 356267 (nach Berechnung
31. Dez. 1892 397205) E., d. i. 52 E. auf 1 ykm,
und zerfällt in die 3 Kreise Vovino (55109 E.),
F. (162560 E.) und San Severo (138598 E.) mit
zusammen 53 Gemeinden. Die Provinz wird im W.
durchzogen von den Ausläufern des Apennin, die
sich im Monte-Sambuco zu 982, im Monte-Cornac-
chia zu 1151 m erheben, während die im NO. gelegene
Halbinsel von der meist mit Wald bedeckten Ge-
birgsgruppe Monte-Gargano erfüllt wird. Zwischen
beiden die weite, von vielen Flüssen durchschnittene
apulische Ebene Tavogliere dr Puglia, reich an Öl-
bäumen und Weiden, derWinteraufenthalt für große
Ziegen- und Schafherden. Nördlich von der Halb-
insel sind die Tremiti-Inseln (s. d.) vorgelagert.
Dre Grenze bilden Saccione und Fortore, füdlich
von der Halbinsel münden in den Golf von Man-
fredonia der Candelaro, Cervaro, Carapella und
Ofanto. Am Nordrand der Halbinsel zieht sich eine
Lagunenreihe, Lago di Lesina und di Varano, hin;
eine zweite Reihe befindet sich südlich am Golf Lago
di Salso und di Salpi; an den Lagunen sind zahl-
reiche Salinen. Der Boden ist trotz des heißen und
trocknen Klimas sehr fruchtbar und liefert Getreide,
Gewürz- und Futterkräuter, Gemüfe, Tabak, Süß-
holz, Johannisbrot, Öl und Weine. Die Viehzucht ist
von großer Bedeutung. Die die Provinz durchziehen-
den Eisenbahnen führen über die Hauptstadt F. -
2) Hauptstadt der Provinz H., zwischen den Flüß-
chen Cervaro und Celone in einer großen Ebene, an
den Linien Ancona-F.-Bari, F.-Manfredoma
(36 km), F.-Lucera (20 km), F.-Neapel (198 km)
und F.-Rocchetta (50 km) des Adriatischen Netzes,
Sitz der Präfektur, eines Bifchofs, Tribunals, Han-
delsgerichts, Eifenbahnbezirks-Aufsichtsamtes,sowic
des Kommandos der Infanteriebrigade "Toscana",
ist gut und regelmäßig gebaut und hat (1881) 40283
(nach Berechnung 31. Dez. 1892 44500) E., in Gar-
nison das 2. Infanterieregiment und eine Eskadron
Kavallerie; eme große Anzahl Kirchen und Alter-
tümer, ein schönes Zollhaus, einen großartigen
Säulengang zu den öffentlichen Gärten, Reste vom
Palaste Kaiser Friedrichs II., in dem seine dritte
Gemahlin, Elisabeth von England, 1241 starb, ein
Standbild des berühmten Arztes Lanza, große Korn-
maaazine; ein Theater, ein Gymnasium, eine Ober-
realschule, Gewerbeschule, ein Lehrer- und ein Leh-
rerinnenseminar, eine Bibliothek, einen botan. Gar
ten; bedeutenden Handel mit Wein, Öl, Wolle, Ge-
treide, Vieh und den in der Umgebung in großer
Menge wachsenden Kapern, sowie eine sehr besuchte
Messe (8. bis 20. Mai). F. lst Hauptmarktplatz der
Landschaft Apulien. In der Nähe die Ruinen des
alten Arpi. - In F. hielt Kaiser Friedrich II. 1240
ein Parlament. Vor der Stadt siegte Manfred
2. Dez. 1254 mit Hilfe der Sarazenen über die
Söldnerscharen des Papstes Innocenz IV. Nach
Manfreds Tod (1266) ließ Karl I. von Anjou die
Stadt wegen ihrer Parteinahme für Konradin hart
büßen und später ein Kastell in derselben errichten.
1731 litt sie durch Erdbeben.
Foglar, Ludwig, österr. Schriftsteller, geb.
24. Dez. 1820 zu Wien, studierte daselbst, ward dann
Kaufmann, 1842 Liquidator der Donau-Dampfschiff -
fahrtsgefellfchaft daselbst und starb 15. Aug. 1889
zu Kammer am Attersee. Er schrieb "Cyprefsen",
Dichtungen (Wien 1842; 2. Aufl. 1846), "Strahlen
und Schatten", Gedichte (Lpz. 1846), "Ein Stück
Leben", Gedichte (Pest 1847), "Verworfene Schau-
fpiele" (ebd. 1847), "Klara von Vissegrad", epische
Dichtung (ebd. 1847), "Geschichten und Sagen"
(ebd. 1848), "Freiheitsbrevier", Gedichte (ebd. 1848),
"Erzählungen und Novellen" (ebd. 1854), "Neuere
Gedichte" (ebd. 1859), "Schiller-Legenden" (ebd.
1859), "Donausagen" (ebd. 1860), "Ein Poet. Pilger-
buch" (ebd. 1861), "Still und bewegt", Gedichte
(ebd. 1862), "Reliquien eines Honved", anonym
(ebd. 1862), "Novellenbuch" mit seinem Bruder
Adolf (2 Bde., Wien 1863), "Mmnehof", Roman
in Liedern (ebd. 1864), "Freudvoll und leidvoll",
Gedichte (Lpz. 1867), "Sanct Vclociped", unter
dem Pfeudonym Leberecht Flott (Hamb. 1869),
"Beethoven. Legenden" (Wien 1870), "Gedichte
Neue Sammlung" (Lpz. 1883), "Geschichten und
Gedenkblätter in Versen" (Wien 1883).
Foglia (spr. folja), Fluß in Italien, entspringt
an der Ostsette des etrusk. Apennins, in der Pro-
vinz Arezzo, stießt nach ONO. und mündet nach
einem Laufe von 85 Km bei Pesaro, dessen Hafen
er bildet, ins Adriatifche Meer.
I'oIiis Äüspa^ns (frz., fpr. foljih despannj),
span. Tanz von ernstem Charakter im Dreiviertel-
takt, hat zwei Teile zu je acht Takten und wird von
einer einzelnen Person getanzt.
Foglietta (spr. folj-), bis Ende 1870 ein gesetz-
liches Flüssigkeitsmaß im frühern Kirchenstaate. Die
F. war ein Viertel des Voccale und in Rom für
Wein und Branntwein ^ 0,461, für Öl --- 0,5i 1;
in Ancona war sie 0,361; in Bologna ^ 0,331.
Foglietto (ital., spr. folj-, "Stichwort"), in der
Musik früher die Violinstimme des Konzertmeisters,
in der die Soli und die Eintritte der andern Stim-
men angedeutet waren, so daß nach dieser Vorlage
dirigiert werden konnte. Bis zum Anfang diefes
Jahrhunderts wurden alle Orchesterstücke nach einer
solchen Direktionsstimme vom ersten Pulte aus ge-
leitet. Ein besonderer Kapellmeister und Partitur
sind Produkte der neuern Zeit.
Fohi, engl. Schreibweise für Fu-Hi (s. d.).
Fohlen, Füllen, Bezeichnung für das junge,
noch nicht ausgewachsene Pferd (bis zum 5. Jahre).
F. als Verbum ist gleichbedeutend mit Abfohlen
und bezeichnet das Gebären der Stuten (s. Geburt
Fohlendarre, s. Darrsucht. fter Tiere).
Fohlenzähne, Milchzähne der Pferde (s. d.).'
Föhn oder Fön (lat. ^avouius), in den Thälern
am Nordabfall der Schweizeralpen der warme,
trockne Süd- und Südostwind, der namentlich mi
Herbst, Winter und Frühling oft mit orkanartiger
Heftigkeit auftritt. T)em Föhnsturme geht in der
Regel Windstille, auffallende Durchsichtigkeit der
Luft und scharfe, grelle Beleuchtung voraus, die
bald einer zunehmenden Trübung der Atmosphäre
weichen. In den obersten Luftregionen bilden sich
Federwolken, während in den Thälern die Luft-
feuchtigkeit sich bis auf 35 und 25 Proz. vermindert.
Beim Beginn der Erscheinung, die in Perioden von
durchschnittlich 2^ Tagen eintritt, ist der Wind kalt"