Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

980
Formey - Förmlicher Angriff
Formey (spr. -meh), Joh. Heinr. Sam., philos.
und tbeol. Schriftsteller, geb. 31. Mai 1711 zu Ber-
lin, stammte aus einer Familie franz. Refugie's,
studierte Theologie und ward 1731 Prediger der
franz.-rcform. Gemeinde zu Brandenburg, 1737 Pro-
fessor der Beredsamkeit und 1739 Professor der Phi-
losophie am franz. Gymnasium in Berlin. Er wurde
1748 Sekretär der Berliner Akademie, 1778 Sekre-
tär bei der Prinzessin Hcnriette Marie, 1788 Direk-
tor der philos. Klasse an der Akademie und starb
7. März 1797 in Berlin. Auster mehrern Über-
setzungen gab er seit 1733 mit Veausobre und spä-
ter mit de Mauclerc die "I^il^wtliöquL Foriuaniciue"
(25 Bde.) und dann die "Kouvelle Nidliotuöquo
^srinÄnitiue" (25 Bde.) heraus. Mit Pörard schrieb
er ein "^mn-u^i Iittei-Hii'0 ä61'^1l6maAii6" (2 Bde.),
ferner ein Journal "Nmcure et Nm0i-v0" (Berl.
1738). Außerdem fchrieb er über Kirchengeschichte
(1763), über Physik (1770), den "^nti-^miw" (1762
- 64) und "(Hoix li68 M6inoii'63 6t Hl)1'0A6 äs
I'tnLtoii'6 Ü6 i'^ckläömiL äe Ueriin" (4 Bde., Verl.
1761), ferner "LiLineuta ^IiNosopIii^e 86u N^äulill
^Voin'anÄ" (1746), "I.a. deils ^oiM^uuö" (6 Bde.,
Haag 1741-53), 46 Lobreden, eine "Nnc^clc^eäici
portative" u. s. w.
Formia, ehedem Mola di Gaeta, Stadt im
Kreis Gacta der ital. Provinz Cascrta, am Nord-
ende des Golfs von Gaeta, an der Linie Sparanise-
Gaeta des Mittelmeernetzes, besteht aus Ober-
und Unterstadt, hat (1881) 8665 E., einen Hafen
und lebhaften Handel. - F. ist das alte Formiä
an der Via ^pM. Die Stadt erhielt nach der Un-
terwerfung von Latium und Campamen von den
Römern 338 v. Chr. das röm. Bürgerrecht ohne die
polit. Rechte und 188 v. Chr. das vollständige Bür-
gerrechts Gleich andern vornehmen Römern besaß
Cicero hier ein Landgut, sein Formianum.
Mormiäte, die Salze der Ameisensäure.
^orniloa. (lat.), Zlmeise.
Formrca, Eiland in: Tyrrhenischen Vceere, west-
lich von Monte-Cristo, ist 11m hoch und trägt einen
Leuchtturm. - Ebenso heißen einige Inselchen bei
Ischia und eine der Ägadischen Inseln im W. von
Sicilicn, auf welcher 1276 Johann von Procida
mit andern Sicilianern die Sicilianifche Vesper ver-
abredet haben soll.
I°orinioiÄa.S, s. Ameisen.
Formidäbel (lat.), furchtbar, grauenerregend.
Formieren (lat.), bilden, gestalten, auf- und
zusammenstellen (Truppen); Formierung, soviel
wie Formation (s. d.).
Kormikation (lat.), s. Ameisenkriechen.
Formkasten oder Form lade, eine kästen- oder
rahmenartige Einfassung der Gusiformcn aus Sand
oder Masse (s. Gußsormen), welche es ermöglicht,
sie auseinander zu nehmen und wieder zusammen-
zusetzen, sie von einem 5)rte nach einem andern zn
bringen, und welche beim Gießen sie befähigt, dem
Drucke des eingegossenen flüssigen Metalls den er-
forderlichen Widerstand entgegenzusetzen. Die F.
sind fast immer aus Gußeifen gefertigt und bestehen
in den meisten Fällen ans zwei aufeinander stehen-
den Teilen, dem Obcrkasten und Untertasten, deren
ersterer senkrecht von dem letztern abgehoben wer-
den kann. Im übrigen giebt es auch drei- und
vierteilige F., solche, welche in wagercchter Rich-
tung auseinander genommen werden, n. a. m. Die
Beschaffenheit und "Größe der herzustellenden Guß-
formcn muß für die Einrichtung der F. den Aus-
schlag geben. Gußstücke, im F. gegossen, nennt man
Kastengußstücke, das Verfahren der Anfertigung
der Gußformen die Kastenformerei. (S. For-
Formlade, s. Formkasten. ^merci.)
Förmlicher Angriff oder Belagerung,
das schrittweise methodische Vordringen gegen eine
Festung unter Benutzung künstlicher Deckungen
und mit Anwendung von Belagerungsartillerie,
verbunden mit Vernichtung der Sturmfreiheit der
Werke durch Herstellung von Breschen, durch die
dann das gewaltsame Eindringen mittels eines
Sturmes erfolgt. Über die Formen des F. A. in
frühern Zeiten vom Altertum bis gegen das Ende
des 17. Jahrh. s. Festungskrieg. Für alle von die-
fem Zeitpunkt an bis zur Gegenwart geführten Be-
lagerungen oder förmlichen Festungsangriffe ist die
von Vauban eingeführte Angriffsmanier mehr oder
weniger maßgebend gewesen, und die Grundprinci-
pien dieser Manier sind, wenn auch infolge der ver-
vollkommneten Waffentcchnik und Bautechnik ihre
Formen sich wefentlich verändert haben, doch die
Gruudlage der neuern, bisher praktifch noch nicht
erprobten Theorie des F- A. geworden. Vaubans
Angriff (f. Fig. 1) richtet sich gegen eine aus zwei
Bastionen und dem dazwischenliegenden Navelin
bestehende Front, die sog. Angriffs front. Dieser
gegenüber erfolgt, nach Beendigung aller Vorberei-
tungen, das Äusheben der ersten Parallele,
welche die Angriffsfront gürtelartig umgiebt und
bis über die gedachten beiderseitigen Verlängerungen
der Kurtine hinausragt. Die erste Parallele wird ge-
wöhnlich 500-600 in vom Glacis, d. h. außerhalb
der Wirkungsweite des Kartätschfeuers, angelegt;
wenn Gelände und sonstige Umstände es gestatten, ist
es vorteilhaft, die Parallele vom Glacis nur 300-
400 m entfernt anzulegen, wodurch Zeit und Arbeit
gespart wird. Die Aushebung der Parallele mittels
der flüchtigen Sappe erfolgt gewöhnlich des Nachts
und zwar so geräuschlos als möglich, damit dieArbeit
den: Feinde verborgen bleibt und weder durch Feuer
uoch durch Ausfälle gestört wird. Um die Arbeitender
ersten Nacht zu decken, schiebt man starke Deckungs-
truppen vor die auszuhebende Parallele vor, wäh-
rend rückwärts derselben Reserven in Bereitschaft
gehalten werden. Nach Vollendung der Parallele
zieht man die vorgeschobenen Truppen zurück; ein
Teil von ihnen (Tranch bewache genannt) besetzt
die Parallele. Zur gedeckten rückwärtigen Verbin-
dung der ersten Parallele werden Kommunikatio-
nen ausgehoben (s. Laufgräben). In, vor oder
hinter der ersten Parallele werden die Rikoschett-
batterien (2), Enfilierbattcricn (4), Wnrf-
battcrien (3), bisweilen auch Demontier-
batterien (1) erbaut. Es ist Grundsatz, das
Feuer aus den ersten Batterien nicht früher zu be-
ginnen, bis alle Batterien fcrticz sind, damit die
Feftungsartillerie sich nicht mit Überlegenheit gegen
einzelne Batterien wenden kann. sobald es ge-
lungen ist, durch die Batterien der ersten Parallele
das Feuer der Festungsgcschütze einigermaßen zu
dämpfen, wird unter diesem Schutze zur zweiten
Parallele vorgegangen. Man bricht zu dcm Ende
aus der ersten Parallele an inehreru Stellen und
zwar in der Richtung der Kapitalen der angegriffenen
Werke (d. h. nach Möglichkeit innerhalb des unbe-
strichcnen Raums) mit Approchen im Zickzack
vor und umschließt die Angriffsfront mit einer
neuen Laufgrabenlinie, der zweiten Parallele, ganz
nach den bei der ersten befolgten Grundsätzen, wobei