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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankfurt am Main
endete. Andere kath. Kirchen sind die St. Leon-
bardskirche, ein ursprünglich drei-, jetzt fünfschif-
figer Hallenbau, 1219 begonnen, im 14. Jahrh,
erweitert, der spätgot. Chor 1434 erbaut, das Ganze
1507 vollendet, 1808 erneuert; ferner die Liebfrauen-
kirche (15. Jahrh.) mit alten Grabmälern, Deutsch-
hauskirche in Sachsenhausen und <Ht. Iosephskirche
(1875 - 86) in Bornheim. Von den evang. Kir-
chen seien genannt die got. Nikolaikirche am Nö-
ltterberg, ein zweischiffiger Hallenbau (13. Jahrh.),
1450 als RatMpelle in frühgot. Stil hergestellt,
1842-45 für die luth. Gemeinde erneuert, mit guß-
eisernem Turmhelm und Altarblatt (Auferstehung)
vonRethel; die 1833 vollendete runde Paulskirche,
1848 49 Sitz der Nationalversammlung; dieKatha-
nnenkirche, 1678-80 durch Melchior Hehler erbaut,
mit vielen Grabmälern, Gemälden längs den Em-
poren und neuen Glasgcmälden nach E. von Steinle
und Lindemann; die neue Peterskirche anf dem
Friedhofe, wo Goethes Mutter ruht (die alte
Peterskirchc wird niedergelegt); die spätgot. Weiß-
frauenkirche, die Christuskirche (1883), die Luther-
kirche (1892), die Drei-Königskirche in Sachsen-
hausen, 1881 nach Denzingers Plane vollendet, und
die evang. Kirche in Vornheim. Die ältere Syna-
goge in der Vornestraße ist 1860 nach Plänen von
Kayser, die neuere am Vörneplatz 1881, die Syna-
goge der israel. Religionsgesellschaft (Altgläubige)
in der Schützenstraße 1853 erbaut.
Weltliche Gebäude. Der Römer, das Rathaus
der alten Reichsstadt, ist 1405-13 aufgeführt, spä-
ter vielfach umgebaut; die Facade, mit drei Staffel-
giebeln und weiten spitzbogigen'Thürcn, war einst mit
Malereien geschmückt, die Rückseite am Paulsplatz ist
von 1731. Der im ersten Stock befindliche Kaiser-
saal enthält die lebensgroßen Bildnisse der deutschen
Kaiser und seit 1892 ein Marmorstandbild Kaiser
Wilhelms I. von Kaupert; neben dem Kaisersaal
das Wahlzimmer, jetzt Sitzungssaal des Magistrats.
Der südlichste der drei Giebel des Römers gehörte
dem Hause Limpurg an, dessen schönes Thorgewölbe
im Seitengäßchen und prächtige Spindeltreppe
(1607) sehenswert sind. Die mit dem Römer ver-
bundenen Häuser: Salzhaus mit schmalen: holzge-
schnitzten Giebel, Frauenstein mit bemalter Facade
(18. Jahrh.) und Wanebach, ein Holzbau 'deö
16. Jahrb., sind 1888-90 von A. Koch restauriert.
Im Thurn und Taxisschen Palais (1730) tagte bis
1866 der Bundestag. Der sog. Saalhof, mit Facadc
von 1717, steht vermutlich an Stelle einer von
Karl d. Gr. erbauten, von Ludwig dem Frommen 822
erneuerten Kaiserpfalz; letztere wurde im 14. Jahrh,
verpfändet und vielfach umgebaut. Das städtische
Archivgebäude ist 1878 nach Plänen von Denzin-
ger, die Stadtbibliothek mit koriuth. Vorhalle 1825
von Heß erbaut, die großen Flügelbauten nach Wilh.
Müllers Entwurf 1892 vollendet. Das ehemalige
Leinwandhaus (14. Jahrh.) mit Zinnen und Eck-
türmchen neben dem Archiv ist 1892 durch A. Koch
zu Museumszwecken restauriert worden. Der 1883
-88 von Eggert erbaute Hauptbahnhof (s. Bahn-
höfe, Bd. 2, E. 294 d und Tafel: Bahnhöfe 1,
Fig. 1 u. 2 und IV, Fig. 1) gehört zu den größten der-
artigen Anlagen. Das Schauspielhaus am Theater-
platz ist 1782, die neue Börse dahinter 1879 von
Vurnitz und Sommer erbaut (s. Tafel: Börsen-
gebäude I, Fig. 1). Der prachtvolle Bau des
Städelschen Kunstinstituts, nach Plänen von Oskar
Sommer in Hochrenaissance 1878 vollendet (s. Tafel:
Museen I, Fig. 2), enthält eine Gemäldegalerie
(s. unten). Goethes Elternhaus, 1863 durch das
Freie Deutsche Hochstift (s. d.) angekauft und so wie-
der hergestellt, wie es nach dem Umbau (1755) war,
enthält Büsten, Bildnisse und Erinnerungen des
! Dichters. Am Vockenheimer Thor erhebt sich das
prächtige Opernhaus (Baukosten 5^ Mill. M.),
1873-80 nach den Plänen von Lucae in Berlin er-
baut, mit schönem Treppenhaus und Hauptfoyer, mit
Skulpturen von Rumpf und Gustav Kaupert sowie
Wandgemälden nach Steinles Entwürfen. Das neue
Gerichtsgebäude ist 1884-89 nach Endells Entwurf
in deutscher Renaissance erbaut. Eins der größten
Gebäude ist das Deutsch-Ordenshaus (1709) in
Sachsenhausen, vormals der Krone Österreich ge-
hörig. Weiter weist die Stadt noch interessante alte
und großartige neue Gebäude auf, wie den großen
Schlacht- und Viehhof in Sachsenhausen, die Reichs-
bank von Lange, Paveltund Co., Frankfurter Bank,
Vereinsbank und Bank für Handel und Industrie,
die Germania von Kayser und von Großheim
(Berlin), die Bavaria, die Alemannia, das Haus
Zum Kaiser Karl, Zum großen Engel (1562), halb
gotisch, halb Renaissance, das sog. Steinerne Haus
(15. Jahrh.), Nürnberger Hof, Holzbau mit got.
Durchgang und reichem Kreuzgewölbe, den Tuch-
gaden, wo die Mctzgerzunft dem nach der Krönung
vom Dom zum Römer ziehenden Kaiser den Ehren-
trunk darbrachte, die Goldene Wage, ferner die
Markthalle (1879), das städtische Krankenhaus
(1884), das Lagerhaus (1886), Polizeipräsidium
(1887) und die Post (1892), endlich von den zahl-
reichen Schulen das neue Kaiser-Friedrichs-Gym-
nasium (1888).
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von
einem Oberbürgermeister (Adickes, seit 1891,26000
M.), Bürgermeister (Dr. Heußenstamm, 13500 M.),
ferner 18 Stadträten (8 besoldet), 3 Assessoren, 61
Stadtverordneten und einem Polizeipräsidium (Prä-
sident Freiherr von Müffling) mit 1 Regierungsrat,
1 Regierungsassessor, 3 Polizeiräten, 1 Polizei-
assessor, 1 Polizeihauptmann, 11 Kommissaren, 6
Kriminalkommissaren, 21 Wachtmeistern und 26<)
Schutzleuten. Die Berufsfeuerwehr (feit 1874) be-
steht aus 1 Branddirektor, 1 Brandmeister, 94 Feuer-
wehrleuten und hat 5 Feuerwachen, 110 Feuermelder
und 23 Spreckstationen, 1600 Hydranten, 1 Dampf-, '
2 andere Spritzen und 9 Pferde; die freiwillige Feuer-
wehr zählt 180 Mann. Es bestehen 2 städtische Gas-
anstalten und 65 elektrische Einzelanlagen in Privat-
gebäuden. Die drei Wasserwerke (213 554 ni Rohrnetz)
lieferten (1890/91) 8,251 Mill. cdm Wasser. Auf dein
städtischen Vieh- und Schlachthofe wurden (1891) auf-
getrieben 48 667 Stück Rindvieh, 86 365 Schweine,
59803 Kälber und 35825 Hammel; geschlachtet wur-
den 25 958 Stück Rindvieh, 66121 Schweine, 54974
Kälber und 27667 Hammel. Seit 1879 besteht eine
Markthalle (Bankosten 1,5 Mill. M.) und außer-
dem eine Nebenmarkthalle (auch Lederhalle ge-
nannt), in welcher die Frühjahrs- und Herbst-Leder-
messe abgehalten wird.
Finanz en. Der Haushaltplan (1893/94) schließt
ab in Einnahme mit 16841224 M., Ausgabe mit
16752671M. Die Schulden betragen 51704344 M.,
denen ein Vermögen von 127203115 M. gegenüber-
steht. Für Schulen werden aufgewendet etwa 2V4
Mill. M. (einschließlich Neubauten), für Wohlthätig-
teitsanstalten etwa 6000 M., für Armen- und Kran-
kenwesen 1^/2 Mill. M., für Straßenreinigung