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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankreich (Einteilung und Bevölkerung)

unterjochten Galliern, angesiedelten Römern und fränk. Stämmen, 90,21 Proz. verbleiben. (S. Ethnographische Karte von Europa, Bd. 6, S. 430.)

Der Staatsangehörigkeit nach verteilte sich die Bevölkerung 1891 aus 37003174 Franzosen (36832470 geborene, 170704 naturalisierte) und 1130211 Ausländer. Letztere bildeten 1881: 2,7, 1886: 2,97, 1891: 2,96 Proz. der Gesamtbevölkerung. Die einheimische Bevölkerung hat sich von 1881 bis 1886 um 1,13, die Zahl der Fremden aber um 11,47 Proz. vermehrt, ein Verhältnis, in dem F. nur noch von der Schweiz übertroffen wird. Von den Ausländern waren 1891: 465860 Belgier, 286042 Italiener, 83333 Deutsche gegen 100114 (47812 männl., 52302 weibl.) im J. 1886, 77736 Spanier, 83117 Schweizer, 9078 Holländer, 31248 Luxemburger, 39687 Engländer, 11909 Österreicher, 14357 Russen, 11852 Amerikaner, 9705 andere Europäer, 813 Afrikaner, 343 Asiaten, 1908 andere und 3223 unbekannter Herkunft. Gründe der starken Einwanderung von Ausländern sind die geringe Volksdichte des Landes und die hohen Arbeitslöhne.

Die Ausländer verteilen sich vornehmlich auf Paris (Depart. Seine) und die Grenzlandschaften. Besonders reich sind (1891) folgende Departements:

Departements Ausländer Darunter Deutsche

Aisne 11512 602

Alpes-Maritimes 56067 1182

Ardennes 32729 804

Bouches-du-Rhône 92017 901

Corse 18049 44

Doubs 14457 2044

Gironde 10479 772

Hérault 11064 294

Marne 16195 2044

Meurthe-et-Moselle 28905 14711

Meuse 8052 2446

Nord 295219 1272

Oise 15932 628

Pas-de-Calais 23934 496

Pyrénées (Basses-) 18745 193

Pyrénées-Orientales 10553 18

Rhône 18142 1434

Savoie 9103 46

Savoie (Haute-) 7636 189

Seine 211016 32278

Seine-et-Oise 19556 2010

Var 26758 118

Außerdem leben im Depart. Aube 1657, Seine-Inférieure 1185 und in Vosges 4201 Deutsche.

Naturalisiert wurden (1891) 5371 Personen, darunter nur 973 Frauen, hauptsächlich Elsaß-Lothringer, Italiener und Belgier. Franzosen im Auslande gab es (1891) 517000.

Hinsichtlich der Berufsarten ist seit etwa 30 Jahren eine wesentliche Verschiebung eingetreten, indem vor allem die Zahl der in dem Ackerbau beschäftigten Personen (von 10000 E. waren es 1856: 5294, 1886: 4782) und die der Industrie treibenden (2907, 2517) abgenommen hat, wogegen bei der Handel treibenden Bevölkerung (453, 1150) eine Zunahme zu verzeichnen ist. 1891 lebten 45,7 Proz. der Bevölkerung vom Ackerbau, 22,4 von der Industrie, 10,4 vom Handel, 3,1 gehörten dem Verkehrswesen, 1,8 der bewaffneten Macht, 1,8 dem öffentlichen Dienste an, 2,9 waren in freien Berufsarten beschäftigt (Geistliche, Gerichtspersonen, Ärzte, Lehrer, Architekten, Musiker, Maler u. s. w.), 5,7 Proz. lebten von Renten und Pensionen.

Wie in den meisten Kulturländern, so besteht auch in F. ein Zug nach den großen Städten, so daß die ländliche Bevölkerung abnimmt; sie betrug 1846: 75,58 Proz. der Gesamteinwohnerzahl und sank in fünfjährigen Zeiträumen auf 74,48, 72,69, 71,14, 69,54, 68,94, 67,56, 65,21, 64,05 und 1891 auf 53 Proz.; die städtische dagegen nahm in folgendem Verhältnis zu: (1846) 24,42, 25,52, 27,31, 28,86, 30,46, 31,06, 32,44, 34,76, 35,95 und 1891 47 Proz.

Während die Bevölkerungszunahme im ganzen Lande 1886-91 nur 124289 betrug, gewann die Bevölkerung der Städte von über 30000 E. 340396, hierunter Paris allein 103000 E. Die Landbevölkerung verlor annähernd 455000 Seelen.

F. besitzt im ganzen 36144 Gemeinden. 1891 gab es 92 Gemeinden mit weniger als 50 E. (gegen 67 im J. 1881), 9598 (1881: 8771) mit 51-300 E., 18069 (18565) mit 301-1000 E., 7042 (7287) mit 1001-3000 E. Zwischen 3000 und 5000 E. hatten 776 (772) Orte, zwischen 5000 und 10000: 337 (312), zwischen 10- und 20000 hatten 128 (133) und über 20000 E. 104 (90) Orte. 22 Städte haben zwischen 50- und 100000 E.; ebenfalls 22 zwischen 30- und 50000 E. Großstädte sind (1891) folgende 12:

Paris 2447957 E.

Lyon 416029 "

Marseille 403749 "

Bordeaux 252415 "

Lille 201211 "

Toulouse 149791 "

St. Etienne 133443 E.

Nantes 122750 "

Le Havre 116369 "

Roubaix 114917 "

Rouen 112352 "

Reims 104186 "

Bevölkerungsbewegung in den J. 1885-93:

Jahr Eheschließungen Geburten Totgeborene Todesfälle Überschuß

1885 283170 924558 43958 836897 87661

1886 283208 912838 43623 860222 52616

1887 277060 899333 42930 842797 56536

1888 276848 882639 42070 837867 44772

1889 272934 880579 42449 794933 85646

1890 269332 838059 40535 876505 -38446

1891 285458 866377 42472 876882 -10505

1892 290319 855847 41925 875888 -20041

1893 287294 874672 42394 867526 7146

In den J. 1850, 1854 und 1861 betrug die Zahl der Eheschließungen 297700, 270900 und 305200. In den Kriegsjahren 1870 und 1871 ging sie natürlich zurück (223700 und 262500), erhielt jedoch einen bedeutenden Aufschwung 1872 (352750); ein solcher ist auch 1884 zu erkennen, während 1887 wieder einen merklichen Rückgang zeigt und 1891 wieder den Durchschnittssatz von 7,5 Eheschließungen auf 1000 E. erreicht. 1872 kamen auf 1000 heiratsfähige Personen 80, 1885 nur 52 Eheschließungen. Die meisten Ehen wurden in den Depart. Nord (8,2 Promille), Pas de Calais (8,3) und Seine (9 Promille; hier nur infolge der großen Zahl der Erwachsenen, denn eigentlich wird daselbst gerade am wenigsten geheiratet), die wenigsten dagegen in den gebirgigen Gegenden: Hautes- und Basses-Pyrénées (5,45 und 5,65 Promille), ferner in Lozère, Aveyron, Corsica und den Alpenlandschaften geschlossen. Die Zahl der Ehescheidungen belief sich 1885 auf 4277, 1891 auf 5750, 1893 auf 6184; sie war im Depart. Seine mit 282 Scheidungen auf 100000 Ehen am größten, am schwächsten in Haute-Loire (1), Landes (2), Corrèze und Ariège (je 3), Vendée (8).

Die Zahl der Geburten nimmt seit 1801 regelmäßig ab; 1871-80 kamen im Mittel auf 1000 E. 25,4, 1881-85: 24,6, 1887: 23,5, 1893 nur 22,9 Ge-^[folgende Seite]