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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankreich (Landwirtschaft)

schnitt der J. 1882 bis 1891 und das J. 1891 sowie den Wert (Mill. Frs.) der Ernte, die Ein- und Ausfuhr (Tonnen) für das J. 1891:

Getreidearten Anbaufläche 1891 1882-91 Ernteergebnis 1891 1882-91 Wert der Ernte 1891 Einfuhr 1891 Ausfuhr 1891

Weizen 5754 6848 77657 107098 1595,66 1960508 679

Roggen 1498 1656 21588 24202 292,32 304 40594

Gerste 1223 982 25420 18596 291,22 136825 124203

Hafer 4242 3760 106145 89607 915,94 97873 18550

Mais 557 577 9350 9456 126,97 62910 941

Buchweizen 623 619 10303 9849 111,62 3 39066

Halbfrucht 270 329 3698 5180 61,70 - -

Hirse 50 - 578 - - 19336 29004

Dem Getreidebau, der wichtigsten Nahrungsquelle, sind ungefähr 29 Proz. des Bodens gewidmet. In den J. 1815-35 wurden gewonnen auf 1 ha: 11,57 hl Weizen, 10,50 hl Roggen, 13,31 hl Gerste, 16 hl Hafer; 1856-76 dagegen: 14,58, 13,35, 18,06, 22,33 hl und 1891 13,49, 14,40, 20,78, 25,01 hl. Die wichtigste Getreideart ist der Weizen, dessen Anbau und Konsum fortwährend steigt. Die stärksten Ernten ergaben die J. 1872 (119), 1875 (133), 1879 (136) und 1882 (122 Mill. hl); 1892 wurden etwa 102,40 Mill. hl gewonnen. 1820-29 kamen (nach Abzug von 15 Proz. für Saatkorn) 156 l, 1840-49: 216 l, 1860-69: 230 l, 1880-86: 269 l, 1887-88: 275 l, 1891-92: 280 l auf den Kopf der Bevölkerung. Die reichsten Weizendepartements sind: Seine, Nord, Aisne, Seine-et-Marne, Somme, Oise, Eure-et-Loir, Loiret und Marne, die ärmsten: Loire-Inférieure, Ardèche, Alpes-Maritimes, Hautes-Alpes, Savoie und Var. Die Weizeneinfuhr (meist aus Rußland und den Vereinigten Staaten von Amerika, auch aus Indien) nimmt stetig zu. Der Anbau des Roggens ist zurückgegangen (1840: 2577000 ha, 1891: 1498570 ha), doch ist die Produktion nicht bedeutend gesunken (1878-87 im Mittel 24,30, 1891: 21,6 Mill. hl). Den ergiebigsten Roggenboden haben die Depart. Nord, Seine, Vienne, Aisne, den wenigsten Roggen bauen: Ardèche, Gard, Hérault, Lozère und Var. Die Kultur des Mengkornes (halb Weizen und halb Roggen) geht immer mehr zurück (1840 wurden 11,8, 1862: 8,0, 1891: 3,7 Mill. hl gebaut); am meisten findet man sie noch im mittlern Teil des Landes (Sarthe, Loir-et-Cher, Mayenne). Gerste wird hauptsächlich gebaut in den Depart. Aube, Côtes-du-Nord, Finistère, Ille-et-Vilaine, Marne, Mayenne und Sarthe; 1892 wurden etwa 17,62 Mill. hl gewonnen (Einfuhr 1885: 1,0, 1888: 1,58, 1891: 1,36 Mill. Doppelcentner). Hafer, nach Weizen die wichtigste Getreideart, baut man in Eure-et-Loir, Somme, Pas-de-Calais, Seine-et-Marne, Aisne, Oise, am wenigsten in Alpes-Maritimes, Corse und Landes. Die Ernte betrug 1880: 83,3, 1882: 89,7, 1886: 89,3, 1888: 84,95, 1891: 106, 1892: etwa 85,85 Mill. hl. Der Mais wächst besonders am Adour, an der Garonne bis zur Charente und in kleinern Gebieten an der Saône und in Burgund. 1887 lieferten am meisten die Depart. Landes und Basses-Pyrénées. Seitdem der Mais auch zur Stärkemehl- und Alkoholfabrikation verwendet wird, stieg die Einfuhr von 1,3 Mill. Doppelcentner im J. 1876 auf 3,2 Mill. im J. 1888; 1891 betrug sie nur 0,6 Mill. Doppelcentner. Buchweizen wird nur noch in der Bretagne, der nordwestl. Normandie und der Landschaft Bresse als Nahrungsmittel verwendet. Hirse wächst namentlich in den südwestlichen Depart. Morbihan, Deux-Sèvres, Gironde, Landes, Haute-Garonne. Die Produktion der Kartoffeln hat sich nach Erlöschen der Krankheiten von 1830 und 1843 sehr gehoben. 1891 wurden 11,16 Mill. t auf 1492736 ha geerntet (1840 erst 6,9 Mill. t auf 922000 ha) und zwar namentlich in Saône-et-Loire, Allier, Dordogne, Ardèche, Sarthe, am wenigsten in Calvados, Orne, Landes, Corse, Basses-Pyrénées. Eingeführt wurden (1891) 22801, ausgeführt 22052 t. Die Trüffelzucht wird besonders in den Depart. Dordogne (Périgueux), Aveyron, Lot, Corrèze, die Zucht der Champignons in den mittlern und südl. Teilen betrieben.

Von den Industriepflanzen werden seit Anfang dieses Jahrhunderts Zuckerrüben gebaut und zwar in dem bevorzugten Norden, in einer Zone von der belg. Grenze über Paris, auch in der Dordogne. Zuckerfabriken bestanden (1891/92) 368 (97 in Nord, 78 in Aisne, 60 in Somme) mit 50000 Arbeitern, die 5625 Mill. kg Rüben verarbeiteten und 550,18 Mill. kg raffinierten Zucker und 195,86 Mill. kg Melasse gewannen. Die Ausbeute betrug also 9,78 bez. 3,48 Proz. 1892 überstieg die Ausfuhr die Einfuhr um 40 Mill. Frs. Tabak wird in 22 Departements, besonders in Dordogne gebaut (1891 auf 15409 ha 219601 Doppelcentner); der Verbrauch erreichte 35,8 Mill. kg, d. i. 934 g auf den Kopf. Der Hopfen (1891: 29016 Doppelcentner für 3,96 Mill. Frs.) gedeiht vorzugsweise in den Depart. Nord, Côte-d'Or und Meurthe-et-Moselle; jährlich müssen etwa 30000 Doppelcentner aus Belgien und Deutschland eingeführt werden. Der Flachs verliert immer mehr an Anbaufläche (1875: 80000, 1880: 64000, 1891: 29097 ha) und wird aus Belgien und Rußland eingeführt. Ebenso muß Hanf, welcher 1891 auf 51602 ha Land gebaut wurde (Ertrag: 328246 Doppelcentner), in großen Mengen eingeführt werden. - Vgl. Heuzé, La France agricole (3 Bde., Par. 1868-69).

Der Obstbau ist sehr bedeutend. Die Normandie und Bretagne liefern Äpfel und Birnen, aus welchen Cider bereitet wird (1882/91: durchschnittlich 11986000 hl), die Depart. Var, Lot-et-Garonne, Indre-et-Loire Pflaumen (1891: 466628 Doppelcentner im Werte von 13,5 Mill. Frs.), das Depart. Seine (Montmorency, Montreuil) viel Kirschen und Pfirsiche. Die Ausfuhr an Früchten (eingemachte u. s. w. inbegriffen) betrug 1885: 46, 1888: 43, 1892: 33 Mill. Frs. Die Kastanie, ein wichtiges Nahrungsmittel für die Bergbewohner in der Auvergne und auf Corsica, wird besonders in ärmern Departements gezogen, ihr Anbau nimmt aber immer mehr ab. Der Walnußbaum wächst